Bonaventure des Périers
Bonaventure des Périers (* ca. 1510, wahrscheinlich in Arnay-le-Duc/Bourgogne; † ca. 1543, wohl in Lyon) war ein französischer Autor.
Leben
Über die Herkunft und Jugend Bonaventures ist so gut wie nichts bekannt. Möglicherweise aus einer kleinadeligen Familie stammend, erhielt er eine passable humanistische Bildung. 1534/35 ist er erstmals greifbar, und zwar als Randfigur in dem Team junger Humanisten, das unter der Regie von Pierre-Robert Olivétan in Neuchâtel mit reformatorischen Intentionen die Bibel übersetzte. Danach findet man ihn als Mitarbeiter des bekannten Humanisten und Druckers Étienne Dolet in Lyon. Sichtlich verkehrte er auch in den intellektuellen Zirkeln der Stadt, denn er unterstützte z. B. 1536 mit einem Gedicht den aus dem Exil heimgekehrten Lyriker Clément Marot in seiner siegreichen Fehde mit einem anderen Hofdichter. In Lyon auch und ebenfalls 1536 begegnete er Margarete von Navarra, der mit der Reformation sympathisierenden hochgebildeten älteren Schwester von König Franz I. Er schaffte es, sie mit einem Gedicht auf sich aufmerksam machen, und wurde als Kammerherr und Sekretär in ihren Dienst aufgenommen.
Seine Tätigkeit für Margarete ließ ihm die Muße für eigene Werke. Das wichtigste ist das unter Pseudonym Anfang 1538 herausgekommene Cymbalum mundi en français, contenant quatre dialogues poétiques fort antiques, joyeux et facétieux (= Die Pauke der Welt, auf Französisch, die vier ziemlich alte, spaßige und witzige poetische Dialoge enthält). Das Büchlein erzählt in vier Kapiteln mit hohem Anteil von Figurenreden satirisch von einem Besuch des Jupiter-Sohnes Merkur im alten Athen, wo er mit allerlei seltsamen Personen und ihrem Gerede konfrontiert wird. Dieses spiegelt und ironisiert sichtlich die Borniertheit, den Fanatismus und den Egoismus sowohl der katholischen als auch der sich inzwischen untereinander bekriegenden protestantischen Theologen und Wortführer. (Im zweiten Kapitel z. B. glauben ein gewisser Rhetulus (= Lutherus) und Cubercus (= Bucerus, ein bekannter Straßburger Humanist der Zeit) Stücke des Steines der Weisen finden zu können. Im letzten Kapitel, dem einzigen Dialog im engeren Sinne, unterhalten sich zwei Hunde über die Leichtgläubigkeit, mit der Menschen vermeintlich neuen Ideen aufsitzen.)
Das sich an dem altgriechischen Satiriker Lukian inspirierende, vordergründig vor allem humoristische Werk erscheint bei näherer Betrachtung als der erste literarische Ausdruck von Skeptizismus und religiösem Freidenkertum zwischen den konfessionellen Fronten. Es wurde von der Sorbonne als ketzerisch verurteilt und vom Pariser Parlement, verboten, allerdings nicht aus eigener Initiative, sondern weil König Franz persönlich dies wollte (der vielleicht über seine Schwester die hintergründigen Motive des Werkes zu kennen glaubte?). Der Drucker wurde eingesperrt. Des Periers kam mit dem Schrecken davon, scheint hiernach aber nur noch verdeckt von Margarete protegiert worden zu sein. Auch der Reformator Jean Calvin tadelte später das Cymbalum in seinem Traité des scandales (1555). Die Autorschaft Des Périers’ ist übrigens nicht vollständig sicher, wenn auch wahrscheinlich.
Weitere Texte von ihm, vor allem Gedichte, wurden 1544 als Band von einem Freund herausgegeben (der im Vorwort den Tod des Autors erwähnt). Erst 1558 erschien das Büchlein Nouvelles Récréations et joyeux devis (= Neue Unterhaltsamkeiten und lustige Reden), eine für die Zeit typische Sammlung von Schwänken und Novellen, die von manchen Literarhistorikern für sein bestes Werk gehalten wird. Des Périers hatte es offenbar zur etwa gleichen Zeit begonnen wie Margarete ihre Novellensammlung L’Heptaméron.
Über die Umstände seines frühen Todes ist nichts Verlässliches bekannt, doch ist Selbstmord wahrscheinlich.
Ausgaben
- Peter Hampshire Nurse (Hrsg.): Bonaventure Des Périers ?: Cymbalum mundi. 4. Auflage. Droz, Genf 1999, ISBN 2-600-00395-9 (kritische Ausgabe)
Weblinks
- Literatur von und über Bonaventure des Périers im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Artikel in Gert Pinkernell: "Namen, Titel und Daten der franz. Literatur" (Quelle)