Carl zur Eintracht

Von d​en heute bestehenden Freimaurerlogen verfügt Carl z​ur Eintracht über e​ine der ältesten Traditionen. Sie w​urde am 18. Januar 1756 i​n Mannheim gegründet u​nd gehört d​er Großloge d​er Alten Freien u​nd Angenommenen Maurer v​on Deutschland (A.F.u.A.M.) an. Ihre Wurzeln reichen jedoch b​is zum ersten Drittel d​es 18. Jahrhunderts zurück.

Bijou der Freimaurerloge Carl zur Eintracht
Logenhaus L 9, 9 wurde 1952 eingeweiht.
Logenhaus L 8, 3, wurde 1885 eingeweiht und am 1. März 1945 zerstört.

Geschichte

Früheste Erwähnung[1]

  • 1727 Erste Erwähnung freimaurerischer Tätigkeit in Mannheim
  • 1728 Konstitution der im Vorjahr gegründeten Loge Zur Einigkeit durch Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe
  • 1737 Verbot aller freimaurerischer Tätigkeit durch Kurfürst Carl Philip
  • 1745 Wiederaufleben der Loge Zur Einigkeit
  • 1756 Gründung der Loge St. Charles de l'Union (hervorgegangen aus der Loge Zur Einigkeit)

Der Name der Loge Carl zur Eintracht leitet sich her aus der Zeit des Kurfürsten Karl Theodor. Viele Franzosen, unter anderem auch Voltaire, kamen damals an den Hof Karl Theodors nach Mannheim. Manche von ihnen waren Anhänger des schottischen Königshauses Stuart. Seit 1727 ist das wechselhafte Leben dieser Loge eng mit der Geschichte Mannheims verknüpft. Obwohl das offizielle Gründungsjahr dieser Loge 1756 ist, gibt es einige Beweise dafür, dass sich bereits 30 Jahre früher das erste deutsche freimaurerische Leben in Mannheim regte. In den Jahren 1724 und 1726–28 weilte Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe als Gesandter des englischen Hofes in Mannheim. Der Graf hatte als ein tatkräftiger Vorkämpfer der maurerischen Idee, „für die Sache, in der er mit ganzer Seele aufging, Freunde und Anhänger geworben und durch seine Bemühungen ist in Mannheim die erste Loge auf deutschem Boden gegründet worden.“[2]
So entstand in Mannheim 1756 in Nachfolge der schon seit 1727 bestehenden, dann aber 1737 vom Kurfürsten verbotenen Loge Zur Einigkeit zunächst eine französisch/schottische Loge Saint Charles de l'Union zu Ehren des Königs Karl (Charles) Stuart von Schottland. Dieses kurfürstliche Verbot ist ein weiterer Beweis dafür, dass es schon vor 1737 eine Freimaurerloge in Mannheim gab.[3]
Der Graf gründete die Loge 1727 und nahm die Konstitution ein Jahr später vor. Laut einem Brief von Br. v. Reibeld arbeitete die Loge wegen der Gefahr der Verfolgung im Verborgenen und ganz nach den aus England stammenden Alten Pflichten der Freimaurer. Erst in den dreißiger Jahren scheint sie unter ihrem damaligen Meister vom Stuhl Br. Gotreu mit dem Namen Zur Einigkeit an die Öffentlichkeit getreten zu sein.
Des Weiteren berichtet Heinrich Boos von einer Eintragung, die er in einem Büchlein entdeckte, welches Br. Burckhardt „von der Freimaurerbrüderschaft in Mannheim zum Geschenk bekommen habe“ und welche lautet, „dass die Loge in Mannheim vom Grafen v. Lippe, der dort englischer Gesandter gewesen, im Jahre 1728 gegründet worden sei.“ Ein weiterer Beweis ist der Brief des Freimaurers v. Reibeld, den er am 1. Dezember 1769 an Joseph Uriot in Stuttgart schrieb, und der sich heute in der Manuskriptsammlung der Pariser Nationalbibliothek befindet. Er schrieb: „Die Brüderschaft der Freimaurer in Mannheim bestand schon vor 1730, nach der Überlieferung ist ihr Gründungsjahr 1727. Ihr Stifter ist Br. Graf v. Lippe, der als englischer Gesandter in Mannheim weilte.“
Die heutige Loge Carl zur Eintracht ist die direkte Nachfolgerin dieser Loge Saint Charles de l' Union. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Loge 1933 verboten und ihre Arbeit eingestellt. Sie entstand 1946 unter altem Namen neu und konnte mit Genehmigung der damaligen amerikanischen Verwaltung ihre Arbeit im neu erbauten Logenhaus in L 9, 9 fortsetzen. 1973 war die Loge „Carl zur Eintracht“ auf etwa 130 Brüder angewachsen und es erschien zweckmäßig, durch die Ausgründung einer neuen Loge eine kleinere Bruderschaft entstehen zu lassen. So gründeten 26 Freimaurer die Johannis-Freimaurerloge Im Quadrat. Beide Logen sind bis heute eng miteinander verbunden. Aus der Loge Carl zur Eintracht gingen im Laufe der Jahre noch weitere Freimaurerlogen als Tochterlogen hervor, aus diesen wiederum weitere Logen. Carl zur Eintracht ist somit die „Mutter“ aller Freimaurerlogen in Mannheim.

Logenhaus

Das ursprüngliche Logenhaus w​urde 1885 eingeweiht u​nd befand s​ich in L 8, 3. Zu Beginn d​es Ersten Weltkrieges diente d​as Logenhaus a​ls Reserve-Lazarett. Nach Zerstörung i​m März 1945 konnte d​ie Loge i​n unmittelbarer Nachbarschaft i​n L 9 e​in neues Grundstück a​ls Entschädigung für d​ie damalige Enteignung erhalten. Das n​eue Haus w​urde 1952 eingeweiht.

Bekannte Mitglieder

Literatur

  • Die ger. und vollk. Sct. Joh. Loge Carl zur Eintracht im Orient Mannheim / Anzeige der Wiedergründung, [Mannheim] [1842] (Digitalisat)
  • Installationsfeier der reactivirten ger. u. vollk. St. Joh. Loge Carl zur Eintracht im Orient von Mannheim am 23. August 5846, [Mannheim] [1846] (Digitalisat)
  • Heinrich Boos: Geschichte der Freimaurerei, Aarau 1906
  • Freimaurerloge Carl zur Eintracht (Hrsg.): 225 Jahre Freimaurerei in Mannheim, Mannheim 1981
  • Freimaurerloge Carl zur Eintracht (Hrsg.): 250 Jahre Freimaurerei in Mannheim, Mannheim 2006
  • Humanität 7/1987
  • Peter Lauber: Freimaurer in Baden-Württemberg, Stuttgart 1999
  • Quatuor Coronati Jahresbuch 1988, Bayreuth 1988
  • Quatuor Coronati Jahresbuch 1998, Bayreuth 1998
  • Wilhelm Schwarz: Geschichte der Freimaurerloge Carl zur Eintracht in Mannheim, Mannheim, 1896
  • Julius Waldkirch: Freimaurer in Mannheim, Mannheim 1991
  • Friedrich Walter: Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart (1), Frankfurt/Main 1907

Einzelnachweise

  1. Peter Lauber: Freimaurer in Baden-Württemberg, Stuttgart 1999
  2. Friedrich Walter: Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart (1), Frankfurt/Main 1907
  3. Wilhelm Schwarz: Geschichte der Freimaurerloge Carl zur Eintracht in Mannheim, Mannheim 1896

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