Buddhismus in Russland
Buddhismus in Russland ist eine der religiösen Traditionen in Russland, die neben anderen Weltreligionen praktiziert werden. Traditionell siedelten sich russische Anhänger des Buddhismus in der Republik Altai, Republik Burjatien, Republik Kalmückien, Oblast Irkutsk, Region Transbaikalien oder Republik Tuwa an. Die meisten buddhistischen Tempel in Russland befinden sich in Sibirien und Richtung Mongolei/China. Darüber hinaus gibt es buddhistische Zentren in Moskau, St. Petersburg und anderen größeren Städten. Die meisten Anhänger des Buddhismus in Russland gehören den Gelug- und Karma-Kagyü-Schulen an. Die russische Bevölkerung hat ein ausgeprägtes Interesse an Buddhismus und ist offen für fernöstliche Philosophien. Nicht zuletzt der Trend der Shaolin- und Martial-Arts-Filme aus China trug dazu bei, das Interesse an Buddhismus, der Philosophie und Meditation in Russland noch verstärken.
Geschichte des Buddhismus in Russland
In der Zeit zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert kam der Buddhismus mit den Kalmücken/Oiraten von Nepal/Indien über die Mongolei nach Burjatien im südlichen Russland. Das Leben des Buddha wurde im alten Russland mit den Texten über Barlaam und Josaphat bekannt, welche ihren Ursprung in der Buddha-Legende haben. Zu den Zeiten der Kaiserin Elisabeth wurde der Buddhismus im Jahr 1741 zu einer offiziellen Religion in Russland erklärt. Zu dieser Zeit gab es in Burjaten mehr als 10 buddhistische Klöster und mehr als 100 buddhistische Lamas. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zählte Russland zu einem der großen Zentren für die Buddhalehre. In Kalmükien wurden Lamas per Erlass des Zaren gewählt.[1]
Buddhismus ist in Russland eine traditionelle Religion der drei Völker Burjaten, Kalmüken und Tuwiner. Eine Besonderheit ist eine Vermischung mit dem Schamanismus, der von den Mongolen in Tannu-Tuva. Diese kleine Region lag ursprünglich innerhalb der Grenzen der Äußeren Mongolei und wurde 1944 von der UdSSR annektiert. Es wurde von russischen Beobachter berichtet, dass in dieser Region der Oberste Lama mit der Großen Schamanin verheiratet war.[2]
Das starke Interesse der Gesellschaft für die östliche Kultur, buddhistische Schriften und deren Sprache waren die Grundlage für die weitere Verbreitung des Buddhismus in neuerer Zeit. Der erste buddhistische Tempel in Europa wurde im Jahr 1915 in Sankt Petersburg eröffnet. Sein Bau beanspruchte mehrere Jahre und es gab einen starken Widerstand gegen den Bau des Tempels seitens der Orthodoxen Kirche. Zu dieser Zeit gab es in der Stadt bereits mehrere Hundert Buddhisten, zu denen auch Russen zählten.
Nach der Oktoberrevolution wurden Buddhisten zunächst unterstützt, dann in den 1930er Jahren jedoch verfolgt. Der Tempel in Sankt Petersburg wurde zerstört. Im Jahr 1940 war der Buddhismus in Russland offiziell nicht mehr existent. Lediglich den Burjaten-Buddhisten war es unter Josef Stalin und bis hin zur Perestrojka in den 1980er Jahren erlaubt, ihre Religion weiter zu leben. Mit dem Beginn des Wiederaufbaus (Perestrojka) wurden die Tempel wieder aufgebaut und es wurden offiziell mehrere buddhistische Gruppen registriert.
Als 1991 die Religionsfreiheit eingeführt wurde, konnte auch die buddhistische Tradition wieder ungefährdet gelebt werden.[3] Heute gehört der Buddhismus in Russland neben Christentum, Judentum und Islam zu den vier anerkannten Staatsreligionen. Es gibt in großen russischen Städten wie Wladiwostok, Irkutsk, Nowosibirsk, Jekaterinburg, Uljanowsk, bis hin zu Moskau und Sankt Petersburg buddhistische Tempel, Organisationen oder Zentren, die die Lehre Buddhas verbreiten und bekannt machen.
Tibetanischer Buddhismus ist die verwurzelte Form des Buddhismus in Russland. Der Tempel in Sankt Petersburg, als Zentrum des russischen Buddhismus, zählt zu den wichtigsten akademischen Schulen des Buddhismus in Europa. Er beinhaltet eine einzigartige Sammlung alter buddhistischen Schriften.
Zu den wichtigsten modernen Zeitschriften für Buddhismus in Russland zählen u. a. "Буддизм России", "Гаруда".
Mancherorts muss der Buddhismus in Russland bzw. buddhistische Klöster den materiellen/industriellen Interessen weichen.[4]
Liste großer buddhistischer Tempel in Russland
- Aginer Dazan (Ort Aginskoje in Region Transbaikalien, Russland)
- Choimorski-Dazan (Ort Arschan in Burjatien, Russland)
- Gunsetschoinei-Dazan (Millionenstadt Sankt Petersburg, Russland)
- Iwolginski Dazan (Ort Iwolginsk in Burjatien, Russland)
- Sartul-Gegetui-Dazan (Ort Dschida in Burjatien, Russland)
- Tamtschinski-Dazan (Stadt Gussinoosjorsk in Burjatien, Russland)
Weblinks
- Buddhistische Enzyklopädie (russisch)
- Zentrum für tibetanische Kultur und Information in Moskau (russisch)
- Zeitschrift "Буддизм России" (russisch)
- Zeitschrift "Гаруда" (russisch)
- Buddhismus in Russland nach Karma-Kagyü-Tradition (russisch)
Einzelnachweise
- Buddhism in Russia, englisch. Abgerufen am 16. Dezember 2016.
- John Snelling: Lamas, Zaren und Kommissare — Buddhismus in Rußland. Abgerufen am 16. Dezember 2016.
- Buddhismus in Russland. Abgerufen am 16. Dezember 2916
- Russische Mönche kämpfen für ihr Kloster. In: FAZ.net. 3. März 2017, abgerufen am 13. Oktober 2018.