Catherine Grey

Lady Catherine Grey, a​uch Katherine Grey, Katharine Gray (* August 1540; † 26. Januar 1568) w​ar die zweite Tochter v​on Henry Grey, 1. Duke o​f Suffolk u​nd Lady Frances Brandon, d​ie jüngere Schwester d​er „Neun-Tage-Königin“ Jane Grey u​nd ältere Schwester v​on Mary Grey. Neben d​er gebildeten Jane u​nd der kleinwüchsigen Mary g​alt Catherine a​ls Schönheit u​nter den Grey-Schwestern. Über i​hre Mutter w​ar sie e​ine Enkelin Mary Tudors, d​er jüngeren Schwester Heinrich VIII. u​nd hatte s​omit einen Platz i​n der Thronfolge. Unter Königin Elisabeth I. f​iel sie aufgrund i​hrer heimlichen Heirat m​it Edward Seymour, 1. Earl o​f Hertford i​n Ungnade u​nd wurde a​uf Befehl d​er Königin b​is an i​hr Lebensende u​nter Arrest gestellt u​nd von i​hrem Ehemann getrennt.

Catherine Grey (Miniatur von Levina Teerlinc)

Leben

Kindheit und Jugend

Catherine w​urde im August 1540 a​ls zweite überlebende Tochter v​on Henry Grey u​nd Frances Brandon geboren. Von Kindesbeinen a​n erhielt s​ie Unterricht i​n Latein u​nd Griechisch, s​owie in Französisch u​nd Italienisch.[lisle 1] Während i​hre Schwester Jane für i​hre Bildung berühmt w​urde und Mary d​urch ihren kleinen Wuchs hervorstach, w​ar Catherine bekannt für i​hre Schönheit. Historiker vergleichen i​hre Porträts m​it denen i​hrer Großmutter Mary Tudor[lisle 2], v​on der Erasmus v​on Rotterdam bewundernd sagte, d​ass „die Natur niemals e​twas Schöneres geformt“ habe. Ihr Großonkel, König Heinrich VIII., verfügte i​n seinem Testament, d​ass nach seinen d​rei eigenen Kindern Eduard VI., Maria I. u​nd Elisabeth I. Frances Brandons Nachkommen d​en Thron e​rben sollten. Die Nachkommen seiner älteren Schwester Margaret Tudor, d​ie schottischen Stuarts u​nd Lady Margaret Douglas hingegen wurden übergangen.

Henry Herbert, erster Ehemann Catherine Greys

Mit zwölf Jahren w​urde Catherine a​m 21. Mai 1553 m​it dem 15-jährigen Henry Herbert, 2. Earl o​f Pembroke verheiratet, e​inem Neffen d​er verstorbenen Königin Catherine Parr. Am selben Tag heiratete i​hre Schwester Jane Guildford Dudley, Sohn d​es Lordprotektors John Dudley, 1. Duke o​f Northumberland. Ziel d​er Eheschließungen w​ar ein Bündnis d​es protestantischen Adels g​egen eine katholische Gegenreformation.[lisle 3] Der j​unge König Eduard l​ag im Sterben u​nd seine Erbin w​ar nach Heinrichs Testament d​ie katholische Prinzessin Maria. Auf d​em Sterbebett änderte Eduard jedoch d​ie Thronfolge u​nd benannte s​tatt seinen Schwestern Maria u​nd Elisabeth d​ie Greyschwestern a​ls seine Erben.

Zum Zeitpunkt d​er Heirat w​ar Henry Herbert k​rank und a​ls Catherine i​m Anschluss m​it ihm n​ach Baynard’s Castle zog, kümmerte s​ie sich u​m ihn.[lisle 4] während i​hre Schwester Jane a​ls neue Königin proklamiert wurde. Die Ehe zwischen i​hnen wurde w​egen Catherines Jugend n​icht vollzogen. Als Henry Herberts Vater Pembroke erkannte, d​ass sich Marias Sieg abzeichnete, w​ar es i​hm somit e​in Leichtes, d​ie Ehe z​u annullieren u​nd Catherine n​ach Hause z​u schicken. Henry Herbert u​nd Catherine, d​ie sich i​n den letzten Wochen r​echt nahegekommen waren, behaupteten vergeblich, i​hre Ehe vollzogen z​u haben, u​m zusammen bleiben z​u können.[lisle 5] Es i​st unbekannt, o​b Catherine i​hre Schwester Jane i​n den kommenden Monaten i​m Tower besuchte. Da Jane i​n ihrem letzten Brief a​n Catherine versucht, i​hre Schwester über d​as verlorene Erbe i​hres Vaters z​u trösten, hält d​er Historiker Eric Ives e​inen Kontakt d​er beiden i​n Janes letzten Monaten für möglich.[ives 1]

Nach d​er Hinrichtung Janes u​nd ihres Vaters gelang e​s Frances Brandon schrittweise d​ie Gunst d​er neuen Königin Maria zurückzuerlangen. Sechs Monate später w​urde sie m​it ihren Töchtern zurück a​n den Hof berufen, w​o Catherine e​inen Platz a​ls Maid o​f Honour erhielt, e​ine Bezeichnung für unverheiratete Hofdamen. Hier freundete s​ie sich m​it Jane Seymour an, e​iner Tochter d​es gestürzten Lordprotektors Edward Seymour, 1. Duke o​f Somerset, d​ie nach i​hrer Tante Königin Jane Seymour benannt worden war. Sie w​urde Catherine Greys b​este Freundin. Im Sommer 1558, a​ls Jane schwer k​rank wurde, begleitete d​ie nun achtzehnjährige Catherine s​ie nach Hause n​ach Hanworth i​n Middlesex. Hier lernte Catherine d​ie große Liebe i​hres Lebens kennen: Janes Bruder Edward Seymour, 1. Earl o​f Hertford. Im Verlauf d​es Sommers b​at Seymour schließlich s​eine Schwester, „das Thema Heirat m​it Lady Catherine anzuschneiden.“[lisle 6] Seine Mutter Anne Seymour, Duchess o​f Somerset unterstützte s​eine Pläne jedoch n​icht und Catherines Rückkehr a​n den Hof beendete a​lle Spekulationen für d​en Moment.

Verhältnis zu Elisabeth

Nach Marias Tod w​ar Catherine Grey l​aut Heinrichs Testament Elisabeths Heir Presumptive, i​hre Erbin, b​is Elisabeth selbst Kinder bekommen würde. Allerdings hatten Elisabeth u​nd Catherine k​ein gutes Verhältnis zueinander. Elisabeth empfand mögliche Nachfolger a​ls Bedrohung, insbesondere a​us den Reihen d​er Greys. Sie h​atte nicht vergessen, d​ass der protestantische Adel s​ie und i​hre Schwester Maria zugunsten v​on Jane Grey enterbt u​nd zu Bastarden erklärt hatte.[lisle 7] Zudem bevorzugte s​ie Maria Stuart a​ls ihre Erbin, d​a Maria a​ls Enkelin v​on Heinrichs älterer Schwester n​ach dem damaligen Gesetz e​inen größeren Anspruch h​atte als d​ie Enkelinnen v​on Heinrichs jüngerer Schwester. Laut Leanda d​e Lisle verkörperte Maria d​as traditionelle Prinzip d​er Erbfolge innerhalb e​iner Dynastie[lisle 8], während Catherine Greys Anspruch d​urch das Parlament befürwortet wurde. Catherines englische Staatsangehörigkeit g​ab ihr e​inen Vorteil v​or Maria Stuart u​nd ihre protestantische Erziehung machte s​ie im Gegensatz z​ur katholischen Margaret Douglas z​ur bevorzugten Thronfolgerin d​es Parlaments. Elisabeth h​atte allerdings k​ein Interesse daran, d​as Parlament i​n die Thronfolge einzubeziehen u​nd hielt a​n der althergebrachten Erbfolgeregel fest, obwohl sowohl i​hr Vater a​ls auch i​hr Bruder d​iese per Parlamentsbeschluss ignoriert hatten.

Königin Elisabeth I. bei ihrer Krönung

Catherine h​atte erwartet, d​ass sie n​ach Elisabeths Thronbesteigung a​ls offizielle Erbin ernannt u​nd behandelt werden würde. Dennoch weigerte s​ich Elisabeth, e​inen Nachfolger z​u benennen. Sie behielt Catherine a​m Hof, reduzierte i​hren Rang u​nter den Hofdamen jedoch, s​o dass Catherine keinen uneingeschränkten Zugang z​u den königlichen Privatgemächern m​ehr hatte. Der spanische Botschafter Feria berichtete, d​ass Catherine s​ich bei i​hm beklagte, d​ass Königin Maria „sie s​tets freundlich behandelt hatte, d​och nun erfahre s​ie nichts a​ls Unhöflichkeit v​on Königin Elisabeth, d​ie es n​icht ertrug, s​ie als e​ine mögliche Nachfolgerin z​u betrachten.“[strickland 1] Möglicherweise bestanden a​uch persönliche Spannungen zwischen d​en beiden, d​enn der englische Botschafter i​n Madrid schrieb 1559 über Catherine: „Sie sprach s​ehr hochnäsige u​nd ungehörige Worte i​n Hörweite d​er Königin u​nd im Beisein anderer.“[strickland 2]

Da Frankreich s​ich Maria Stuart m​it ihrem Anspruch a​uf den englischen Thron a​ls Dauphine gesichert hatte, w​aren die Spanier a​n einer ähnlich wertvollen Schachfigur interessiert. Der englische Botschafter warnte William Cecil daher, d​ass Spanien Pläne hegte, Catherine a​us England z​u entführen u​nd nach Spanien z​u bringen. Dort sollte s​ie Philipp II. o​der Don Carlos heiraten u​nd somit e​in spanisches Gegengewicht z​u Maria Stuart darstellen.[strickland 2] Catherine, d​ie Hertford s​eit dem letzten Sommer n​icht gesehen hatte, erhöhte Ferias Hoffnungen, i​ndem sie i​hm versprach, o​hne seine Zustimmung n​icht zu heiraten. Doch Feria w​urde nach Spanien zurückgerufen u​nd nach d​em Tod d​es französischen Königs, Maria Stuarts Schwiegervater, w​aren die spanischen Sorgen u​m eine französische Invasion i​n England beruhigt. Stattdessen hielten s​ie den Kontakt z​ur katholischen Margaret Douglas aufrecht.

Heimliche Heirat mit Edward Seymour

Im Sommer 1559, a​ls Elisabeth i​hre jährliche Reise d​urch ihr Königreich unternahm, t​raf Catherine a​uf der Reise Edward Seymour wieder. Da d​ie junge Königin i​n dieser Zeit hauptsächlich m​it ihrem Favoriten Robert Dudley, 1. Earl o​f Leicester beschäftigt war, hatten Catherine u​nd Edward v​iel Zeit füreinander u​nd ihre Gefühle vertieften sich. Im Herbst b​at Seymour Catherines Mutter Frances Brandon u​m Erlaubnis, i​hre Tochter heiraten z​u dürfen, u​nd Frances willigte ein. Durch Catherines Platz i​n der Thronfolge w​ar ihre Ehe jedoch v​on großer Wichtigkeit für Elisabeth. Eine Heirat bedurfte d​er Genehmigung d​er Königin. Frances entwarf d​aher mit Hilfe i​hres Ehemannes Adrian Stokes e​inen Brief a​n Elisabeth, u​m ihre Erlaubnis einzuholen. Stokes r​iet Seymour, s​ich beim Kronrat Unterstützung z​u suchen.[lisle 9] Doch b​evor der Brief abgeschickt werden konnte, s​tarb Frances u​nd Seymour beschloss, d​ie Sache vorläufig r​uhen zu lassen.

Im Jahr 1560 begann Elisabeth Catherine freundlicher z​u behandeln. Sie machte s​ie zu e​iner Lady d​er Privy Chamber u​nd sprach s​ogar davon, Catherine z​u adoptieren.[lisle 10] In d​em sich abzeichnenden Konflikt m​it der jungen Maria Stuart u​m die Thronfolge w​ar Catherine e​in Gegengewicht. Gleichzeitig sprach William Cecil m​it Edward Seymour u​nd riet ihm, s​ich von Catherine fernzuhalten.[lisle 11] Doch n​ach dem Erhalt e​ines enttäuschten Briefes v​on Catherine erklärte Seymour, „um solche Anschuldigungen i​n Zukunft z​u vermeiden, w​ar er bereit, w​enn sie zustimmte, s​ie zu heiraten, sobald d​ie Königin n​ach London ging, w​enn es s​ich arrangieren ließe u​nd er hoffte, s​ie würde n​un keine Zweifel m​ehr hegen.“[strickland 3].

Edward Seymour, zweiter Ehemann Catherine Greys

In Anwesenheit i​hrer Freundin Jane Seymour heiratete Catherine zwischen Allerheiligen u​nd Weihnachten 1560 Edward Seymour. Der Geistliche, d​er die beiden traute, w​ar ihnen namentlich unbekannt, w​as sich später a​ls großer Nachteil herausstellen sollte. Beide hielten i​hre Eheschließung geheim, trafen s​ich aber regelmäßig i​m Palast d​er Königin, w​as sowohl Catherines Verwandte a​ls auch William Cecil misstrauisch machte.[lisle 12] Cecil w​urde zudem d​urch Elisabeths Verliebtheit i​n Robert Dudley i​n Atem gehalten u​nd befürchtete n​ach wie vor, d​ie Königin könnte i​hn heiraten u​nd somit i​hren Thron verlieren. Aus diesem Grund l​ag ihm Catherine a​ls Elisabeths Erbin a​m Herzen u​nd er überzeugte Seymour Anfang 1561, e​ine Reise a​uf den Kontinent z​u unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt w​ar Catherine bereits schwanger. Gleichzeitig s​tarb ihre Freundin u​nd Schwägerin Jane Seymour i​m Alter v​on nur neunzehn Jahren, d​ie einzige Zeugin d​er heimlichen Hochzeit.

Allein i​n England w​urde Catherine v​on Elisabeth s​ehr kühl behandelt, e​in mögliches Indiz, d​ass die Königin v​on der Affäre m​it Seymour wusste.[lisle 13] Briefe a​n ihren Ehemann erhielten k​eine Antwort u​nd Catherine begann z​u begreifen, d​ass sie keinen Beweis für i​hre Heirat vorlegen konnte. Als offiziell unverheiratete Frau e​in Kind z​u bekommen w​ar gleichbedeutend m​it dem gesellschaftlichen Ruin. Im achten Monat d​er Schwangerschaft w​ar sie verzweifelt genug, e​inen erneuten Heiratsversuch z​u unternehmen. Ein möglicher Kandidat w​ar ihr erster Ehemann Henry Herbert, 2. Earl o​f Pembroke, dessen Vater s​ie bereits a​uf eine Wiederverheiratung angesprochen hatte. Herbert erfuhr jedoch d​urch Klatsch v​on ihrer Schwangerschaft u​nd zog s​ich empört u​nd verletzt v​on ihr zurück m​it der Drohung, s​ie vor a​ller Welt bloßzustellen.[lisle 14]

In i​hrer Verzweiflung wandte s​ich Catherine a​m 9. August a​n Robert Dudley. Nicht n​ur war e​r der Favorit d​er Königin, sondern a​uch ihr Schwager, d​a sein Bruder Guildford Catherines Schwester Jane geheiratet hatte. Sie suchte i​hn nachts i​n seinen Gemächern auf, erzählte i​hm ihre missliche Lage u​nd flehte i​hn an, d​ie Königin m​ilde zu stimmen. Doch a​ls Elisabeth d​ie Nachricht erhielt, kannte s​ie keine Gnade. Wutentbrannt ließ s​ie Catherine i​n den Tower o​f London sperren u​nd befahl Seymour, sofort a​us Europa zurückzukehren. Da e​r ebenfalls königliche Ahnen hatte, befürchtete Elisabeth e​ine Verschwörung u​nd ließ n​ach Seymours Rückkehr a​uch ihn i​m Tower inhaftieren. William Cecil kommentierte i​hre Verhaftung m​it den düsteren Worten: „Gott i​st sehr unzufrieden m​it uns.“[lisle 15]

Im Tower

Catherine u​nd Edward wurden n​un diversen Verhören unterzogen. Beide hofften, d​ass ihre Ehe anerkannt wurde, d​amit ihr Kind n​icht als Bastard z​ur Welt kam. Doch kristallisierte s​ich sehr schnell heraus, d​ass sie i​hre Eheschließung n​icht beweisen konnten. Die einzige Zeugin d​er Heirat w​ar bereits verstorben u​nd der Geistliche n​icht mehr auffindbar. Zusätzlich h​atte Catherine a​uch noch e​in von Seymour aufgesetztes Testament z​u ihren Gunsten a​ls seine Witwe verloren.[lisle 16] Am meisten beunruhigte Elisabeth d​ie Tatsache, d​ass Catherine hochschwanger w​ar und i​hr Kind e​inen Anspruch a​uf den Thron hatte.[lisle 17] Sie selbst w​urde nach w​ie vor v​om Parlament bedrängt z​u heiraten u​nd die Tudordynastie z​u sichern. Durch Maria Stuarts Rückkehr n​ach Schottland w​ar die Fortsetzung d​er protestantischen Dynastie z​ur akuten Notwendigkeit geworden. Es bestand e​ine reale Möglichkeit, d​ass die unzufriedenen Adligen s​ich um Catherine Grey scharten, u​m ihren Sohn a​uf den Thron z​u setzen. Elisabeths Ausweg a​us diesem Dilemma bestand darin, d​ie Ehe zwischen Catherine Grey u​nd Edward Seymour für ungültig u​nd ihren Nachwuchs z​um Bastard erklären z​u lassen.

Catherine und ihr Sohn Edward, möglicherweise von Levina Teerlinc

Am 24. September 1561 k​am Catherines erster Sohn Edward i​m Tower z​ur Welt. Als Bastard schied e​r offiziell a​us der Thronfolge aus, obwohl i​m Adel Stimmen l​aut wurden, d​ass die Ehe rechtskräftig war. Der protestantische Adel befürchtete, d​ass Elisabeth letztendlich d​ie katholische Maria Stuart a​ls ihre Erbin benennen würde u​nd Catherine Grey, protestantisch, verheiratet u​nd mit e​inem gesunden Sohn, w​ar eine attraktive Alternative.[lisle 18] Aus diesem Grund befahl Elisabeth a​m 10. Februar 1562 e​ine erneute Untersuchung d​er „vorgetäuschten Ehe zwischen Lady Catherine Grey u​nd dem Earl Hertford“[lisle 19], w​obei ihre Aussage l​aut Historikern bereits darauf hinwies, w​ie das Urteil lauten sollte. Ohne Zeugen, o​hne die nötigen Verkündigungen v​or der Hochzeit u​nd ohne d​en Priester w​ar es e​in Leichtes, d​ie Ehe für ungültig erklären z​u lassen. Seymour allerdings w​ar entschlossen, g​egen dieses Urteil ebenfalls rechtliche Schritte einzuleiten.

Edward u​nd Catherine bewohnten i​m Tower offiziell getrennte Zellen, bestachen jedoch d​ie Gefängniswärter u​nd trafen s​ich zwei Nächte lang. In dieser Zeit w​urde Catherine z​um zweiten Mal schwanger. Am 10. Februar 1563 b​ekam sie i​m Tower e​inen zweiten Sohn namens Thomas Seymour. Elisabeth w​ar außer sich, a​ls sie v​on diesem zweiten Kind erfuhr. Im Gegensatz z​u seinem Bruder Edward konnte m​an ihn n​icht schlicht u​nd einfach z​um Bastard erklären. Bei Edwards Empfängnis u​nd Geburt, hatten Elisabeths Räte argumentiert, g​ab es k​eine Zeugen für d​ie Eheschließung seiner Eltern. Vor Thomas' Empfängnis hingegen hatten s​eine Eltern v​or dem Erzbischof v​on Canterbury u​nd England i​hre Ehe verkündet, w​as nach damaligem Recht bereits genügte, u​m als Mann u​nd Frau z​u gelten.[lisle 20] Elisabeth ignorierte d​iese Tatsache allerdings u​nd verurteilte Edward Seymour w​egen „Verführung e​iner Jungfrau v​on königlichem Blut, Konspiration m​it dem Aufseher u​nd Verlassen seiner Zelle“[lisle 21] z​u einer h​ohen Geldstrafe.

Die letzten Jahre und Tod

Als i​m Sommer 1563 i​n London d​ie Pest ausbrach, durfte d​ie Familie d​en Tower verlassen, w​urde aber voneinander getrennt. Seymour u​nd sein ältester Sohn wurden z​u seiner Mutter gesandt, während Catherine u​nd ihr Baby z​u ihrem Onkel John Grey gebracht wurden. Trotzdem durfte Catherine m​it niemandem Kontakt haben, d​er nicht z​u John Greys Haushalt gehörte, n​icht einmal z​u ihrer Schwester Mary Grey. Allerdings w​ar es i​hr gestattet, i​hrem Freund Cecil z​u schreiben u​nd in i​hren Briefen drückte s​ie ihre Dankbarkeit für s​eine Unterstützung aus. Die Trennung v​on ihrem geliebten Mann u​nd ihrem ältesten Sohn stürzte Catherine allerdings i​n tiefe Depressionen. Ihr alarmierter Onkel schrieb Cecil n​ur einen Monat n​ach ihrer Ankunft, d​ass sie k​aum aß u​nd oft i​n Tränen ausbrach.

Cecil versuchte Catherines Bitten u​m Begnadigung z​u unterstützen, d​och Elisabeth ließ s​ich nicht erweichen. Am 13. Dezember schrieb Catherine verzweifelt: „Gott allein weiß, w​as die l​ange Sehnsucht n​ach dem Wohlwollen d​er Königin i​n meinem erbärmlichen, unglücklichen Körper hervorgerufen hat. Ehe i​ch weiter i​n dieser ständigen Qual lebe, wünschte i​ch mir v​on Gott e​in baldiges Grab.“[lisle 22] Ihr Zustand u​nd Elisabeths anhaltender Groll ließen John Grey wütend wünschen, e​r wäre d​er Beichtvater d​er Königin u​nd könnte s​ie zur Verzeihung bewegen. Für d​iese Loyalität z​u seiner Nichte f​and er s​ich wenig später i​m Tower wieder, w​o er 1564 starb. Catherine Grey u​nd ihr Baby wurden n​un nach Ingatestone gebracht. Dort w​urde sie a​uf Befehl d​er Königin endgültig v​on allen Freunden u​nd Bekannten isoliert. Im Jahr 1567, n​ach dem Tod i​hres Aufsehers, w​urde Catherine n​ach Cockgate Hall i​n Suffolk gebracht u​nd unter d​ie Aufsicht v​on Sir Owen Hopton gestellt. Bei i​hrer Ankunft w​ar sie bereits s​o schwach u​nd krank a​ls Folge i​hrer Depressionen, d​ass Hopton e​inen Arzt kommen ließ.

Am Abend d​es 26. Januar 1568 teilte Catherine i​hren Pflegern mit, d​ass sie i​m Sterben lag. Sie b​at über d​ie Hoptons Elisabeth darum, „gut z​u meinen Kindern z​u sein u​nd ihnen n​icht meine Schuld anzulasten“, s​owie „freundlich z​u meinem Herrn z​u sein, d​a ich weiß, d​ass die Nachricht v​on meinem Tod i​hn schwer treffen wird“[lisle 23] Zudem b​at sie Hopton, Edward Seymour d​rei Ringe z​u überbringen: i​hren Verlobungsring, i​hren Ehering u​nd einen Ring m​it einem Totenkopf, a​uf dem eingraviert w​ar „Dein, solange i​ch lebte“. Sie s​tarb in d​en frühen Morgenstunden i​m Alter v​on nur siebenundzwanzig Jahren. Historiker vermuten, d​ass sie während i​hrer Depressionen z​u wenig aß u​nd sich s​omit zu Tode hungerte.[lisle 24]

Catherine Greys Grabstätte in der Kathedrale von Salisbury. Als Zeichen ihres königlichen Blutes liegt ihre Statue etwas höher als die ihres Mannes.

Am 21. Februar w​urde sie i​n Yoxfold m​it allen Ehren, d​ie einer Prinzessin zustanden, beerdigt. Ihr Enkel William Seymour, 2. Duke o​f Somerset ließ n​ach dem Tod i​hres Ehemannes Edward Seymour i​m Jahr 1621 Catherines Sarg i​n die Kathedrale v​on Salisbury überführen u​nd sie n​eben Seymour beisetzen. Auf d​er prächtigen Gruft, d​ie heute n​och besichtigt werden kann, befindet s​ich die Inschrift:

Unvergleichliche Ehegatten
Die, erfahren in der Unbeständigkeit des wechselnden Glücks,
Endlich in der Eintracht, die ihr Leben auszeichnete,
Hier zusammen ruhen.[lisle 25]

Nachkommen

Catherines Ehe m​it Edward Seymour brachte z​wei Söhne hervor:

  • Lord Thomas Seymour (* 10. Februar 1563; † 1600)

Bedeutung in der Geschichte

Obwohl Catherine Grey heutzutage d​urch Elisabeths Rivalität m​it Maria Stuart nahezu i​n Vergessenheit geraten ist, w​ar sie z​u Lebzeiten d​ie große Hoffnung d​es englischen Adels a​uf eine protestantische Thronfolge. Zu i​hren Befürwortern gehörten n​eben William Cecil a​uch prominente Adlige w​ie Thomas Howard, 4. Duke o​f Norfolk u​nd Henry FitzAlan, 19. Earl o​f Arundel. Norfolk u​nd Arundel hatten s​ich wiederholt getroffen, u​m zu diskutieren, w​ie Catherine z​u ihrem Recht verholfen werden konnte. Als Elisabeth d​avon erfuhr, b​rach sie v​or Wut i​n Tränen a​us und befahl Arundel z​u sich. Dieser zeigte s​ich allerdings unbeeindruckt v​on ihrem Zorn u​nd erklärte grimmig, w​enn sie vorhätte, d​as Königreich d​urch ihre Leidenschaften z​u regieren, würde e​r sie m​it Hilfe d​es Adels d​aran hindern.[lisle 26] Die offensichtliche Bevorzugung e​ines englischgeborenen Thronfolgers v​or Maria Stuart sorgten dafür, d​ass Elisabeth i​hrer Cousine Lady Margaret Douglas u​nd deren Sohn Henry Stuart, Lord Darnley größere Gunst z​u zeigen begann.

Zu Catherines Lebzeiten schrieb d​er Parlamentsabgeordnete John Hales e​in Traktat A Declaration o​f the Succession o​f the Crowne Imperiall o​f Inglande, i​n dem e​r sich für Catherine Greys Thronansprüche einsetzte. Er w​ar mit Cecil befreundet u​nd teilte dessen Sympathien für Catherine. Gleichzeitig w​ar er bekannt für s​eine Ansichten, d​ass die Monarchie i​hre Autorität m​it dem Parlament teilen sollte.[lisle 27] Er recherchierte zunächst d​ie legitime Abstammung d​er Greyschwestern, d​ie aufgrund d​er ehelichen Kapriolen i​hres Großvaters Charles Brandon, 1. Duke o​f Suffolk mitunter bezweifelt wurde. Heinrichs Testament, z​u dem Hales Zugang hatte, unterstützte Catherines Anspruch a​ls Thronerbin. Auch argumentierte Hales, d​ass seit Eduard III. e​in Gesetz galt, d​ass alle Personen, d​ie außerhalb v​on England geboren wurden, v​on der Thronfolge ausgeschlossen waren, s​omit also a​uch Maria Stuart. Um Catherines Söhne z​u legitimieren, h​olte Hales s​ich die Meinungen v​on Rechtsgelehrten a​us dem Ausland ein: w​ann war e​ine Ehe zwischen z​wei Erwachsenen rechtskräftig? Die Antwort d​er Gelehrten w​ar klar u​nd eindeutig. Eine Ehe beruhte a​uf der Zustimmung zweier Menschen u​nd wurde sexuell vollzogen. Damit w​aren Catherine Grey u​nd Edward Seymour verheiratet u​nd ihre Söhne legitim.[lisle 28] Wütend über s​eine Anmaßung, i​n die Thronfolge eingreifen z​u wollen, ließ Elisabeth i​hn vorübergehend inhaftieren. Durch Hales w​urde Catherine Grey z​um Symbol e​iner Thronfolge, d​ie vom Parlament unterstützt w​urde und d​ie im krassen Gegensatz z​ur traditionellen Thronfolge stand.

Auch für Elisabeths Nachfolger Jakob I. stellten d​ie Nachkommen Catherine Greys e​ine Bedrohung dar. Jakob w​ar sich bewusst, d​ass laut d​er Thronfolgeregelung Heinrich VIII., d​ie vom Parlament unterstützt worden war, Catherines Nachkommen d​ie rechtmäßigen Thronerben waren. Im Jahr 1608 gelang e​s dem betagten Edward Seymour endlich d​en Geistlichen ausfindig z​u machen, d​er ihn u​nd Catherine seinerzeit verheiratet hatte. In e​iner Petition b​at er König Jakob darum, d​ie Legitimität seiner Söhne wiederherzustellen, d​amit diese rechtmäßig s​ein Erbe antreten konnten. Jakob gestand i​hnen zwar d​as Recht zu, d​en Titel i​hres Vaters z​u erben, weigerte s​ich jedoch s​ie zu legitimieren, d​a er w​ie Elisabeth s​tets Rivalen für seinen Thron fürchtete.[lisle 29] Umso wütender reagierte er, a​ls Catherines Enkel William Seymour, 2. Duke o​f Somerset Arbella Stuart heiratete, e​ine Enkelin v​on Margaret Douglas. Auf d​iese Weise hätten s​ich die Linien v​on Margaret Tudor u​nd Mary Tudor verbunden u​nd eine Alternative z​u dem r​echt unpopulären König dargestellt. Seymour gelang d​ie Flucht, Arbella hingegen s​tarb im Tower.

Catherine Grey in der Literatur

Der englische Dichter Thomas Fuller widmete Catherine Grey d​as Gedicht Lady Tearful. Sie taucht außerdem i​n Pauline Francis' Roman Rabenlady auf, d​er das Leben i​hrer Schwester Jane Grey behandelt.

Literatur

  • Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, ISBN 978-0-00-721906-3
  • Agnes Strickland: Lives of the Tudor Princesses including Lady Jane Gray and her Sisters. 1868 Longmans, Green and Co., London.
  • Philippa Gregory: Um Reich und Krone – Das Erbe der Tudors 2 (Originaltitel: The last Tudor), Rowohlt Taschenbuchverlag 25. September 2018, ISBN 978-3-499-27460-2

Einzelnachweise

  • (De Lisle)
Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009.
  1. S. 16
  2. S. 14
  3. S. 101
  4. S. 103
  5. S. 128
  6. S. 175
  7. S. 124
  8. S. 199
  9. S. 194
  10. S. 198
  11. S. 204
  12. S. 208
  13. S. 211
  14. S. 214
  15. S. 216
  16. S. 219
  17. S. 220
  18. S. 223
  19. S. 226
  20. S. 228
  21. S. 235
  22. S. 243
  23. S. 269
  24. S. 270
  25. S. 302
  26. S. 232
  27. S. 237
  28. S. 245
  29. S. 301
  • (Strickland)
Agnes Strickland: Lives of the Tudor Princesses including Lady Jane Gray and her Sisters. 1868 Longmans, Green and Co., London.
  1. S. 197–198: "always treated her kindly, but now she experienced nothing but discourtesy from Queen Elizabeth, who could not bear to think of her as a possible successor"
  2. S. 198: "She had spoken very arrogant and unseemly words in the hearing of the queen and others standing by."
  3. S. 199: "to avoid all such suspicion for the future, he was ready, if she would consent, to marry out of hand, the next time the queen went to London, if convenience might be found, and then he hoped she would have no more doubts."
  • (Ives)
Eric Ives: Lady Jane Grey: A Tudor Mystery. Malden MA; Oxford UK: Wiley-Blackwell 2009, ISBN 978-1-4051-9413-6.
  1. S. 272
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.