Cafedrin und Theodrenalin
Die fixe Kombination der beiden Wirkstoffe Cafedrin und Theodrenalin (beide chemisch Abkömmlinge des Theophyllins) im Verhältnis 20:1 (Handelsname: Akrinor) ist ein Arzneimittel zur Anhebung des Blutdrucks. Es wird vor allem in der Anästhesiologie während Operationen eingesetzt. Zum Beispiel wird Akrinor regelmäßig bei der Kaiserschnittentbindung in Spinalanästhesie zur Behebung des häufig entstehenden Blutdruckabfalls eingesetzt. Darüber hinaus findet es in der deutschen Notfallmedizin Anwendung.
Wirkung
Die Wirkung besteht aus einer schnell eintretenden und relativ langanhaltenden arteriellen Blutdrucksteigerung. Die Durchblutung der Herzkranzgefäße und Gebärmutter wird dabei nicht verschlechtert.
Die Wirkung von Cafedrin/Theodrenalin lässt sich nicht alleine durch die Summe der Einzelwirkungen der beiden Wirkstoffe erklären. Über eine Stimulierung von Betarezeptoren wird die Herzkraft (positive Inotropie) gesteigert. Die Steigerung des Herzschlag- und Minutenvolumens wird noch durch eine Mobilisierung von Blutreserven aus dem kapazitiven Venensystem gefördert. Der periphere Widerstand ist praktisch unverändert und die Herzfrequenz mäßig reduziert.[1] Der Stimulierung von Alpharezeptoren durch Theodrenalin steht eine Hemmung durch Cafedrin entgegen. Im Zeitverlauf macht sich dies bemerkbar durch eine erste Phase der alpharezeptorvermittelten Gefäßverengung (Vasokonstriktion), die den Blutdruck steigert. In einer zweiten Phase erweitern sich diese arteriellen Widerstandsgefäße wieder, wobei gleichzeitig eine Erhöhung des Venentonus stattfindet, der die Vorlast des Herzes erhöht und damit den Blutdruck steigert.
Verbreitung und Alternativen
Akrinor hat ausschließlich eine Zulassung in Deutschland. Hier wird das Arzneimittel bereits seit über 50 Jahren zur Behandlung der Hypotonie angewendet. In den USA und in England ist Cafedrin/Theodrenalin nicht zugelassen. Dort werden Ephedrin, Phenylephrin und Noradrenalin verwendet.
1 Ampulle Akrinor mit 2 ml Injektionslösung enthält 200 mg Cafedrinhydrochlorid und 10 mg Theodrenalinhydrochlorid.
Geschichte
Die Markteinführung von Akrinor in Deutschland erfolgte 1963 durch das Chemiewerk Homburg, eine Zweigniederlassung der Degussa AG. Im Jahr 2000 ging der Vertrieb über an das Arzneimittelwerk Dresden (AWD.pharma).[2] 2005 kündigte AWD.pharma die Einstellung des Vertriebs an, als Begründung gab sie die Kosten für das gesetzlich erforderliche Nachzulassungsverfahren an. Da viele Anästhesiologen in Deutschland nicht auf Cafedrin/Theodrenalin verzichten mochten und kein anderer Hersteller dies in Deutschland anbot, schaltete sich die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin ein. Gemeinsam mit dem Hersteller konnte beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Verlängerung der Verkehrsfähigkeit erwirkt werden. 2008 wurde AWD.pharma von der Teva-Gruppe übernommen und mit dem Zukauf von ratiopharm im Jahr 2010 fiel Akrinor an diesen neuen Hersteller, von dem es 2013 erstmals im eigenen Werk produziert wurde.[2] Im Juni 2012 erhielt Arkrinor vom BfArM den Status der ordentlichen Zulassung (Zulassungsnummer 78450.00.00).[1] Die Uni Marburg hat 2018 das Studiendesign für eine multizentrische, nicht-interventionelle Vergleichsuntersuchung von Cafedrin/Theodrenalin mit Ephedrin veröffentlicht: In Zusammenarbeit mit Teva sollen Schnelligkeit und Präzision des Blutdruckanstiegs und das Patienten-Outcome untersucht werden.[3]
Literatur
- AR. Heller, J Heger, M. Gama de Abreu, MP Müller: "Cafedrine/theodrenaline in anaesthesia : Influencing factors in restoring arterial blood pressure." In: "Anaesthesist. 2015 Mar;64(3):190-6. doi: 10.1007/s00101-015-0005-y.
- KE. Clemens, I. Quednau, AR. Heller, E. Klaschik: "Impact of cafedrine/theodrenaline (Akrinor®) on therapy of maternal hypotension during spinal anesthesia for Cesarean delivery: a retrospective study." In: "Minerva Ginecol. 2010 Dec;62(6):515-24."
- N. Sternitzke; H. Schieffer; G. Rettig; L. Bette: "Die Beeinflussung der Herz-Kreislauf-Dynamik durch die Theophyllin-Verbindungen Cafedrin und Theodrenalin sowie durch ihre Kombination", In: "Herz/Kreislauf" 8/84: 401, 1984.
- S. Kampe, H. Nori, P. M. Schneider, R. Krott: Unklare Mydriasis während einer Ösophagektomie mit unauffälligem Narkoseverlauf – Medikamentenwirkung von Akrinor®?. In: Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. 38, 2003, S. 165–167, doi:10.1055/s-2003-37776.
- Alte Medikamente und neue Zulassungsverfahren: Akrinor bleibt verkehrsfähig und ein Nachzulassungsantrag für Arginin Vasopressin ist gestellt. In: Notfall + Rettungsmedizin. 9, 2006, S. 553–555, doi:10.1007/s10049-006-0840-0.
- L. Aniset, C. Konrad, M. Schley: Ephedrin als Alternative zu Akrinor® in der geburtshilflichen Regionalanästhesie. In: Der Anaesthesist. 55, 2006, S. 784–790, doi:10.1007/s00101-006-1033-4.
Einzelnachweise
- Fachinformation Akrinor 200 mg/2 ml + 10 mg/2 ml Injektionslösung, (ratiopharm GmbH, Ulm). Stand: August 2019 (PDF).
- www.akrinor.de: Der Beitrag von ratiopharm in der modernen Anästhesie., Unterseite „Historie“. Abgerufen am 21. Juli 2020.
- hypotension.online.uni-marburg.de, abgerufen am 21. Juli 2020.