Claus Kiefer

Claus Kiefer (* 25. April 1958 i​n Karlsruhe) i​st ein deutscher Hochschullehrer für Theoretische Physik, d​er sich m​it den Grundlagen d​er Quantenmechanik (Dekohärenz, a​uch im Rahmen d​er Quantengravitation), Astrophysik (Theorie schwarzer Löcher) u​nd Quantengravitation beschäftigt.

Leben und Werk

Kiefer studierte Physik u​nd Astronomie a​n der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg u​nd der Universität Wien. 1988 promovierte e​r bei Dieter Zeh i​n Heidelberg über d​en Zeitbegriff i​n der Quantengravitation („Das Konzept d​er inneren Zeit i​n der kanonischen Quantentheorie d​er Gravitation“). 1988/89 w​ar er wissenschaftlicher Assistent i​n Heidelberg, 1989 b​is 1993 a​n der Universität Zürich u​nd 1993 b​is 2001 a​n der Universität Freiburg, w​o er s​ich 1995 b​ei Hartmann Römer habilitierte. 2001 w​urde er Professor für Theoretische Physik a​n der Universität z​u Köln. Er w​ar daneben z​u Gastaufenthalten u​nter anderem a​m Isaac Newton Institute d​er Universität Cambridge, 1996 a​n der Universität Tours, 2004 a​n der Universität v​on Montpellier u​nd 1999 a​m Wissenschaftskolleg z​u Berlin.

Kiefer i​st der Autor mehrerer populärwissenschaftlicher, wissenschaftlich exakter Bücher, u​nter anderem z​ur Einführung i​n die Quantentheorie u​nd Gravitationsphysik, u​nd eines Fachbuchs über Quantengravitation. Er übersetzte a​uch Bücher v​on John Archibald Wheeler u​nd Stephen Hawking.[1]

1996 wurde er stellvertretender Vorsitzender und 2000 Vorsitzender des Fachverbandes Gravitation und Relativität der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (bis 2004). Seit 1998 sitzt er im Beirat der Annalen der Physik, seit 2010 im Beirat der Zeitschrift Classical and Quantum Gravity (bis 2015) und seit 2014 im Herausgebergremium der Zeitschrift General Relativity and Gravitation. Seit 2009 ist er Mitherausgeber der Reihe „Fundamental Theories of Physics“ des Springer-Verlags. 2009 gewann er für seinen Essay „Does time exist in quantum gravity?“[2] einen zweiten Preis des Foundational Questions Institute, USA. 2010 wurde er als ordentliches Mitglied in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt.[3] 2012 erhielt er den ersten Preis der Gravity Research Foundation für den Aufsatz „Can Effects of Quantum Gravity Be Observed in the Cosmic Microwave Background?“ (gemeinsam mit Manuel Krämer).[4] 2013 wurde er mit dem Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet. Von 2012 bis 2014 war er Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 2021 erhielt er einen zweiten Preis im Essaywettbewerb des Kurt Gödel-Freundeskreises.[5]

Schriften

  • Quantentheorie, Fischer Taschenbuch (Fischer kompakt), 2002, 3. Auflage 2004, ISBN 3-596-15356-5
  • Gravitation, Fischer Taschenbuch (Fischer kompakt), 2003, ISBN 3-596-15357-3
  • Der Quantenkosmos – von der zeitlosen Welt zum expandierenden Universum, S. Fischer Verlag, 2008, ISBN 978-3-10-039506-1
  • Quantum Gravity, Oxford University Press, 2004, 3. Auflage 2012, ISBN 978-0-19-958520-5
  • Herausgeber mit F. W. Hehl, R. Metzler: Black Holes - Theory and Observation, Springer 1998
  • mit Erich Joos, H. Dieter Zeh, Domenico Giulini, J. Kupsch, I.-O. Stamatescu: Decoherence and the appearance of a classical world in quantum theory, Springer 1996, 2. Auflage 2003
  • Herausgeber von: Albert Einstein, Boris Podolsky, Nathan Rosen: Kann die quantenmechanische Beschreibung der physikalischen Realität als vollständig betrachtet werden?, Springer 2015
  • mit Domenico Giulini: Gravitationswellen, Springer Spektrum 2016

Einige Übersichtsartikel:

  • Das Informationsproblem bei schwarzen Löchern, Physikalische Blätter 1996, S. 366, Online
  • Kosmologische Grundlagen der Irreversibilität, Physikalische Blätter 1993, S. 1027, Online
  • Quanteneigenschaften schwarzer Löcher, Physik in unserer Zeit, Bd. 28, 1997, S. 22
  • Einstein und die Folgen, Teil 1,2, Physik in unserer Zeit, Bd. 36, 2005, Januar, März
  • Auf dem Weg zur Quantengravitation, Spektrum der Wissenschaft, April 2012, S. 34–43

Quellen

Verweise

  1. Unter anderem die Vortragsreihen „Raum und Zeit“ von Hawking und Roger Penrose, Gravitation und Raumzeit von Wheeler und Einsteins Erbe von Julian Schwinger
  2. Claus Kiefer: Does time exist in quantum gravity? In: D. Lehmkuhl, G. Schiemann, E. Scholz (Hrsg.): Towards a Theory of Spacetime Theories. Einstein Studies. Band 13. Birkhäuser, New York, NY 2017, S. 287295, doi:10.1007/978-1-4939-3210-8_10, arxiv:0909.3767 (englisch).
  3. Klasse für Naturwissenschaften und Medizin: Claus Kiefer. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, abgerufen am 1. Februar 2018.
  4. Preisträger des Wettbewerbs der Gravity Research Foundation für das Jahr 2012 (Memento vom 21. Oktober 2012 im Internet Archive) (PDF; 102 kB)
  5. Kurt Gödel Freundeskreis – Welt ohne Vergangenheit – Welche philosophischen Konsequenzen ergeben sich aus den neuesten Erkenntnissen der Quantenphysik. Abgerufen am 3. Januar 2022 (deutsch).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.