Bishop-Rand

Der Bishop-Rand, alternativ a​uch minimaler Rand genannt, i​st ein Begriff a​us der mathematischen Theorie d​er Banachalgebren. Er g​eht auf Errett Bishop zurück, d​er diese Menge d​azu nutzte, d​en Choquet-Rand i​n bestimmten Fällen z​u charakterisieren. Es handelt s​ich um d​ie minimale Menge, d​ie in j​edem Rand e​iner kommutativen Banachalgebra enthalten ist. Man spricht d​aher auch v​om minimalen Rand. Man beachte, d​ass es s​ich im Allgemeinen n​icht um e​inen echten Rand handelt, e​r kann i​m Extremfall s​ogar leer sein, w​ie unten d​urch ein Beispiel belegt wird.

Definition

Es sei ein kompakter Hausdorffraum und die Banachalgebra der stetigen Funktionen mit der Supremumsnorm . Eine Funktionenalgebra über ist eine Unteralgebra , die die konstanten Funktionen enthält und die Punkte trennt, das heißt, für zwei verschiedene Punkte gibt es ein mit .

Ein Punkt heißt Peakpunkt zu , falls es eine Funktion gibt, so dass

  und     für alle   .

Die Menge aller Peakpunkte heißt der Bishop-Rand oder der minimale Rand.[1]

Die Definition lässt sich leicht auf lokalkompakte Räume verallgemeinern. Man betrachtet dann die Banachalgebra derjenigen stetigen Funktionen, die im Unendlichen verschwinden, und ersetzt die Forderung, die konstanten Funktionen zu enthalten, dadurch, dass es keinen Punkt geben darf, in dem jedes den Wert 0 hat. Ist schließlich eine beliebige kommutative Banachalgebra mit dem Gelfand-Raum , so definiert man als den Bishop-Rand der Funktionenalgebra der Gelfand-Transformierten in . Die letzte Definition kann in konstruierten Fällen in Konflikt zur ersten geraten, denn ist eine kommutative Banachalgebra auch als eine Funktionenalgebra in einer Algebra realisiert, so muss nicht notwendigerweise der Gelfand-Raum von sein.

Beispiele

  • Ist kompakt und metrisierbar, so ist . In diesem Fall ist der minimale Rand gleich der dafür maximal möglichen Menge.[2]
  • Im Falle der Diskalgebra auf dem Einheitskreis stimmt der Bishop-Rand mit dem topologischen Rand überein.[3]
X ist die Vereinigung aus Kreisscheibe und im Nullpunkt aufgesetzter Strecke
  • Wir geben nun eine Funktionenalgebra an, für die der Bishop-Rand nicht abgeschlossen ist. Dazu sei
mit der Relativtopologie.
ist ein kompakter Raum und enthält die Funktionenalgebra
,
wobei das Innere des Einheitskreises bezeichne. Für den Schilow-Rand zeigt man
.
Der Bishop-Rand erweist sich als um einen Punkt kleiner
.
Wir zeigen dazu nur, dass kein Peakpunkt ist und damit nicht zum Bishop-Rand gehört. Wäre nämlich 0 ein Peakpunkt, so gäbe es ein mit und für alle anderen Punkte. Da aber holomorph ist, widerspricht das dem Maximumprinzip der Funktionentheorie.[4]
  • Ist eine überabzählbare Menge, so ist der Produktraum mit der Produkttopologie nach dem Satz von Tichonow kompakt. Man kann zeigen, dass in diesem Falle überhaupt keine Peakpunkte existieren, das heißt, es ist . In diesem Fall ist der Bishop-Rand also kein Rand.[5]

Charakterisierung

Für abgeschlossene Funktionenalgebren können Peakpunkte topologisch anders charakterisiert werden, was dann zu einer Charakterisierung des Bishop-Randes führt. Dazu nennt man einen Punkt einen starken Randpunkt, wenn es zu jeder offenen Umgebung von eine Funktion gibt mit und für alle . Mit dieser Definition gilt folgender Satz:

Ist ein kompakter Hausdorffraum und eine abgeschlossene Funktionenalgebra, so sind folgende Aussagen über äquivalent:[6]

  • ist ein starker Randpunkt und ist eine Gδ-Menge.

Damit wird nun auch das zuletzt genannte Beispiel klar, denn in ist bei überabzählbarem keine einpunktige Menge eine Gδ-Menge.

Beziehung zum Choquet-Rand

E. Bishop untersuchte d​en Raum d​er Peakpunkte, u​m folgenden Satz z​u zeigen:[7][8]

Ist ein kompakter Hausdorffraum und eine abgeschlossene Funktionenalgebra, so stimmt der Bishop-Rand mit dem Choquet-Rand überein und ist eine Gδ-Menge.

Insbesondere i​st der Bishop-Rand i​n diesem Fall e​in Rand.

Einzelnachweise

  1. Ronald Larsen: Banach Algebras, Marcel Dekker (1973), ISBN 0-8247-6078-6, Definition 9.1.3
  2. Ronald Larsen: Banach Algebras, Marcel Dekker (1973), ISBN 0-8247-6078-6, Beispiel 9.3.1
  3. Ronald Larsen: Banach Algebras, Marcel Dekker (1973), ISBN 0-8247-6078-6, Beispiel 9.3.1
  4. Ronald Larsen: Banach Algebras, Marcel Dekker (1973), ISBN 0-8247-6078-6, Beispiel 9.3.4
  5. Ronald Larsen: Banach Algebras, Marcel Dekker (1973), ISBN 0-8247-6078-6, Beispiel 9.3.5
  6. Ronald Larsen: Banach Algebras, Marcel Dekker (1973), ISBN 0-8247-6078-6, Lemma 9.7.3
  7. E. Bishop: A minimal boundary for function algebras, Pacific Journal of Mathematics (1959), Band 9, Seiten 629–642
  8. Ronald Larsen: Banach Algebras, Marcel Dekker (1973), ISBN 0-8247-6078-6, Theorem 9.7.2
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