Burg Forchtenstein
Die Burg Forchtenstein (ung. Fraknó vára) ist eine spätmittelalterliche Burg in der gleichnamigen Gemeinde Forchtenstein im nördlichen Burgenland in Österreich.
Burg Forchtenstein | ||
---|---|---|
Westansicht der Burg Forchtenstein | ||
Staat | Österreich (AT) | |
Ort | Forchtenstein | |
Entstehungszeit | ab 14. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Geographische Lage | 47° 43′ N, 16° 20′ O | |
|
Lage
Die Burg steht südwestlich von Mattersburg über dem Wulkatal.
Geschichte
Der erste Teil der Burg mit dem 50 m hohen Bergfried wurde am Beginn des 14. Jahrhunderts von den Herren von Mattersdorf, die sich später Herren von Forchtenstein nannten, erbaut.
Um 1450 starben die Herren von Forchtenstein mangels männlicher Nachfahren aus und die Burg kam in den Besitz der Habsburger, die sie 170 Jahre besaßen und unter anderem an die Grafen von Weißbriach und Hardegg verpfändeten. Die Feste geriet damals an Erzherzog Albrecht VI. und wurde damit für kurze Zeit zum wichtigen Teil eines kleinen habsburgischen Fürstentums.[1]
In dieser Zeitspanne änderte sich nicht viel an der Burg. Im Jahr 1622 erhielt Nikolaus Esterházy, Stammherr der Esterházy, im Tausch die Burg von Kaiser Ferdinand II., und die Esterházy erhielten den Grafentitel. Nikolaus begann mit dem Ausbau der inzwischen baufälligen Burg zu einer Festung. Er schloss in den Jahren 1630 bis 1634 mit dem Wiener Baumeister Simone Retacco und ab 1643 mit dem Pallier Domenico Carlone Arbeitskontrakte über den Neubau der Burg ab. Die Baufachleute waren alle Italiener. Es war ein Großauftrag für drei Kaisersteinbrucher Meister, Ambrosius Petruzzy, Pietro Maino Maderno und Mathias Lorentisch. Kaiserstein wurde für Hauptportale, Brunnen, Kanonenkugeln usw. verwendet. Die ausgearbeiteten Steine wurden mit großen, von sechs Ochsen gezogenen Steinwagen geliefert.
Sein Sohn Paul baute die Burg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach den Plänen des Architekten Domenico Carlone weiter aus, wobei auch auf künstlerische Ausgestaltung Wert gelegt wurde. Aufgrund der vielen Umbauten ist die Burg in ihrem heutigen Umfang eigentlich eine Barockburg. Nach dem Tod Pauls änderte sich der Zweck der Burg. Von der bisherigen Festung wurde sie zu einem Aufbewahrungsort für Waffen, das fürstliche Archiv und die fürstliche Sammlung von Uhren, Automaten, exotischen Tierpräparaten und sonstigen „Wunderdingen“. Die sogenannte Schatz- und Wunderkammer war nur über einen Geheimgang erreichbar; die Tür konnte nur mit zwei verschiedenen Schlüsseln geöffnet werden. Einen verwahrte der Fürst und den anderen der Schatzmeister. Diese Räume wurden auch nicht während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt und blieben so unversehrt erhalten. Neben der eigentlichen Sammlung sind auch die Schränke mit den im Original erhaltenen Glasscheiben von Bedeutung (siehe Abbildung). In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Burg von Baumeister Johann Ferdinand Mödlhammer erweitert. Dabei wurden der Dachstuhl gehoben und die Innenräume saniert.
In der Zeit der ungarischen Räterepublik, 1919, wurden von Staatsbeamten rund 280 Objekte aus der Esterházy-Schatzkammer Forchtenstein konfisziert und nach Budapest gebracht, wo sie sich bis heute befinden. Nach dem Ende der Räterepublik wurde vom ungarischen Staat mit Esterházy ein Leihvertrag über diese Objekte geschlossen; da dieser 2019 nach Auffassung der Esterházy-Privatstiftung von Ungarn nicht mehr vollumfänglich eingehalten wird, bemüht sich die Stiftung um die Rückgabe ihrer Objekte.[2]
Die Burg ist im Besitz der Esterházy-Privatstiftung und zeigt neben dem Schloss Esterházy in Eisenstadt die Geschichte und die Schätze des alten Adelsgeschlechtes. Nachdem im Jahr 1921 die Güter der Esterházy in einen ungarischen und einen österreichischen Teil getrennt worden waren, verblieb das wirtschaftliche Archivmaterial in der Burg Forchtenstein, während das Familienarchiv seitdem im Ungarischen Staatsarchiv in Budapest aufbewahrt wird.
Die Burgspiele Forchtenstein fanden von 1954 bis 1983 jährlich auf der Burg Forchtenstein statt.
- Ansicht von Südost
- Fernansicht von der Rosalia
- Hauptgebäude
- Innenhof mit Fresken
- Schatz- und Wunderkammer
- Brunnen, aus hartem Kaiserstein gefertigt
Literatur
- Adelheid Schmeller-Kitt: Schloss Forchtenstein – Baugeschichte und Waffensammlung. In: Kurt Rossacher (Hrsg.), Wilhelm Mrazek (Red.): Alte und Moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur. Nr. 91/1967 (XII. Jahrgang), ZDB-ID 214656-3. Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1967, OBV, S. 9–21. — Online bei MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst.
- Forchtenstein – Burgenland. In: Gerhard Stenzel: Von Burg zu Burg in Österreich. 2. Auflage, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1973, ISBN 3-218-00278-8, S. 72–75.
- Jakob Michael Perschy (Red.): Bollwerk Forchtenstein. Burg Forchtenstein, 15. Mai–31. Oktober 1993. Katalog der Burgenländischen Landesausstellung 1993. Burgenländische Forschungen, Sonderband 11, ZDB-ID 1448585-0. Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. XII/2 (Hrsg.), Eisenstadt 1993, OBV.
- Josef Pratl, Heribert Scheck: Esterházysche Musik-Dokumente. Die Musikdokumente in den esterházyschen Archiven und Sammlungen in Forchtenstein und Budapest. (= Eisenstädter Haydn-Berichte 10). Hollitzer, Wien 2017, ISBN 978-3-99012-347-8.
- Edeltraut Mitterhuber: Leben und Werk von Pietro Maino Maderno. In: Kultur und Bildung, Zeitschrift des Burgenländischen Volksbildungswerkes, 4. Teil Burg Forchtenstein in 02/2018 S. 20ff.
Einzelnachweise
Siehe auch
Weblinks
- Literatur zu Burg Forchtenstein im Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbundes.
- Burg Forchtenstein – Offizielle Homepage
- Luftaufnahmen vom Schloss
- Forchtenstein. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl