Brauerei Puntigam
Die Brauerei Puntigam in Graz ist eine der ältesten Großbrauereien der Steiermark. Sie befindet sich im 17. Grazer Stadtbezirk Puntigam und ist Teil der Brau Union Österreich AG, die seit 2003 zum Konzern Heineken gehört.[1]
Geschichte
Bereits 1478 entstand im Grazer Süden in der Nähe von Feldkirchen bei Graz eine erste Brauerei. Der Name Puntigam war ursprünglich kein Orts-, sondern ein Familienname. An der ehemaligen „Kommerzialstraße“ (heutige Triesterstraße) gelegen, die nach Triest führte, lag ein Herrenhaus mit angeschlossenem Gasthaus samt kleiner Brauerei und Gastgarten. Der Bau ist im Jahr 1772 datiert, wie eine Inschrift in einem Torbogen darauf verweist. Von den zahlreichen kleinen Brauereien, die ab dem 15. Jahrhundert in Graz entstanden, konnten sich nur wenige auf Dauer behaupten, so etwa die Brauerei Puntigam.[2]
Ab etwa 1800 entwickelte sie sich zu einer großen industriellen Brauerei und ab 1838 wurde sie offiziell vom Grazer Franz Knabl auf dem Gelände des Puntigamerhofes gegründet und von den Grazer Familien Knabl und Hold ausgebaut. Der Unternehmer Franz Hold († 22. August 1872; Alter: 70) erwarb 1840 die Brauerei von der Familie Knabl und begann mit einer Modernisierung der Anlage[3]. Bereits 1872 produzierte man zirka 100.000 hl Bier. Im Jahr 1874 kam es zur Gründung der Betriebsfeuerwehr der Brauerei Puntigam[4].
1889 wurde die Brauerei von der Familie Schreiner übernommen. Den Firmennamen änderte man in „Erste Grazer Actienbrauerei vormals Schreiner & Söhne“. Zehn Jahre später beschäftigte man rund 400 Mitarbeiter, die jährliche Bierproduktion konnte bis 1913 auf das Rekordniveau von 380.000 hl gesteigert werden.
Die Brauerei Puntigam exportierte ihre Produkte in das gesamte Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie und übernahm die Grazer Brauerei Japl, sowie Brauereien in Fürstenfeld, Mürzzuschlag und Feldbach. Des Weiteren hielt sie Beteiligungen an der Laibacher Brauerei-Aktiengesellschaft „Union“ und den „Vereinigten Kärntner Brauereien A.G.“ in Villach[5].
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem damit verbundenen Verlust des großen Absatzgebietes wegen der Teilung der ehemaligen Monarchie schrumpfte das Ausstoßvolumen auf ein Zehntel des vor dem Krieg erreichten Rekordwertes. Nach der Wirtschaftskrise im Jahr 1935 kam es zu einer Annäherung an die Brauerei Reininghaus. Nach Bombentreffern im Zweiten Weltkrieg wurde das Betriebsgelände von Reininghaus komplett und jenes in Puntigam teilweise zerstört.[6]
1943 erfolgte die Fusion mit der zweiten großen Brauerei in Graz, jener der Brüder Reininghaus, deren eigener Standort in Eggenberg 1947 stillgelegt wurde. Gleichzeitig wurde die gesamte Bierproduktion nach Puntigam verlegt, und beide Marken blieben erhalten.
Dreißig Jahre später gründeten die „Brüder Reininghaus Brauerei Aktiengesellschaft“ und die „Verbund Brauerei Aktiengesellschaft“ (Puntigamer) die „Steirerbrau AG“. 1997 bildeten die „Steirerbrau AG“ und die „Brau AG“ die „Brau Union“ durch Fusionierung. Die Marke Puntigamer blieb jedoch bis heute erhalten, auch nachdem im Jahre 2003 die Brau Union vom niederländischen Brauereikonzern Heineken übernommen wurde.
Der aktuelle jährliche Bierausstoß liegt bei rund einer Million hl. Dadurch ist Puntigamer das meistverkaufte Bier Österreichs.[7]
Im Jahr 2011 wurde die in Österreich unübliche pfandfreie PET-Flasche (1,5 Liter) eingeführt, die sich aber auf dem österreichischen Biermarkt nicht lange halten konnte.
Der Werbe-Jingle „Miteinander lustig samma, mia und unsa Puntigamer“ wird mehrfach in Wolf Haas’ Roman Das ewige Leben erwähnt und abgewandelt.[8][9][10]
Produktpalette
- Puntigamer
- Märzenbier unter dem Namen „das bierige Bier“: Untergäriges helles Vollbier. 5,1 % vol. Alkoholgehalt, 11,8 % Stammwürze
- Panther 5,2 % vol. Alkoholgehalt, 12,6 % Stammwürze
- Sommerbier 3,6 % vol. Alkoholgehalt, 8,3 % Stammwürze
- Winterbier 6,0 % vol. Alkoholgehalt, 13,8 % Stammwürze
- Oktoberbier: 5,0 % vol. Alkoholgehalt
- Alkoholfrei 0,0% vol. Alkoholgehalt 5,1 % Stammwürze
- Radler
- Almradler (Puntigamer-Bier mit Almdudler)
- Reininghaus (eigene Marke, übernommen)
Sponsoring
Puntigamer ist seit 1996 Hauptsponsor des Grazer Fußballvereins SK Sturm. Weiters unterstützt die Brauerei die Fußballklubs Austria Wien und den Wolfsberger AC, sowie den österreichischen Eishockeyverein Graz 99ers.
Literatur
- Bernadette Pfingstl, Josef Pfingstl und Sabine Holasek: 125 Jahre Betriebsfeuerwehr Puntigam. Graz 1999. (Festschrift)
Weblinks
- Webpräsenz von Puntigamer
- Brauerei Graz-Puntigam. Eintrag im Der Brauereiführer von Michael Kranewitter.
Einzelnachweise
- Brauunion Österreich, Geschichte. Abgerufen am 5. April 2020 (deutsch).
- Pfingstl, Pfingstl, Holasek: 125 Jahre Betriebsfeuerwehr Puntigam. S. 11.
- Pfingstl, Pfingstl, Holasek: 125 Jahre Betriebsfeuerwehr Puntigam. S. 11.
- Pfingstl, Pfingstl, Holasek: 125 Jahre Betriebsfeuerwehr Puntigam. S. 16.
- Pfingstl, Pfingstl, Holasek: 125 Jahre Betriebsfeuerwehr Puntigam. S. 11f.
- Pfingstl, Pfingstl, Holasek: 125 Jahre Betriebsfeuerwehr Puntigam. S. 12.
- Geschichte der Brauerei Puntigam auf puntigamer.at, 28. Oktober 2012
- Sigrid Nindl: Wolf Haas und sein kriminalliterarisches Sprachexperiment. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2010, S. 46, 216.
- Jon Sherman: Plurality and Alterity in Wolf Haas’s Detective Brenner Mysteries. In: Lynn M. Kutch, Todd Herzog: Tatort Germany. The Curious Case of German-language Crime Fiction. S. 61–80, auf S. 71.
- O. P. Zier: Wolf Haas – Das ewige Leben. In: Österreichische Literatur, 2003, S. 30.