Blutrichter
Blutrichter bezeichnete eine Person, der vom Gesetz oder Herrscher das Recht zur Verhängung der Todesstrafe übertragen wurde.[1]
Frühe schriftlich überlieferte Kritik an Blutrichtern kam zum Beispiel von Anton Praetorius (1560–1613), der direkt, schonungslos und scharf die damalige Hexenverfolgung anklagte (in Bericht über Zauberey und Zauberer): „Ihr seid im Unrecht. Ihr steht in des Kaisers Strafe, denn Ihr seid für mutwillige und öffentliche Totschläger und Blutrichter zu halten!“
Literatur, Film
Blutrichter sind, vor allem in Bezug auf die Terrorherrschaft des Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkriegs, vielfach literarisch aufgearbeitet worden.
Geschichte
- Rüdiger Achenbach, Hartmut Kriege: Von Savonarola bis Robespierre: Religion und Aufklärung im Widerstreit Person. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006, ISBN 3-538-07209-4.
- Alfred Seebacher-Mesaritsch: Hexen-Report : Bericht über eine Massentragödie in der Steiermark ; 1425–1746. Leykam, Graz 1972, ISBN 3-7011-7030-4.
- Johann Friderich Weiß: Specification Derer Blutrichter, welche das Bluturtheil über seine Majestat, Carolum, König in Engel-, Schott- und Irrland, gefället ; neben dem gefasten, publicirten, auch nunmehr exequirten Blut-Vrtheil selbsten. Franckfurt 1649.
Nationalsozialismus
- Burckhard Jellonnek: Die Auferstehung der Blutrichter und T4-Gutachter. Die braunen Seilschaften an der Saar-Universität nach Kriegsende.[2]
- Ausschuß für deutsche Einheit (Hrsg.): Wir klagen an: 800 Nazi-Blutrichter. Stützen des militaristischen Adenauer-Regimes. Berlin (Ost) 1959, DNB 890289204, S. 155.
- FDGB-Bundesvorstand (Hrsg.): Gewerkschaftsfeinde in Richterroben. Eine Dokumentation über die Verbrechen der heute noch in Westdeutschland amtierenden Nazi-Blutrichter und Staatsanwälte gegen antifaschistische Gewerkschafter. Verlag Tribüne, Berlin-Treptow 1962.
- Klaus Bästlein: Nazi-Blutrichter als Stützen des Adenauer-Regimes. Die DDR-Kampagnen gegen NS-Richter und -Staatsanwälte, die Reaktionen der bundesdeutschen Justiz und ihre gescheiterte „Selbstreinigung“ 1957–1968. In: Helge Grabitz u. a. (Hrsg.): Die Normalität des Verbrechens. Berlin 1994, ISBN 3-89468-142-X, S. 408–443.
- Helge Grabitz u. a.: Die Normalität des Verbrechens : Bilanz und Perspektiven der Forschung zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Festschrift für Wolfgang Scheffler zum 65. Geburtstag. Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3-89468-142-X.
- Matthias Meusch: Von der Diktatur zur Demokratie : Fritz Bauer und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Hessen (1956–1968). Dissertation. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau). Gießen 1998, ISBN 3-930221-10-1.
- Marc von Miquel: Ahnden oder amnestieren? : westdeutsche Justiz und Vergangenheitspolitik in den sechziger Jahren. Göttingen 1968, ISBN 3-89244-748-9.
- Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Baden-Württemberg. Klemm & Oelschläger, Münster 2010, DNB 1049253515, 8 Bände (verschiedene Einträge)
- Schweriner Volkszeitung / Ausgabe Schwerin-Stadt: Einer heißt Brumm: 1943: Blutrichter in Mecklenburg. In Bonner Diensten. Schwerin 1963, ZDB-ID 43291-x, Band 18.1963, 88.
- Sozialdemokratischer Pressedienst: Lob für Lipschitz: Blutrichter sollten keine Pensionen beziehen. 1959, S. 7. (online)
- Gisela Tascher: Ein Prager "Blutrichter" als Ärzte-Syndikus im Saarland: wie der Jurist Erwin Albrecht trotz übler Vergangenheit bei der Ärztekammer reüssieren konnte. In: Saar-Geschichten: Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte. Edition Schaumberg, Alsweiler 2011, ISSN 1866-573X.
Bellelistrik
- Catharina von Georgien. deutsches Barockdrama von Andreas Gryphius.
- Hans G. Stelling: Der Blutrichter. Ein Hanse-Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009, ISBN 978-3-423-21130-7.
Sage
Film, Theater
- Der Hexentöter von Blackmoor (1969).
- Franz Bermoth, Karl I. König von Großbritannien. Trauerspiel in 5 Akten, Magdeburg 1840.
Bekannte und berüchtigte Blutrichter und Staatsanwälte
Kurt Bellmann (1901–?), Karl Bruchhaus (1903–1980), Sadegh Chalchali (1926–2003), Eduard Dreher (1907–1996),[3] Wolfgang Fränkel (1905–2010), Roland Freisler (1893–1945), Julius von Haynau (1786–1856),[4] Horst Neubauer (1897–1981), Hans-Joachim Rehse (1902–1969), Maximilien de Robespierre (1758–1794), Otto Tschadek (1904–1969)[5] und Walter Tyrolf (1901–1971).
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- David Funck: Der große Helvetische Bund, oder gründliche Fürstellung, der löbl. Eydgenoßschaft… Nürnberg 1690, S. 176.
- Die Auferstehung der Blutrichter und T4-Gutachter. Die braunen Seilschaften an der Saar-Universität nach Kriegsende. (Memento des Originals vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF) Rezension zu: Gisela Tascher: Staat, Macht und ärztliche Berufsausübung 1920–1956. Gesundheitswesen und Politik: Das Beispiel Saarland. In: Opus Kulturmagazin. S. 70, abgerufen am 9. Oktober 2013; Marc von Miquel: Rentenversicherung in Diktatur und Demokratie. Das Beispiel Rheinland-Pfalz. In: Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz (Hrsg.): forum. Die Zeitschrift für uns. Nr. 3, Dezember 2011, S. 15–16; Gisela Tascher: Obé, Max. In: saarland-biografien.de
- Ausschuss für Deutsche Einheit: Gestern Hitlers Blutrichter – heute Bonner Justizelite. 23. Mai 1957, OCLC 312552491.
- Berüchtigter österreichischer General, gen. „Hyäne von Brescia“ oder der „Blutrichter von Arad“
- Ex-Justizminister Tschadek war ein „Blutrichter“. In: Der Standard. 4./5. September 2010, S. 8, [Printausgabe].