Botschaft der Republik Polen (Köln)
Die Botschaft der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland (bis 1989 der Volksrepublik Polen) hatte von 1972 bis 1999 ihren Sitz in Köln, mit einer Außenstelle bis 2001. Seit dem Umzug der Botschaft nach Berlin besteht in der Stadt am Rhein ein polnisches Generalkonsulat einschließlich einer Handelsabteilung.
Geschichte
Polen unterhielt bereits seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 eine Handelsvertretung in Frankfurt am Main. Anfang der 1960er-Jahre siedelte sie nach Köln über, wo sie ihren Sitz im Stadtteil Marienburg in der Villa Pferdmengesstraße 5, einem 1924 errichteten Backsteinbau, nahm.[1][2] 1964/65 wurde das Gebäude für die Handelsvertretung um einen Bürotrakt ergänzt.[3] Der Leiter der Handelsmission residierte in einem früheren Wohnhaus Konrad Adenauers im Stadtteil Lindenthal (Max-Bruch-Straße 4), das dieser an Polen vermietete.[4] Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland am 14. September 1972 wurde die Handelsvertretung in eine Botschaft am Regierungssitz Bonn umgewandelt. Die Kanzlei der Botschaft (inkl. Konsularabteilung) wurde am bisherigen Standort der Handelsvertretung (Pferdmengesstraße 5) eingerichtet; das vormalige Wohnhaus des Leiters der Handelsmission (Max-Bruch-Straße 4) diente fortan als Residenz der Botschaft, Wohnsitz des Botschafters.[5] Das Büro des polnischen Handelsrats als Handelsabteilung der Botschaft war zunächst in der Kölner Innenstadt (Clever Straße 5) beheimatet und bezog 1977 die in Marienburg gelegene Alteburger Mühle, die für diesen Zweck 1977/78 erweitert wurde.[6][7][8] 1980 verlegte Polen die Botschaftskanzlei innerhalb des Stadtteils Marienburg in die Villa Lindenallee 7.[9] Als Residenz der Botschaft diente zuletzt ein 1983 erbautes Einfamilienhaus im Stadtteil Hahnwald (Am Waldpark 44).[10] Polen und Eritrea waren die einzigen Staaten, deren diplomatische Vertretungen bis zuletzt in Köln ansässig waren. Die Konsularabteilung der Botschaft war außerhalb des Kanzleigebäudes im Stadtteil Marienburg untergebracht (zunächst Pferdmengesstraße 30, zuletzt Leyboldstraße 74).[5][9][11][12]
Ende der 1980er-Jahre plante die polnische Regierung einen Neubau der Botschaft im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg, dem räumlichen Schwerpunkt der diplomatischen Vertretungen. Ein entsprechendes Grundstück an der Turmstraße im Ortsteil Plittersdorf sollte vom Bund der Volksrepublik Polen im Gegenzug für ein Grundstück in Warschau bereitgestellt werden, auf dem ein Neubau der bundesdeutschen Botschaft vorgesehen war. Die Verhandlungen waren im Herbst 1989 bereits kurz vor dem Abschluss, als sie durch Mauerfall, Wiedervereinigung und den Beschluss zur Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin vereitelt wurden.[13]
Im Zuge der Verlegung des Regierungssitzes zog die Hauptstelle der polnischen Botschaft 1999 nach Berlin um (→ Polnische Botschaft in Berlin). In Köln wurde zunächst am bisherigen Standort eine Außenstelle der Botschaft mit der Konsularabteilung belassen.[14] 2001[15] wurde sie in ein Generalkonsulat umgewandelt, als dessen Handelsabteilung das Büro des Handelsrats in der Alteburger Mühle bestehen blieb; als Residenz des Generalkonsuls diente die vormalige Residenz der Botschaft (Am Waldpark 44).[10] Im Frühjahr 2012 wurden Planungen des polnischen Außenministeriums für eine Aufgabe der Villa Lindenallee 7 aus Kostengründen sowie eine Verkleinerung und Verlegung des Generalkonsulats mit zuletzt 27 Mitarbeitern innerhalb Kölns bekannt, die – insbesondere aufgrund der Nutzung des Anwesens für kulturelle Veranstaltung – auf öffentliche Kritik stießen.[16][17] Aufgrund ihrer Proteste um den künftigen Sitz der Repräsentanz wurde die Generalkonsulin Jolanta Róża Kozłowska zum Jahresende 2012 abberufen. Das Generalkonsulat zog Anfang Dezember 2013 in Büroräume am Mediapark um, am 18. Dezember wurde der neue Sitz feierlich eröffnet.[18][19][20]
Der Konsularbezirk des polnischen Generalkonsulats in Köln umfasst die Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Es ist derzeit das größte Konsulat der Republik Polen in Deutschland.[20] Die Handelsabteilung in der Alteburger Mühle firmiert heute unter der Bezeichnung Abteilung für Handel und Investitionen.[21]
Generalkonsuln nach Amtsantritt:
Siehe auch
Literatur
- Hilda Ortiz Lunscken (Hrsg.); Hilda Ortiz Lunscken, Ingeborg Fischer-Dieskau (Fotos: Martin Krockauer): Pour Memoire. To Remind. Zur Erinnerung – Botschafterresidenzen am Rhein. Ortiz-Lunscken Publishers, Bonn 1999, ISBN 3-9806801-0-X, S. 170–171.
Einzelnachweise
- Leitfaden Für Presse und Werbung, Band 14, Stamm-Verlag, 1961, S. 604
- Rainer Achim Blasius, Mechthild Lindemann, Ilse Dorothee Pautsch (Hrsg.), Auswärtiges Amt: Akten zur auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1963: 1. Januar bis 31. Mai 1963, Oldenbourg Verlag, 1994, S. 442
- Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2, S. 620.
- Schön wär?s, Der Spiegel, 22. Mai 1967
- Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste des diplomatischen Korps in Bonn (Stand: Dezember 1972)
- Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen und anderen Vertretungen in Bonn (Stand: Juni 1977, Oktober 1977)
- Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 1, S. 57.
- Elektrotechnische Zeitschrift: Beihefte, Band 99, Ausgaben 7-12, VDE Verlag, 1978, S. 777
- Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen und anderen Vertretungen in Bonn (Stand: Februar 1980, November 1980)
- Unbeschränkte öffentliche Ausschreibung zum Verkauf der Liegenschaft Am Waldpark 44, 50996 Köln-Rodenkirchen (Hahnwald), Generalkonsulat der Republik Polen in Köln (13. Mai 2016)
- Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen in der Bundesrepublik Deutschland, Stand: März 1992
- Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen und anderen Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland, Stand: April 1995
- Möglicher Botschaftsbau spricht gegen eine aufwendige Pflege, General-Anzeiger, 25. Oktober 1989, Stadtausgabe Bonn, S. 8
- Für Deutschland zuständige Vertretungen fremder Staaten (Memento vom 1. September 2000 im Internet Archive), Auswärtiges Amt
- Albert Oeckl: Taschenbuch des öffentlichen Lebens, Band 50, NfA Vertriebs- und Werbegesellschaft, 2001, S. 336 f.
- Polen verkauft die Konsulats-Villa, Kölner Stadtanzeiger, 30. Mai 2012
- Hildegard Stausberg: Weshalb Polen ein Stück Kultur verkauft, Welt Online, 24. Juni 2012
- Polen gibt Villa Neuerburg auf, Kölner Stadtanzeiger, 3. Januar 2013
- Letzter großer Empfang vor dem Umzug, Kölner Stadtanzeiger, 4. Mai 2013
- Kulturelle Impulse aus dem Mediapark, Kölner Stadtanzeiger, 18. Dezember 2013
- Vertretungen Polen, Auswärtiges Amt
- Berufskonsularische Vertretung der Republik Polen, Köln – Bek. d. Ministerpräsidenten v. 15.8.2001 - III.3 433.2-1/01. In: Ministerialblatt (MBl. NRW.), Ausgabe 2001 Nr. 50 vom 18. September 2001, S. 1047.
- Generalkonsulat der Republik Polen in Köln – Bek. d. Ministerpräsidenten v. 9.10.2001 - III.3-443.2-4/01. In: Ministerialblatt (MBl. NRW.), Ausgabe 2001 Nr. 66 vom 7. November 2001, S. 1327.
- Berufskonsularische Vertretung der Republik Polen, Köln – Bek. d. Ministerpräsidenten v. 20.3.2006 - IV.4 03.10-5/06. In: Ministerialblatt (MBl. NRW.), Ausgabe 2006 Nr. 12 vom 5. April 2006, S. 224.
- Berufskonsularische Vertretung der Republik Polen in Köln – Bek. d. Ministerpräsidenten v. 30.9.2009 - III A 2- 03.10-2/09. In: Ministerialblatt (MBl. NRW.), Ausgabe 2009 Nr. 25 vom 30. September 2009, S. 437.
- Jan Sobczak wird neuer Generalkonsul der Republik Polen in Köln, Generalkonsulat der Republik Polen in Köln, 11. April 2014
- Berufskonsularische Vertretung der Republik Polen in Köln – Bek. d. Ministerpräsidentin v. 6.3.2014 – LPA II 1 – 03.10-1/14. In: Ministerialblatt (MBl. NRW.), Ausgabe 2014 Nr. 9 vom 21. März 2014, S. 135.
- Konsul Generalny RP w Kolonii. In: kolonia.msz.gov. Abgerufen am 1. April 2019 (polnisch).