Bob Noorda
Bob Noorda (* 15. Juli 1927 in Amsterdam; † 11. Januar 2010 in Mailand) war ein niederländischer Grafikdesigner und Akademiker, der als Italiener eingebürgert wurde. Ab den 1960er Jahren war er einer der wichtigsten Treiber der Erneuerung der italienischen Grafik des 20. Jahrhunderts.[1][2][3][4][5]
Leben
Nach seinem Militärdienst in Indonesien, damals eine Kolonie der Niederlande, kehrte Bob Noorda Ende der 1940er Jahre nach Amsterdam zurück, um sein Studium an der IvKNO (Instituut voor Kunstnijverheidsonderwijs, heute Gerrit Rietveld Academie) zu beenden, das er 1950 abschloss. Die funktionalistische Ausbildung, die er unter dem Einfluss der Bauhaus-Bewegung erhielt, war während seiner Designkarriere stets präsent. Noorda arbeitete freiberuflich in der niederländischen Hauptstadt, bis er 1954 beschloss, nach Mailand zu ziehen.
Dort machte sich Noorda Mitte der 1950er und Anfang der 1960er Jahre mit der Gestaltung der Werbekampagnen von Pirelli einen Namen und arbeitete mit La Rinascente (1963–1964) und Olivetti zusammen. Vor allem seine Erfahrungen bei Pirelli waren sehr fruchtbar, da er mit namhaften Designern wie Walter Ballmer, Aldo Calabresi, Max Huber, Lora Lamm, Bruno Munari, Raymond Savignac, Albe Steiner, Antonio Boggeri und Pino Tovaglia in Kontakt kam. In diesen Jahren arbeitete er mit den Architekten Franco Albini und Franca Helg an der grafischen Gestaltung der Metro Mailand, die im November 1964 eröffnet wurde: Noorda wurde mit der Gestaltung der Beschilderung und der visuellen Gestaltung des neuen Verkehrssystems beauftragt.[6][7] Für seine Arbeit wurde Noorda 1964 mit dem Compasso d’Oro ausgezeichnet, den er in der Folge noch dreimal erhielt, 1979, 1984, und schließlich 1994 für sein Lebenswerk.
Mit dem Mailänder Designer Massimo Vignelli gründete er 1965 die Grafikdesign-Agentur Unimark International; Noorda leitete das Mailänder Büro, während Vignelli in die Vereinigten Staaten zog, um das New Yorker Büro zu übernehmen. Unimark war in fünf Ländern vertreten und bekannt dafür, einen modernistischen Designansatz für internationale Kunden wie Knoll, IBM und American Airlines zu verfolgen.
Zusammen mit Vignelli erhielt er 1966 von der New York City Transit Authority den Auftrag, die visuelle Kommunikation für die New Yorker U-Bahn zu entwerfen,[1][8] und später den gleichen Auftrag für die U-Bahn von São Paulo in Brasilien.[9] Anfang der 1970er Jahre endete seine Tätigkeit bei Unimark, die inzwischen dreizehn Büros in der ganzen Welt unterhielt. Noorda setzte gemeinsam mit drei anderen Designern die Arbeit des Mailänder Studios fort, das erst im Jahr 2000 geschlossen wurde. Daneben widmete er sich auch der Lehrtätigkeit: In Venedig für die Schule für Industriedesign, in Urbino für das Istituto Superiore per le Industrie Artistiche (ISIA) und in Mailand für die Società Umanitaria und für das Polytechnikum, das ihm 2005 die Ehrendoktorwürde für Industriedesign verlieh.
Im Laufe seiner Karriere entwarf oder erneuerte er Dutzende von Marken und Logos, darunter die von Coop, Arnoldo Mondadori Editore, Messaggerie Italiane, Automobile Club d’Italia, Enel, Eni, AEM und Hera sowie das Wappen der Region Lombardei (letzteres in Zusammenarbeit mit Bruno Munari, Pino Tovaglia und Roberto Sambonet). Er entwarf die Corporate Identity von Unternehmen wie Agip, Banca Commerciale Italiana, Dreher, Chiari e Forti, Fusital, MaxMeyer (gehört heute zu PPG Industries), Richard-Ginori, Total, Ermenegildo Zegna, Mitsubishi, Rex und Zoppas Industries.[10] Er war auch im Verlagswesen tätig und arbeitete mit Vallecchi, Sansoni, Feltrinelli und dem Touring Club Italiano zusammen. Ihm wurden weltweit Ausstellungen gewidmet.
Bob Noorda ist in der Krypta des Famedio des Cimitero Monumentale von Mailand bestattet.
Literatur
- Pietro Gasperini: Ricerca e progettazione di un simbolo / Bob Noorda, Roberto Sambonet, Pino Tovaglia. Zanichelli, Bologna 1977.
- Bob Noorda: Dialogo con Francesco Dondina, Una vita nel segno della grafica. Editrice San Raffaele, Mailand 2009, ISBN 978-88-86270-82-3.
- Cinzia Ferrara, Francesco E. Guida con la collaborazione di Lorenzo Grazzani: On the road. Bob Noorda, il grafico del viaggio. Aiap, Mailand 2011, ISBN 978-88-902584-9-7.
- Fiorella Bulegato: Noorda, Bob. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 78: Natta–Nurra. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2013.
- Noorda, Bob. In: Lessico del XXI Secolo, Rom 2013.
- Bob Noorda, Massimo Vignelli: New York City Transit Authority Graphics Standards Manual. Nachdruck. Standards Manual, New York 2014, ISBN 978-0-69229924-1.
Siehe auch
Weblinks
- Noorda, Bob. In: Enciclopedie on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 19. Januar 2022.
- Werke Bob Noordas im Bestand des Museum of Modern Art
- Literatur von und über Bob Noorda in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Steven Heller: Bob Noorda Is Dead at 82; Designer Took Modernism Underground. In: The New York Times. 24. Januar 2010, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 8. Dezember 2021]).
- Giorgio Fioravanti: Il dizionario del grafico. Zanichelli, Bologna 1993, ISBN 88-08-14116-0, S. 343 (italienisch).
- Edigeo (Hrsg.): Enciclopedia dell'arte Zanichelli. Zanichelli, Bologna 2004, ISBN 88-08-22390-6 (italienisch).
- Articolo su Bob Noorda. In: Abitare. Archiviert vom Original am 29. Oktober 2013; abgerufen am 20. Dezember 2021 (italienisch).
- Valentina Ciuffi: On the Road. Bob Noorda, il grafico del viaggio. In: Abitare. 15. März 2011, archiviert vom Original am 22. Februar 2014; abgerufen am 20. Dezember 2021 (italienisch).
- Mario Piazza: Bob Noorda: grafica in primo piano. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Abitare. 15. Januar 2010, archiviert vom Original am 26. Mai 2010; abgerufen am 20. Dezember 2021 (italienisch).
- Marco Chitti: Milan Part 2: Tram City to Metropolitana City. In: London Reconnections. 19. Januar 2021, abgerufen am 25. Januar 2021 (englisch).
- Paul Shaw: The (Mostly) True Story of Helvetica and the New York City Subway. American Institute of Graphic Arts, 18. November 2008, archiviert vom Original am 10. Juni 2011; abgerufen am 5. Januar 2021.
- Daniele Baroni, Maurizio Vitta: Storia del Design Grafico. Longanesi, 2006, S. 244/246 (italienisch).
- Bob Noorda. In: Sitographics. Archiviert vom Original am 27. Juli 2021; abgerufen am 20. Dezember 2021 (italienisch).