Carl von Hügel
Carl Alexander Anselm Freiherr von Hügel, auch Karl (* 25. April 1795 in Regensburg; † 2. Juni 1870 in Brüssel)[1][2] war österreichischer Diplomat, Reisender, Naturforscher und Hortologe. Er war der Sohn von Johann Aloys Josef von Hügel.
Leben
Carl von Hügel trat 1811 in die kaiserlich-österreichische Armee ein. Er nahm an den Napoleonischen Kriegen und an der Militärintervention im Königreich beider Sizilien 1820 / 1821 teil. 1824 trat er als 28-Jähriger als Major in den Ruhestand und konnte sein weiteres Leben offenbar aus ererbtem Vermögen bestreiten.
Als Reisender und Forscher beschäftigte sich Carl von Hügel von 1830 bis 1836 auf einer sechsjährigen Reise in Asien und Ozeanien mit dem Anlegen einer Pflanzensammlung sowie mit der Sammlung religionsgeschichtlich und ethnografisch bedeutender Objekte. Auf seinen Reisen kam Hügel in den Himalaya, nach Kaschmir und auch nach Australien.
Hügel kaufte nach seinem Offiziersdienst am Rand des damaligen Wiener Vororts Hietzing (heute 13. Bezirk, Auhofstraße 13 und 15) ein sehr großes Grundstück und erbaute sich um 1840 die (1912 abgetragene) Villa Hügel.[3] Er bewohnte die Villa allerdings nur bis 1848 und verkaufte das Anwesen wenig später. Die Villa war von einem ausgedehnten Park umgeben, der vor 1900 größtenteils parzelliert und (ausgenommen der Hügelpark) mit einem Villenviertel verbaut wurde.
Im Jahr 1848 ging Hügel mit Metternich, der als verhasster Spitzenpolitiker Österreichs nach Beginn der Märzrevolution nach England flüchtete, nach London. Von 1849 bis 1859 war er, vom jungen Kaiser Franz Joseph I. ernannt, österreichischer Gesandter im damals von einer habsburgischen Nebenlinie beherrschten Herzogtum Toskana, ab 1859 in Brüssel. Im Jahr 1858 wurde Hügel zum Mitglied der Leopoldina gewählt.
Carl von Hügels ethnografische Sammlung bildet seit 1928 einen wichtigen Bestandteil des Museums für Völkerkunde in Wien. Er ist Begründer der Österreichischen Gartenbaugesellschaft (ÖGG). Er war Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
- Die Hügelie
- Alyogyne huegelii
Ehrungen
1894 wurde ihm zu Ehren eine Hügelgasse im 13. Bezirk, unmittelbar neben seiner einstigen Villa, benannt. Als diese 1902 nach späteren Bewohnern der Villa in Braunschweiggasse umbenannt wurde, benannte man 1903 die heutige Hügelgasse im westlich an Alt-Hietzing anschließenden Bezirksteil Unter-St.-Veit nach Carl von Hügel. In diesem Bezirksteil, aber nicht an der Hügelgasse, befindet sich auch der auf einem kleinen Teil des einstigen Areals des Freiherrn angelegte Hügelpark mit seinem 1901 von Gartenfreunden dort aufgestellten Denkmal.
An Hügels auf Reisen gesammelte Pflanzen erinnern die Bezeichnungen Hügelie für die Blaudolde (Trachymene coerulea)[4], die früher auch in die Gattung Huegelia Rchb.[5] gestellt wurde und außerdem Hügels Seideneibisch (Alyogyne huegelii). Auch die Gattung Hugelroea Steud. aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) ist nach ihm benannt.[5]
Werke
- Kaschmir und das Reich der Siek. Hallberger, Stuttgart 1840–1848. 4 Bände. Digitalisat[6]
- Das Kabul-Becken und die Gebirge zwischen dem Hindu-Kosch und der Sutlej. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1851–1852. 2. Bände.
- Der Stille Ozean und die spanischen Besitzungen im Ostindischen Archipel. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1860. 1 Band.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: BLKÖ:Hügel, Karl Alexander Freiherr. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 9. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1863, S. 402–404 (Digitalisat).
- Heinrich Wilhelm Reichardt: Hügel, Karl Alexander Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 308.
- Hügel Carl Alexander Frh. von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 3.
- Helmut Dolezal: Hügel, Karl Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 731 f. (Digitalisat).
- Wilhelm Donko: Österreich-Philippinen 1521–1898. Österreichisch-philippinische Bezugspunkte, Beziehungen und Begegnungen während der Zeit der spanischen Herrschaft. Verlag epubli.de, Berlin 2011, ISBN 978-384420853-5, S. 91–108.
- Claudia Schweizer: Die Sammlungen des Carl Alexander Freiherrn von Hügel von seiner Reise durch Asien und Ozeanien in den Jahren 1830–1836 und deren Wertewandel durch Veräußerung. aus seinem Briefwechsel mit Kaspar Maria Graf Sternberg (1761–1838). In: Ingrid Kästner et al. (Hrsg.): Erkunden, Sammeln, Notieren und Vermitteln – Wissenschaft im Gepäck von Handelsleuten, Diplomaten und Missionaren. Shaker Verlag, Aachen 2014, ISBN 978-3-8440-2725-9, S. 395–406.
- Christa Riedl-Dorn: Das Haus der Wunder. Zur Geschichte des Naturhistorischen Museums in Wien, Holzhausen, Wien 1998, ISBN 3-900518-91-2, S. 94–96
Einzelnachweise
- Hügel, Karl Alexander Freiherr von bei Deutsche Biographie.
- Anatole von Hügel (Hrsg.): Charles von Hügel, April 25, 1795 – June 2, 1870. 1903.
- Villa Hügel in Hietzing, abgerufen am 26. März 2009.
- März 2002 – planten.de.
- Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5, doi:10.3372/epolist2018.
- Eintrag zu Carl von Hügel im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Weblinks
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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k.k. österreichischer Gesandter in Florenz 1850–1859 | ||
Maximilian Joseph Vrints von Treuenfeld | k.k. österreichischer Gesandter in Brüssel 1860–1867 | Friedrich von Pilat |