Clara Ponsatí i Obiols
Clara Ponsatí i Obiols, teilweise auch nur kurz Clara Ponsatí, (* 19. März 1957) ist eine spanische Politikerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie war 2017 für mehrere Monate in der Generalitat de Catalunya für die Bildungspolitik zuständige Ministerin.
Werdegang
Ponsatí i Obiols studierte an der Universität Barcelona, wo sie 1980 mit einem Lizenziat in Wirtschaftswissenschaft abschloss. Nach einem Wechsel an die Autonome Universität Barcelona, an der sie 1982 ein Studium als Master of Science beendete, ging sie in die Vereinigten Staaten, um an der University of Minnesota bis 1988 einen Ph.D.-Titel zu erringen.
Nach einem Jahr bei Bell Communications Research in Morristown, New Jersey, kehrte Ponsatí i Obiols 1989 nach Spanien zurück und schloss sich dem Mitarbeiterstab der Autonomen Universität Barcelona an, an der sie später zur ordentlichen Professorin berufen wurde. 2001 wechselte sie an das wirtschaftswissenschaftliche Institut des Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC), an dem sie 2007 zur Direktorin aufstieg. 2012 ging sie als Gastdozentin an die Georgetown University. Nachdem ihr Aufenthalt dort im Sommer 2013 nicht verlängert worden war, machte sie politische Gründe dafür geltend, da sie sich positiv zur Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien geäußert hatte und stieß damit eine kurzzeitige Kontroverse an, in die sich auch der seinerzeitige Außenminister José Manuel García-Margallo einband.[1] Anschließend wieder kurzzeitig am CSIC tätig, folgte sie 2016 einem Ruf der University of St Andrews nach Schottland.
Seit Mitte 2016 Mitglied der Assemblea Nacional Catalana, berief der Präsident der katalanischen Autonomieregierung Carles Puigdemont Ponsatí i Obiols im Juli 2017 als Bildungsministerin in sein Kabinett. Nach dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien am 1. Oktober 2017 und der anschließenden „Unabhängigkeitserklärung“ flüchtete sie mit weiteren Kabinettsmitgliedern ins Exil nach Brüssel. Zeitweise mit einem europäischen Haftbefehl gesucht, kehrte sie später nach Schottland zurück, um ihre Arbeit an der University of St Andrews wieder aufzunehmen. Nach Anhörungen in Schottland im März 2018 wurde die außerspanische Strafverfolgung im Juli mit der Aufhebung des europäischen Haftbefehls fallen gelassen.[2] Aufgrund eines weiter bestehenden Haftbefehls in Spanien kann sie nicht nach Spanien zurückkehren.
Sie ist eine von 27 Abgeordneten, die 2019 ins Europäische Parlament gewählt wurden, aber erst dann nachrücken, wenn Großbritannien die EU verlassen hat. Findet der Austritt zum 1. Februar 2020 statt, wird sie Mitglied des Europäischen Parlaments. Sie ist eine von vier katalanischen Abgeordneten, die von der spanischen Wahlkommission bisher nicht als EU-Abgeordnete akkreditiert wurden, weil ein Haftbefehl gegen sie besteht. Am 6. Januar 2020 erkannte das Europäische Parlament allerdings die Mitgliedschaft der drei anderen Abgeordneten an.
Forschung und Lehre
Der Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Arbeit Ponsatí i Obiols’ liegt im Bereich der Spieltheorie, insbesondere hinsichtlich strategischer Fragestellungen und Vertragsverhandlungen bei kooperativen Spielen. Hier hat sie unter anderem Aspekten rund um Mediation, aber auch wirtschaftspolitischen Themen publiziert.
Seit 2003 gehört Ponsatí i Obiols zum Redaktionsboard der Zeitschrift International Journal of Game Theory, seit 1999 ist sie Redakteurin beim Periodikum Review of Economic Design.
Weblinks
- Clara Ponsatí i Obiols in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- Homepage an der University of St Andrews
Einzelnachweise
- naciodigital.cat: „Margallo reconeix que va cessar Ponsatí per sobiranista“ (abgerufen am 26. März 2019)
- bbc.com: „Spain withdraws Clara Ponsati arrest warrant“ (abgerufen am 26. März 2019)