Brederode
Die Herren und Freiherren (später auch Reichsgrafen) von Brederode waren im Mittelalter das vornehmste Adelsgeschlecht Hollands, das via den Herren van Teylingen aus einer unehelichen Seitenlinie der holländischen Grafen aus dem Haus der Gerulfinger stammte. Die Hauptlinie starb 1679 aus, eine seit Ende des 18. Jahrhunderts reichsgräfliche Bastardlinie existierte noch bis 1832.
Geschichte
Als Stammvater des Geschlechts fungiert Dirk van Teylingen-Brederode (ca. 1180–1236), welcher der erste „Herr von Brederode“ war und als Drost der holländischen Grafen fungierte. Seine Nachkommen benannten sich fortan nach ihrem Herrschaftssitz Schloss Brederode.
Die Herren von Brederode hatten schon im 13. Jahrhundert gewaltigen Einfluss. Wilhelm von Brederode war (um 1282) der Erbauer der Burg Brederode bei Santpoort, Gem. Velsen, Nordholland. Ihre Parteinahme für Johann von Avesnes blieb nicht ohne Bedeutung, doch stieg diese noch beim Ausbruch des Streits zwischen den Hoeks und den Kabeljaus (Haken-und-Kabeljau-Krieg, 1351). Die Brederodes waren die erblichen Führer der Hoeks, der Adelspartei und die Arkels und Egmonts, die rivalisierenden Geschlechter, ihre Gegner.
Unter Herzog Wilhelm von Bayern (1365–1417) erwarb Wolrad (Walram) von Brederode (1370–1417) den Grafentitel von Gennep und die souveräne Herrschaft Vianen. Er fiel in der siegreichen Schlacht von Gorcum als Feldherr der Gräfin Jacobäa von Hennegau-Zeeland-Holland (1401–1436), der Tochter Wilhelms.
Wolrads Enkel Rainald II. (1415–1473) wurde Erbburggraf der Stadt Utrecht, in deren ununterbrochenen Bürgerzwistigkeiten die Brederodes von da an fortwährend verwickelt blieben. Rainalds Bruder war der zeitweilige Bischof von Utrecht Gijsbrecht van Brederode (1416–1475). 1441 verkaufte Willem von Brederode die Grafschaft Gennep an das Geschlecht Van Loon-Heinsberg.
Rainalds zweiter Sohn war Franz van Brederode (1466–1490), der, noch sehr jung, von den unzufriedenen holländischen Adligen zum Führer der wiederauflebenden Hoeks erhoben wurde. Er führte einen zweijährigen Bürgerkrieg (1488–1490) in Holland und Zeeland, der vor allem in der Belagerung der beiden Festungen Rotterdam, die Franz 1488 eroberte, und Sluis in Niederländisch Flandern bestand. Es war der letzte offene Kampf des niederländischen Adels gegen die burgundisch-österreichische Regierung und ihre neueren Ideen. Franz erlag nach der Einnahme von Sluis 1490 seinen Verwundungen, erst 24-jährig.
Die Brederodes, übermütig durch ihre stetig wachsenden Besitzungen, ihr hohes Ansehen und ihre quasi fürstliche Würde zeichneten sich immer durch ihren Stolz aus. Besonders aber Rainald III., der unter Karl V. Anspruch auf die Grafschaft Holland erhob und deshalb als Hochverräter alle seine Würden und Besitzungen verlor. Da seine Ansprüche aber nie wirkliches Gewicht hatten, erhielt er sie vom Kaiser zurück.
Rainalds III. zweiter Sohn war Heinrich, Graf von Brederode (1531–1568), der Führer der verbündeten niederländischen Adligen, des so genannten Compromis des Nobles von 1566 und der Geusen. Dieser stand gesellschaftlich zwischen dem Hochadel und dem niedrigeren Adel, und war deshalb sehr geeignet für diese Aufgabe des Vermittlers. Der katholische Graf von Megen eroberte ein Jahr später vorübergehend seinen Stammsitz Kasteel Batestein in Vianen. Heinrich starb im Exil auf Schloss Horneburg bei Recklinghausen. Reinald III. hatte auch einen außerehelichen Sohn, Lancelot von Brederode, der ebenfalls ein Geusenführer war.
Der Hauptzweig des Geschlechts bestand danach noch ungefähr 150 Jahre fort, immer in hohem Ansehen und im Besitz hoher Stellen und Ämter in Staat und Heer. Der vorletzte Spross, Johann Wolfart von Brederode, Feldmarschall der Republik der Vereinigten Niederlande, nahm nach 1650 wieder die erste Stelle in derselben ein, durch seinen Rang, seinen Reichtum und seine Heiraten, zuerst mit einer Gräfin von Nassau, später mit Ludowika Christina von Solms-Braunfels (1606–1669), der Schwester Amalias (1602–1675), der Gattin Friedrich Heinrichs von Oranien (1584–1647), des Erbstatthalters der Niederlande. Seine zahlreiche Nachkommenschaft starb rasch dahin. Sein letzter Sohn Wolfart, der auch der letzte Graf von Brederode war, ist im Jahre 1679 verstorben. Nach seinem Tod verfiel die Burg Brederode an die Staaten von Holland.
Die Herrlichkeit Vianen ging durch Vererbung an die außerehelichen Nachkommen von Reinoud III. van Brederode (1492–1556), die sogenannten Herren von Bolswaert, über, das dortige Kasteel Batestein brannte 1696 ab und wurde geschleift. Kaiser Joseph II. verlieh den Herren von Bolswaert den Titel eines „Reichsgrafen von Brederode“. Im Jahre 1832 starb der letzte Reichsgraf von Brederode aus der Bolswaert-Linie.
Des Weiteren existiert auch noch heute eine nichtadelige Linie des Geschlechts der Brederode. Diese Linie führt sich zurück auf Dirk Walravensz van Brederode, welcher ein nachträglich legitimierter Sohn von Walraven van Brederode († 1369), des jüngeren Bruders von Reinoud I. van Brederode, war.[1]
Einzelnachweise
Literatur
- P. L. Müller: Brederode. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 279–281. (Familienartikel)
- Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln, Band XVIII (1998), Tafel 39/40 (Genealogie der Herren von Brederode)
Weblinks
- Webseite über die Ruine des Schlosses Brederode und dessen Bewohner (niederländisch)