CarGoTram (Dresden)
Die CarGoTram waren Güterstraßenbahnzüge, die die Dresdner Verkehrsbetriebe AG auf dem Netz der Straßenbahn Dresden betrieb. Sie wurden von der Volkswagen AG finanziert und belieferten die Gläserne Manufaktur mit Bauteilen für die Versorgung der Montage der dort gefertigten Fahrzeuge.[1]
CarGoTram | |
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Anzahl: | 2 Triebzüge (5 Triebwagen + 7 Mittelwagen) |
Hersteller: | Schalker Eisenhütte |
Baujahr(e): | 2000 |
Spurweite: | 1450 mm |
Länge über Kupplung: | 59.400 mm |
Breite: | 2200 mm |
Drehzapfenabstand: | 6450 mm (Triebwagen) 6800 mm (Mittelwagen) |
Drehgestellachsstand: | 1900 mm |
Leermasse: | 90,0 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 50 km/h |
Stundenleistung: | 20×45 kW = 900 kW |
Bremse: | elektrodynamische Bremse, Federspeicherbremse, pro Achse |
Geschichte
Schon während der Planung des Volkswagenwerkes stellte sich die Frage, wie der Transport der einzelnen Bauteile für die PKW vom Logistikzentrum am Bahnhof Dresden-Friedrichstadt zur Gläsernen Manufaktur am Großen Garten geschehen sollte. Weil die Route direkt durch die Stadt verlief und man den Transport der Bauteile mit Lkw vermeiden wollte, entschied man sich für den Bau von zwei Güterstraßenbahnzügen. Diese waren nach einem Beschluss des Stadtrats[2] nun Auflage für die Nutzung des Produktionsstandortes Gläserne Manufaktur, nachdem es bereits massive Proteste gegen eine innerstädtische Belieferung mittels Lkw gegeben hatte.
Am 3. März 2000 wurden diese beiden Zugeinheiten bei der Schalker Eisenhütte in Gelsenkirchen in Auftrag gegeben. Ein Güterstraßenbahnzug kostete damals rund 6,5 Millionen Deutsche Mark. Innerhalb eines knappen Jahres wurde so ein fünfteiliger Güterstraßenbahnzug konstruiert und gebaut. Eine Besonderheit ist, dass bei den Fahrzeugen generalüberholte Triebdrehgestelle von bereits ausgemusterten Tatra-Straßenbahnwagen verwendet wurden. Die Motoren lieferte das Sachsenwerk Niedersedlitz, die Führerhäuser kamen aus Salzwedel. Die Verkehrsbetriebe stellten die Fahrerinnen und Fahrer und warteten die Fahrzeuge.[3]
Am 16. November 2000 wurde das erste Fahrzeug im Dresdner Straßenbahnbetriebshof Trachenberge vorgestellt. Am 3. Januar 2001 absolvierte der Zug erste Testfahrten auf dem Dresdner Streckennetz.[4] Seit 2001 verkehrt die CarGoTram zwischen dem Logistikzentrum in der Friedrichstadt und der Gläsernen Manufaktur. 30 mal sollten sie täglich auf der 5,5 km langen Strecke pendeln, so die Prognose vor der Eröffnung der Manufaktur. Bereits 2003 absolvierten die Züge höchstens zehn Fahrten. 2015 waren es im Schnitt drei am Tag.[3]
Mit dem Ende der Produktion von VW Phaeton und Bentley Flying Spur in der Gläsernen Manufaktur im März 2016 wurde auch der Betrieb der CarGoTram mangels Bedarf eingestellt.[5][6] Einer der beiden Züge wurde im Logistikhof von Volkswagen, der andere im DVB-Betriebshof Trachenberge abgestellt. Die Züge sollten nur noch gelegentlich gefahren werden.[3]
Von März 2017 bis Dezember 2020 transportierte die CarGoTram gelegentlich Teile zur Montage des e-Golf zur Gläsernen Manufaktur. Passend dazu wurde das Erscheinungsbild um den Schriftzug „Hier kommt elektrische Ladung“ erweitert.[1]
Im Oktober 2020 gab Volkswagen bekannt, dass der Betrieb der CarGoTram zum Weihnachtsfest 2020 endgültig enden wird. Die letzten Fahrten am 23. Dezember sollten der Räumung der letzten Teile der eGolf-Fertigung dienen. Für die künftig am Produktionsstandort gefertigten ID.3 sei laut Unternehmensangaben die Belieferung mittels der CarGoTram obsolet.[7] Am 10. Dezember 2020 wurde der Betrieb der CarGoTram in Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall früher als geplant endgültig eingestellt: Bei der Einfahrt des Zuges 2005+2024+2027+2021+2003 in die Zufahrtsstrecke zur Ladezone der Gläsernen Manufaktur überfuhr ein Transporter die rote Ampel und kollidierte infolgedessen mit dem Endwagen 2005.
Technik
Die Güterstraßenbahnzüge waren als Zweirichtungsfahrzeuge mit je einem Endwagen mit Führerstand vorn und hinten ausgeführt. Alle Achsen waren angetrieben. Ein kompletter Zug konnte bis zu drei LKW-Ladungen mit sich führen, was einem Ladevolumen von 214 Kubikmetern entsprach. Die Endwagen waren mit je einem Stromabnehmer ausgerüstet, angelegt wurde nur der auf dem jeweils vorauslaufenden.
Die maximale Zuladung beträgt je Zug:
2× | 7,5 t | (Endwagen) | |
+ | 3× | 15 t | (Mittelwagen) |
60 t | Gesamtzuladung |
Die Endwagen erhielten die Nummern 2001 bis 2005, die Mittelwagen 2021 bis 2027. Der Endwagen 2005 und der Mittelwagen 2027 wurden als Ersatz vorgehalten.
Ein Endwagen bietet weniger Ladevolumen als ein Mittelwagen, da hier der Führerstand untergebracht ist. | |
In der Regel werden zwischen die beiden Endwagen drei Mittelwagen eingestellt. | |
Weblinks
- CarGoTram: Autoteile fahren Bahn auf dvb.de
- Bilder der CarGoTram auf railfaneurope.net
Einzelnachweise
- Hier kommt elektrische Ladung auf glaesernemanufaktur.de, abgerufen am 20. April 2017
- sz-online: Die Cargo-Tram ist wieder da. In: SZ-Online. (sz-online.de [abgerufen am 6. April 2018]).
- Sandro Rahrisch: Sie kommt wieder. (Nicht mehr online verfügbar.) In: sz-online.de. 7. April 2016, ehemals im Original; abgerufen am 10. Oktober 2019. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Aktuelles in Kürze. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2001, ISSN 1421-2811, S. 106
- Gläserne Manufaktur wird neu ausgerichtet: Schaufenster für Elektromobilität und Digitalisierung entsteht auf volkswagen-sachsen.de 18. März 2016, abgerufen am 20. April 2017
- Dirk Hein: Wegen Phaeton-Aus: Verliert Dresden auch seine CarGoTram? auf tag24.de 16. November 2015, abgerufen am 20. April 2017
- Christoph Springer: VW beendet Ära der Cargo-Tram in Dresden. In: Sächsische Zeitung, 17. Oktober 2020, abgerufen am 17. Oktober 2020.