Burgruine Sarmingstein
Die Burgruine Sarmingstein ist ein weitläufiger Ruinenkomplex in Sarmingstein in der Gemeinde St. Nikola an der Donau in Oberösterreich. Als Teil des Ruinenkomplexes ist die Turmruine Sarmingstein im Tourismus gut bekannt. Der teilweise erhaltene Turm ist begehbar und dient als Aussichtsturm.
Burgruine Sarmingstein | ||
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Schlosskogel (Burgfelsen) mit Altburg | ||
Staat | Österreich (AT) | |
Ort | Gemeinde St. Nikola an der Donau | |
Entstehungszeit | 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts erste urk. Erwähnung | |
Burgentyp | Wehranlagenkomplex | |
Erhaltungszustand | weitläufige Ruine | |
Geographische Lage | 48° 14′ N, 14° 57′ O | |
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Der Ruinenkomplex war Teil eines alten Maut- und Sicherungssystems im oberösterreichischen Strudengau mit mehreren Befestigungsanlagen entlang der Donau. Die mehrheitlich am Nordufer in Oberösterreich gelegenen Burgen und Türme waren (von West nach Ost): Kosenburg, Greinburg, Wörth, Werfenstein, Helchenburg, Hausstein, Langenstein, Pain und Sarmingstein. In Niederösterreich folgten Freyenstein am Südufer und all die weiteren.
Burg Sarmingstein wurde lange Zeit und irrtümlich oft mit der Burg Säbnich gleichgesetzt. Die Burg Säbnich liegt jedoch 1 km (Luftlinie) weiter nördlich auf einem isolierten Berghügel inmitten einer Sarmingbachschleife.
Lage
Sarmingstein ist eine typische Donauburg in der langen Reihe der Burgen am Donaustrom. Der Ruinenkomplex beginnt mit der historischen Mautstelle (Turmruine) in Sarmingstein und setzt sich fort auf einem langgezogenen bewaldeten Felssporn über Sarmingstein. Dieser Felssporn steigt von etwa 438 m (Schlosskogel, Burgfelsen mit Altburg) bis etwa 500 m (Kanonenrondell im Norden) an.
In der östlichen schluchtähnlichen Tiefe wird der Felssporn vom Sarmingbach begleitet. Nur etwa 2 km östlich des Baches verläuft die alte Grenze Oberösterreich-Niederösterreich.
Der Aufgang zum Burgfelsen (Schlosskogel) beginnt bei der Brücke über den Sarmingbach beim Haus Sattel Nr. 10. Die Brücke findet sich seitlich neben der Sarmingbachstraße L575 und ziemlich genau 2,0 Straßenkilometer von der Donaustraße B3 entfernt. Kaum beschildert.
Geschichte
Die Burg ist unter den Sommerauern (Summerauern) in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts fassbar. 1296 gehört sie zu jenen Burgen, die im Zuge des Adelsaufstand gegen Herzog Albrecht I. zerstört worden waren. Danach traten Burg und Herrschaft erst wieder im späten 15. Jahrhundert in Erscheinung, als die sich in landesfürstlichem Besitz befindliche Burg ab den 1470er-Jahren oder 1481 durch die Herren von Prüschenk (Die Prüschenk firmierten dann ab 1495 als Grafen von Hardegg und im Machlande) verwaltet wurde.
1488 erteilte Kaiser Friedrich III. dem Siegmund und Heinrich von Prüschenk den Auftrag zum Aufbau der Burg Sarmingstein. Für einen raschen Aufbau spricht die Tatsache, dass die Herren von Prüschenk die Burg während des Baus der Greinburg ab 1491 als Wohnsitz nutzten. Mit der Fertigstellung von Greinburg 1493 wurde der Herrschaftsmittelpunkt der Prüschenks auf ihre Greinburg in Grein an der Donau verlegt.
1513 übergab Kaiser Maximilian I. Sarmingstein an das Stift Waldhausen. 1534 wurden im Auftrag von Kaiser Ferdinand I. unter Propst Konrad von Waldhausen die Burg, die Turmanlagen und die Basteien wieder instand gesetzt. Neben der Kernburg bestanden damals das massive feldseitige Kanonenrondell sowie die Straßen- und Stromsperre mitsamt Turm im Ortsgebiet.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Anlagen durch die Schweden 1648 zerstört und aufgegeben.[1]
Beschreibung
Der Ruinenkomplex Sarmingstein ist weitläufig und umfasst vielfältige Objekte (Neunummerierung nach Christian Steingruber):
Sarmingstein I
- Altburg (Standort ) auf dem südlichen Burgfelsen, genannt Schlosskogel. Erste Bauphase um 15. Jh. Eine längsovale Burg etwa 48 m lang und etwa 28 m breit. Längsovaler Innenhof etwa 25 m lang und etwa 10 m breit, ehemals umgeben von Palas und Gebäuden. Nur wenige Steinmauerreste erhalten. Darunter ein kleiner Gewölbebogen. Auf der Altburgterrasse befindet sich eine Ruhebank für Besucher mit perfektem Ausblick auf den Donaustrom.
- Halsgraben. Unmittelbar nordwestlich der Altburg. Hier kommt der Besucherzustieg herauf vom Sarmingbachtal.
- Vorburg. Zweite Bauphase um 16. Jh. Unmittelbar nordwestlich der Altburg. Mächtige Steinmauern bilden eine eher rechteckige Vorburg 70 m lang und 45 m breit: Lange Umfassungsmauer mit Halbtürmen, Zisterne, Torgebäude, und der einbezogene ältere Hals-Einzelturm (Verteidigungsturm). Erhalten sind erhebliche Mauerreste. Besonderheit ist die von Schutt befreite Zisterne mit etwa 7 m Durchmesser.
- Hals-Einzelturm (Standort ) erhöht auf einem Felskopf etwa 80 m nordwestlich der Altburg. Erste Bauphase um 15. Jh. Steinmauerwerk im unteren Bereich erhalten. Er besaß Mauern, die zur Angriffsseite fast fünf Meter stark waren. Der eher viereckige Grundriss mit Seitenlänge etwa 10 m zeigt abgekantete Ecken und einen winzigen, dezentral gelegenen Innenraum. Für diese Objekte der Altburg auf Grundstück Nr. 688/1 besteht Denkmalschutz. Objekt-ID 17239.
Sarmingstein II
- Eine erste Straßen- und Stromsperre (Mautsperre) mitsamt einem Turm befand sich unterhalb des Burgfelsens (dem Schlosskogel mit der Altburg). Keine Überbleibsel. Der Standort ist durch die Sarmingsteiner Häuser und Plätze überbaut. Von Albrecht Altdorfer erhielt sich eine Ansicht von Sarmingstein 1511. Auf dieser sind passende Mauern und Tordurchlässe rechts im Bild (stromabwärts) gut zu erkennen.[2]
- Die Turmruine Sarmingstein zwischen den Häusern Sarmingstein Nr. 7 und Nr. 9. ist ein Überbleibsel einer weiteren Straßen- und Stromsperre (Mautsperre). Albrecht Altdorfer zeigt die passenden Bauten und Tordurchlässe links im Bild (stromaufwärts) in seiner Ansicht von Sarmingstein 1511.[2] In der Literatur wird die Turmruine meistens getrennt vom sonstigen Ruinenkomplex behandelt.
Sarmingstein III
- Hals-Einzelturm (Standort ) erhöht im Gelände auf einem Felskopf, etwa 240 m der Altburg nördlich vorgelagert, am Grundstück Nr. 599/1. Erste Bauphase um 15. Jh. Steinmauerwerk im unteren Bereich erhalten. Durchmesser etwa 11 m, winziger eckiger 2,5 m-Innenraum. Kein Besucherzugang. Kein Denkmalschutz.
- Kanonenrondell (Festung). Diente zur Ergänzung und Modernisierung des Hals-Einzelturmes in einer zweiten Bauphase um 16. Jh. Das Rondell besteht aus einer hufeisen- bis halbkreisförmige Terrasse mit einer eingelagerten Zisterne, etwa 8 Höhenmeter unter dem Turm gelegen. Die Terrasse begrenzt einen hufeisen- bis halbkreisförmiger Artilleriewall. Innenseite, Radius etwa 11 m, ist mit Steinen hoch aufgemauert. Teilweise noch Pfostenlöcher erkennbar. Außenseite ist mit Erdreich etwa 30° abfallend abgeböscht. Vor diesem Artilleriewall und etwa 10 Höhenmeter tiefer gelegen gab es einen hufeisen- bis halbkreisförmigen Festungsgraben. Radius etwa 45 m. Den Graben umgab ein weiterer Wall, Innenseite auch mit Steinen aufgemauert. Außenseite auch mit Erdreich schräg abgeböscht. Radius der außen auslaufenden Böschung etwa 65 m. Einigermaßen gute Erhaltung. Dieses Kanonenrondell war und ist einzigartig. Es war bereits für große Geschütze eingerichtet und erbaut vermutlich unter Propst Conrad vom Kloster Waldhausen. Das Gelände ist nun Bestandteil eines landwirtschaftlichen Betriebes. Kein Denkmalschutz. Kein Besucherzugang.
Sarmingstein IV
- Zusätzlicher Rundturm (Standort ) erhöht im Gelände auf Felskamm, etwa 150 m der Altburg nördlich vorgelagert. Grundstück Nr. 599/1. Steinerner Sockel erhalten. Bauphase unklar. Kein Besucherzugang. Kein Denkmalschutz.
Sarmingstein V
- Ein jüngeres Erdwerk (Standort ) liegt auf einem bewaldeten Geländerücken 320 m nordwestlich vom Kanonenrondell am Grundstück Nr. 497/1. Deutlich abgeplatteter Kegelstumpf, Plateau zeigt umlaufende Erdwülste. Umgebender Ringgraben, ähnlich dem System einer Hügelburg (Motte, Hausberg). Erdwerkdurchmesser etwa 25 m. Hügelhöhe noch etwa 3 m. Eine niedere Bodenwelle im Ringgraben im Osten macht den früheren Aufgang erkenntlich.
- Nördlich davon verläuft ein auffällig tiefer Graben entlang der Rückenlinie des Geländes von West nach Ost. Deutung als Annäherungshindernis (Wehrgraben) möglich. Bauphase unklar. Kaum erforscht. Besucherzugang auf Waldwegen unschwierig.
Literatur
- Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. 2. Auflage. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1970, S. 40 (Säbnich ist mit Sarmingstein auszulegen).
- Georg Grüll: Burgen und Schlösser im Mühlviertel. 2. Auflage. Birken-Verlag, Wien 1968, S. 143 (Säbnich ist mit Sarmingstein auszulegen).
- Christian K. Steingruber: Eine kritische Betrachtung des Historisch-Topographischen Handbuches der Wehranlagen und Herrensitze OÖ. Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz 2013.
- Christian K. Steingruber: Neue Erkenntnisse zu Norbert Grabherrs Historisch-topographischem Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 65, Heft 1/2, Linz 2011, S. 30–31 (Kapitel „Sarmingstein“, land-oberoesterreich.gv.at [PDF]).
- Christian K. Steingruber: Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ von Norbert Grabherr. Versionierung 2022.1. St. Gotthard 2022, S. 600, 601 und 604, Sarmingstein (ooegeschichte.at [PDF]).
- Heinz Steinkellner, Erwin Hölzl, Martin Lehner, Erwin Kastner (Redaktionsteam): Unsere Heimat. Der Bezirk Perg. Druckerei Trauner, Linz 1996, S. 68 (Burgruine Sarmingstein).
Weblinks
- Ruinenkomplex Sarmingstein in Bildern – auch als Gallery Slideshow
- Zuhause in Sarmingstein auf www.sarmingstein.at (mit Bildern), abgerufen am 3. Juli 2021
- Sarmingstein (Turmruine und Burgruine). In: ruine.at. Private Webseite von Kastellan Oliver (drei Abschnitte auf einer Seite; mit Bildern).
- Kanonenrondell der Burgruine Sarmingstein (mit Bildern und Grundrissplan, irrtümlich Säbnich-Vorwerk bezeichnet) auf Martin Aigner's Burgenseite abgefragt am 3. Juli 2021 (Seite nicht mehr abrufbar)
- Eintrag zu Sarmingstein in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Ruine Sarmingstein auf www.wehrbauten.at (Burgruine und Turmruine mit Bildern) abgefragt am 3. Juli 2021
- Grundrissplan von Burgruine Sarmingstein (gif-Bild) bei EBIDAT.
- Plan derer Antiquen zu Sarblingstan in O. Östr; in Machland Virtl auf mapy.mzk.cz (Kartensammlung Bernhard Paul Moll, *1697 †1780) abgefragt am 17. Juli 2021.
Einzelnachweise
- Christian K. Steingruber: Eine kritische Betrachtung des Historisch-Topographischen Handbuches der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs. Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz 2013, S. 215.
- Sarmingstein 1511 (jpg-Bild)