Caroline Kisker
Caroline Kisker (* 1. Mai 1964 in Berlin) ist eine deutsche Biochemikerin und Lehrstuhlinhaberin für Strukturbiologie an der Universität Würzburg. Sie ist Sprecherin und Mitglied des Vorstands des Rudolf-Virchow-Zentrums – Center for Integrative and Translational Bioimaging der Universität Würzburg. Seit dem 1. April 2021 gehört Caroline Kisker als Vizepräsidentin für den Bereich Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs für eine Laufzeit von drei Jahren dem Präsidium der Universität Würzburg an.
Leben
Kisker studierte Biochemie an der Freien Universität Berlin und promovierte dort 1994 in Strukturbiologie und Biochemie. Sie ging anschließend in die USA und verbrachte mehrere Jahre als Postdoktorandin am California Institute of Technology in Pasadena. Im Jahr 1998 wechselte sie als Assistant Professor an die Stony Brook University und war dort anschließend von 2011 bis 2005 Associate Professor.
Im Jahr 2005 wurde Kisker als Professorin am Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin der Universität Würzburg berufen. Von 2009 bis 2021 war sie Dekanin der Graduiertenschule für Lebenswissenschaften, die zweimal im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder ausgezeichnet wurde. Von 2009 bis 2016 war Kisker stellvertretende Leiterin des Rudolf-Virchow-Zentrums für Experimentelle Biomedizin; von 2016 bis 2020 leitete sie das Zentrum gemeinsam mit Bernhard Nieswandt.
Seit der 2020 erfolgten Neuausrichtung und Umbenennung des Zentrums zum Rudolf-Virchow-Zentrum – Center for Integrative and Translational Bioimaging ist Caroline Kisker dessen Sprecherin und bildet gemeinsam mit Bernhard Nieswandt und Markus Sauer den geschäftsführenden Vorstand.
Der Würzburger Universitätsrat wählte sie zum 1. April 2021 mit einer Amtszeit von drei Jahren zur Vizepräsidentin der Universität.[1] In dieser Funktion ist sie für das Ressort „Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs“ zuständig.
Forschung
Kiskers Forschungsschwerpunkte sind die Strukturbiologie und Biochemie. In der Strukturbiologie erforscht sie den Aufbau von Proteinen und ihrer Komplexe mittels Röntgenkristallstrukturanalyse und Kryo-Elektronenmikroskopie. Ein detailliertes Verständnis dreidimensionaler Strukturen auf molekulare Ebene ermöglicht neue Einblicke in Proteinfunktionen und ihrer Interaktionen. So erforscht Kisker essentielle Lebensvorgänge wie die Reparatur geschädigter DNA, zielgerichtete Modifikationen von Proteinen und die Strategien zahlreicher Erreger, zelluläre Verteidigungsmechanismen zu unterlaufen. Die in ihrer Forschung entschlüsselten dreidimensionalen Proteinstrukturen liefern Kisker auch entscheidende Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer pharmazeutischer Wirkstoffe.
Kiskers Interesse im Bereich der DNA-Reparatur konzentriert sich auf den Mechanismus der Nukleotid-Exzisions-Reparatur (NER). Dieser spielt bei der Reparatur von DNA-Schäden, zum Beispiel nach UV-Einwirkung oder durch chemotherapeutische Wirkstoffe, eine entscheidende Rolle. Im Labor von Kisker wurde unter anderem das Enzym XPD analysiert, das bei der Erkennung von DNA-Schäden beteiligt ist, und gezeigt, wie sich Mutationen dieses Proteins phänotypisch auswirken. Mutationen im XPD-Enzym führen unter anderem zur Mondscheinkrankheit (Xeroderma pigmentosum) und zu Kleinwuchs (Cockayne-Syndrom bzw. Trichothiodystrophie).
Kisker beschäftigt sich auch mit der Entwicklung neuer pharmazeutischer Wirkstoffe mittels "structure based drug design". Ihre Forschung hat dazu beigetragen, Angriffspunkte gegen Tuberkulose zu identifizieren. So gelang es ihr, die Struktur des Enzyms FadA5, das eine wichtige Rolle bei chronischen Tuberkuloseinfektionen spielt, im Cholesterin-Stoffwechsel von Mycobacterium tuberculosis im Detail zu analysieren. Bei Chlamydia trachomatis, dem Erreger der am häufigsten auftretenden sexuell übertragbaren Infektion, charakterisierte Kisker die Deubiquitinase ChlaDUB1 in Gegenwart von Inhibitoren, die sich möglicherweise pharmazeutisch gezielt weiterentwickeln lassen.
Auszeichnungen
- Seit 2017 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften[2]
- Seit 2011 Mitglied (Matrikel-Nr. 7419) in der Sektion Biochemie und Biophysik der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina[3]
- 2000 PEW-Stipendiatin für biomedizinische Forschung[4]
- 1998–1999 Targeted Research Opportunity Award der Stony Brook School of Medicine
- 1997–1998 Howard Hughes Postdoc-Stipendium des Howard Hughes Medical Institute
- 1995–1997 Postdoc-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft
- 1995 Carl-Ramsauer-Preis
Weblinks
Einzelnachweise
- Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 1. Februar 2021
- Mitgliedseintrag von Caroline Kisker (mit Bild) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 7. März 2020.
- Mitgliedseintrag von Caroline Kisker (mit Bild und Curriculum Vitae) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 7. März 2020.
- Caroline F. Kisker, Ph.D. Abgerufen am 7. März 2020.