Carsch-Haus
Das Carsch-Haus ist ein Kaufhaus in Düsseldorf. Es wurde als Filiale des Kaufhaus-Unternehmens Carsch & Co. gebaut.
Der erste Bau
Paul Carsch bot der Stadt Düsseldorf am 23. Mai 1911 an, einen Häuserblock in der Altstadt am Hindenburgwall – der heutigen Heinrich-Heine-Allee – mit einem einheitlichen Geschäftshaus zu bebauen. Das Gebäude sollte im Bereich des Allee-Platzes zwischen der Flinger Straße, der Alleestraße, der Neubrückstraße und dem Stadtbrückchen gebaut werden. Die Stadt war von diesem Vorhaben so sehr angetan, dass bereits nach acht Tagen die Zustimmung erfolgte.
So beauftragte Carsch den im Kaufhaus- und Geschäftshausbau erfahrenen Architekten Otto Engler (1861–1940) mit der Planung eines fünfgeschossigen Baus mit neoklassizistischer Sandstein-Fassade. Im April 1913 wurde der Bauantrag gestellt und noch im selben Jahr genehmigt. Nach zweijähriger Bauzeit fand am 10. März 1915 die feierliche Eröffnung des Gebäudes statt. Aus einem Inserat: „Gustav Carsch & Co. Düsseldorf. Am Hindenburgwall, der Grenze zwischen Altstadt und Neustadt gelegen. Das Haus für vornehme Herren- und Knabenkleidung, Sport- und Livree-Kleidung + Herren-Mode-Artikel.“
Für die Düsseldorfer wurde der Name Carsch-Haus schnell zu einem festen Begriff. Das konnten auch die Machthaber des Nationalsozialismus mit deren Umbenennung in „Modehaus des Westens“ und des Zwangsverkaufs an Carschs Prokuristen Fritz Seiffert im Rahmen der Arisierung nicht ändern. Paul Carsch konnte der Deportation noch rechtzeitig entkommen und emigrierte im April 1939 nach Amsterdam.
Bei den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude im Juni 1943 stark beschädigt. Die Eisenbeton-Skelettkonstruktion des Gebäudes erwies sich allerdings als sehr robust, sodass die Besatzungsmächte nach dem Krieg dafür sorgten, dass die Volkshochschule und das internationale Bildungszentrum „Die Brücke“ mit einer umfangreichen fremdsprachlichen Bibliothek einziehen konnten. Dort gründeten Lilo Milchsack und ihre Mitstreiter am 18. März 1949 die Gesellschaft für kulturellen Austausch mit England e. V., aus der die heutige Deutsch-Britische Gesellschaft hervorging. Ein weiterer Nutzer wurde bis 1967 das private Theater „Kammerspiele“ unter der Leitung von Hansjörg Utzerath. Danach wurde das Gebäude wieder einige Jahre als Kaufhaus genutzt.
Der Abriss
Im Jahr 1974 wurde vom Düsseldorfer Baudezernenten Dr. Rüdiger Recknagel ein Planfeststellungsverfahren beantragt, um das Gebäude für den Bau der U-Bahn und des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Allee abzureißen. Daraufhin wurde im April 1976 vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege eine Versetzung des Carsch-Hauses vorgeschlagen, der dabei von der Horten AG als Finanzier unterstützt wurde und für lange kommunalpolitische Diskussionen sorgte. Die beiden Düsseldorfer Architekturbüros HPP Hentrich, Petschnigg & Partner und RKW Rhode Kellermann Wawrowsky wurden mit der Planung des Vorhabens beauftragt und schlossen sich dafür zur Architekturgemeinschaft Carsch-Haus zusammen. Innerhalb der sechs Jahre dauernden Planungsphase wurden mehr als 2500 Baupläne erstellt, und es wurde beschlossen, das Gebäude abzureißen und an versetzter Stelle ein neues zu bauen, an dem die alte Fassade befestigt wurde.
Am 5. Juli 1979 wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen, bei denen 4800 Fassadensteine nummeriert und katalogisiert werden mussten. Diese wurden in Düsseldorf-Volmerswerth zwischengelagert und restauriert. Dabei musste eine verhältnismäßig geringe Anzahl durch neue Steine ersetzt werden. Parallel zu den Restaurierungsarbeiten wurde mit dem Neubau begonnen, und im März 1983 konnte der letzte Stein der alten Fassade an dem neuen Gebäude befestigt werden.
Der Neubau
Durch den Neubau des am 27. September 1984 feierlich eröffneten Carsch-Hauses entstanden 10.500 m² Verkaufsfläche auf sechs Etagen. 2200 m² davon entfallen auf den unterirdischen Bereich, der auch einen direkten Zugang zum U-Bahnhof ermöglicht. Im Rahmen der umfangreichen Baumaßnahmen wurde gemeinsam mit dem benachbarten Wilhelm-Marx-Haus auch eine Tiefgarage eingerichtet.
Bei seiner Neueröffnung war das Carsch-Haus das bundesweit einzige Horten-Kaufhaus, das einen eigenständigen Namen führte und sich mit einem exklusiveren Produktsortiment von den anderen Kaufhäusern der Kaufhauskette abhob. Daran änderte sich auch durch die Übernahme von Horten 1994 durch die Kaufhof Holding nichts, die damit über zwei Kaufhäuser in unmittelbarer Nachbarschaft verfügte. Die weitere Entwicklung der Eigentums-Gesellschaft führte auch für das Carsch-Haus über die Fusion der Kaufhaus Holding mit der Metro Cash & Carry 1996 und der Umwandlung 2008 in die „Galeria Kaufhof GmbH“. Ende September 2015 verkaufte die Metro, zu der die Galeria Kaufhof GmbH gehörte, die GmbH an die Hudson’s Bay Company (HBC).[1]
- Heinrich-Heine-Platz
- Flinger Straße
2016 begann unter dem neuen Eigentümer des Galeria-Kaufhofes, der „Hudson's Bay Company“, eine umfassende Modernisierung des Inneren des Gebäudes an der Königsallee. In diesem Zusammenhang wurden die Lebensmittelabteilung mit Süßwaren, Spirituosen und Weine in das Untergeschoss des Carsch-Hauses verlegt und mit der dortigen Abteilung zusammengefasst. Der im Carsch-Haus bereits vorhandene Bereich für Lebensmittel und Gourmetangebote wurde damit vergrößert und weiter ausgebaut.[2]
Seit Anfang 2017 firmierte das Carsch-Haus, wie der benachbarte Kaufhof, ebenfalls unter dem Namen „Kaufhof-Galeria“. Allerdings wurde zum gleichen Zeitpunkt bekannt, dass eine Umorganisation vorgesehen war und der bisherige Betrieb beendet wird. Seit Ende 2016 lief bereits der Ausverkauf und die Räumung ab dem Erdgeschoss aufwärts. Der Ausverkauf war bis Februar 2017 beendet und der Betrieb war seitdem eingestellt. Es folgte eine Modernisierung der Inneneinrichtung. Lediglich im Untergeschoss ist der Verkauf und Betrieb auch zu dieser Zeit weitergeführt worden.[3][4]
In den neu eingerichteten Geschossen eröffnete der Kaufhof-Eigentümer HBC nach Ende der Modernisierung am 8. Juni 2017 die erste deutsche Filiale seiner Kette Saks Off 5th als Outlet-Center für Design-Mode.[5][6] Zum 30. Juni 2019 schloss sie das Geschäft mit einem Ausverkauf,[7] nachdem die österreichische Signa Holding die Immobilie zu 100 Prozent übernommen hatte.[8] Im Rahmen der Umgestaltung des Vorplatzes wird der historisierende Musikpavillon abgebaut und eingelagert,
Carsch-Haus Wiesbaden
Das 1967 gegründete Kaufhaus Horten in Wiesbaden trug von 1985 bis zur Neugestaltung als „Galeria Kaufhof“ 1997 ebenfalls den Namen „Carsch-Haus“. Ein direkter Bezug zum historischen Carsch-Haus ist nicht feststellbar.
Literatur
- Eberhard Grunsky: Otto Engler. Geschäfts- und Warenhausarchitektur 1904–1914. (= Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland, Bd. 28.) Rheinland-Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0415-3.
- Theo Lücker: Düsseldorf – rund um die Karlstadt. Verlag der Goethe-Buchhandlung, Düsseldorf 1990, ISBN 3-924331-21-9.
Weblinks
- Offizielle Website des Carsch-Hauses
- Das Carsch-Haus (Beitrag des Stadtarchivs Düsseldorf)
- Das Carsch-Haus (Beitrag der Geschichtswerkstatt Düsseldorf)
- Das Carsch-Haus (Beitrag des Frauenarchivs der Universität Düsseldorf)
- Carsch-Haus. In: Structurae
Einzelnachweise
- In: Online Nachricht der „FN FinanzNachrichten.de“. vom 15. Juni 2015. Metro-Group-verkauft-Galeria-Kaufhof
- www.rp-online.de: Thorsten Breitkopf: Kanadier bauen Kaufhof Kö komplett um. 12. März 2016. Abgerufen 12. März 2016.
- Express-Online vom 16. Januar 2017. In: Traditionskaufhaus-macht-im-sommer-dicht.
- WZ-Online vom 1. Februar 2017. In: Carsch-Haus-drei-etagen-sind-schon-leer.
- www.rp-online.de Nicola Lange: Saks Off 5th bald in Düsseldorf. So sieht das Nobel-Outlet aus, das 2017 ins Carsch-Haus kommt. 1. Juli 2016, abgerufen 27. April 2017.
- NRZ. In: Kaufhof-Mutter setzt auf Düsseldorfer Edel-Outlet. 8. Juni 2017, Ausgabe Nr. 131.
- Ausverkauf in Düsseldorf: Die letzten Schnäppchen. 16. April 2019, abgerufen am 25. Juli 2020
- HBC und SIGNA vollziehen Zusammenschluss von Galeria Kaufhof und Karstadt. In: signa.at. 30. November 2018, abgerufen am 2. Dezember 2018.