Bijan Khadem-Missagh

Bijan Khadem-Missagh (persisch: بیژن خادم میثاق; * 26. Oktober 1948 in Teheran) ist ein österreichischer Violinist, Komponist und Dirigent. Er ist Gründer und war bis 2016 künstlerischer Leiter des Internationalen Kammermusikfestivals Allegro Vivo.[1]

Leben und Wirken

Herkunft und Ausbildung

Khadem-Missagh wurde als Kind einer Musikerfamilie in Teheran, der Hauptstadt des Iran, geboren und wuchs ab 1958 in Wien auf. Er studierte zuerst bei seinem Vater Ata Khadem-Missagh (Konzertmeister des Badener Kurorchester) und dann an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bei den Professoren Ernst Morawec, Edith Steinbauer, Franz Samohyl, Erwin Ratz, Heinrich Gattermeyer sowie Hans Swarovsky und schloss mit Auszeichnung ab.

Konzerte und Festivals

Khadem-Missagh feierte ein frühes Debüt als Violinsolist, woran zahlreiche internationale Konzertreisen knüpften. Im Jahre 1971 wurde er Erster Konzertmeister des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters und gewann den Grand Prix beim Internationalen Kammermusikwettbewerb in Colmar, Frankreich. Ebenfalls 1971 gründete er das Eurasia Quartett und 1977 das Tonkünstler Kammerorchester, später genannt Academia Allegro Vivo. 1979 gründete er Allegro Vivo, das Internationale Kammermusikfestival in Horn, zu dem auch die Sommerakademie stattfindet, an der junge Musiker Meisterkurse absolvieren können.

Von 1980 bis 1990 war Khadem-Missagh künstlerischer Leiter des Midsummer Music Festivals in Umeå, Schweden. Er gründete 1981 die Badener Beethoventage in Baden, deren künstlerischer Leiter er bis 1998 war. 1997 gründete er GlobArt – Connecting Worlds of Arts and Sciences in Krems, eine Stiftung, deren alljährliche Akademie als „Treffpunkt für Impulsgeber und Vordenker der ganzen Welt“[2] verstanden werden will; Khadem-Missagh wird als Ehrenpräsident gelistet. Von 1991 bis 2000 war er künstlerischer Leiter des Musik Forum Landegg in der Schweiz.

Khadem-Missagh leitete Allegro Vivo bis 2016, ehe sein Sohn Vahid die Leitung übernahm.[1][3]

Zahlreiche Tonträger-, Radio- und Fernsehaufnahmen – insbesondere Zusammenarbeit mit dem ORF und EMI Columbia – zeugen von seinem Schaffen.[4]

Kompositorisches Schaffen

Khadem-Missaghs kompositorisches Schaffen ist durch seine Beziehung zur konzertanten Musikwelt gekennzeichnet. Prägend für seine Werke sind die Jahre mit der Singgruppe Dawn-Breakers, die er 1970 in Wien gegründet und bis 1992 geleitet hat. Der menschlichen Stimme wird Vorrang eingeräumt. Seine Zielsetzung besteht in der Verbreitung des Bahaiglaubens in der Übereinstimmung zwischen Wort und Musik, wobei ihm die Auswahl der Texte, die vor allem religiösen Charakter haben, ein Anliegen ist. Khadem-Missagh bleibt in der Tonalität, bekennt sich zu den Traditionen vorhandener Kulturen, ohne jedoch die Erneuerungen des 20. Jahrhunderts zu verleugnen, Grenzen zwischen E- und U-Musik werden bewusst überschritten.

Publikationen

"Das Musische als Lebensweise" ist der Titel des Buches von Bijan Khadem-Missagh, das 1998 im Horizonte Verlag erschien; mit einem Nachwort von Frederick Mayer (Mitglied des Club of Rome). 2003 kam es auf slowakisch heraus.

1988 erschien das Buch "Allegro Vivo" - 10 Jahre Internationales Kammermusik Festival Austria.

1993 zum 15-jährigen Jubiläum des Festivals erschien das Buch "Das Waldviertel als Musikviertel".

2003 "Fortissimo für die Kammermusik" erschien im Verlag Bibliothek der Provinz.

2009 "In Bewegung" Allegro Vivo

Lehrtätigkeiten

1988 bis 2010 war Khadem-Missagh Professor am Joseph Matthias Hauer Konservatorium in Wiener Neustadt.

Seine Meisterkurse für Violine finden seit 1979 in der Sommerakademie des Festivals Allegro Vivo statt.

Familie

1971 heiratete er Elisabeth Gamlich, die Ehe wurde 1974 geschieden.

1975 heiratete er Shirin, geb. Nooreyezdan aus Indien, sie unterrichtete im Rahmen des Bahaiglaubens die Bahaireligion, Ethik und Charakterbildung für Kinder in Baden. Sie verstarb im Jahr 2016.[5] Der Ehe entstammen drei Kinder, die ebenfalls professionelle Musiker sind: Sohn Vahid ist Violinist, Tochter Martha Violinistin[6] und Dorothy ist Pianistin.[7]

Seit Juni 2018 ist er verheiratet mit Luise Perschon.

Widmungen

Komponisten verschiedener Länder, darunter Karl Heinz Füssl, Lasse Thoresen, Alexander Vujic, Kurt Rapf, Karl Etti, Andreas Baksa, Alexander Rahbari, Heinrich Gattermeyer, Ulf-Diether Soyka, Robert Stiegler, Leo Schmetterer, Franz Thürauer und Herbert Zagler, widmeten Khadem-Missagh Werke.

Komponisten von Auftragswerken und Uraufführungen im Rahmen von Allegro Vivo

  • 1977 Alexander (Ali) Rahbari
  • 1988 Kurt Rapf, Andreas Baksa
  • 1992 Karl Heinz Füssl
  • 1993 Weijie Gao
  • 1994 Gottfried von Einem
  • 1996 Robert Stiegler, Peter Hrncirik, Michael Neunteufel, Ulf-Dieter Soyka
  • 1997 Andreas Etlinger, Michael Salomon, Leopold Schmetterer, Silvia Sommer, Gwendolyn Watson
  • 1998 Heinrich Gattermeyer, Ladislav Lesko / Oto Vrhovnik
  • 1999 Kurt Rapf, Reza Najfar
  • 2000 Peter Hrncirik, Michael Salomon
  • 2001 Wolfgang Mayer, Leopold Schmetterer
  • 2002 Werner Schulze
  • 2003 Ulrich Küchl, Robert Stiegler, Tolib Shakhidi
  • 2005 Emanuel Schulz, Peter Hrncirik
  • 2006 Markus Pfandler, Kornel Thomas
  • 2007 Astrid Spitznagel, Silvia Sommer, Perikles Liakakis, Helmut Scherner
  • 2014 Flora Marlene Geißelbrecht

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Piotr Szalsza: Khadem-Missagh, Bijan. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5
  • Die reichhaltige Diskografie wird von Publikationen von Büchern ergänzt:
    • „Internationales Kammermusik Festival Austria – Allegro Vivo“ (1988)
    • „Allegro Vivo – Das Waldviertel als Musikviertel“ (1993)
    • „Das Musische als Lebensweise“ (Horizonte Verlag 1998)
    • „Fortissimo für die Kammermusik“ (Bibliothek der Provinz 2003)
    • „Zivot späty s hudbou“ – „Das Musische als Lebensweise“ wurde 2004 in Bratislava auf Slowakisch herausgegeben und in den wichtigsten Musikinstitutionen und Schulen der Slowakei eingesetzt.
    • „Allegro Vivo in Bewegung“(2009)

Einzelnachweise

  1. Rupert Kornell: Festival-Gründer: „Bin dankbar und demütig!“ Allegro Vivo, Interview. In: Niederösterreichische Nachrichten. 5. August 2016, abgerufen am 8. August 2016.
  2. GlobArt - Denkwerkstatt für Zukunftsfragen, abgerufen am 4. Jänner 2014.
  3. Vahid Khadem-Missagh. Lebenslauf Vahid Khadem-Missagh. Abgerufen am 24. September 2017.
  4. CDs im ORF-Shop (Memento des Originals vom 6. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/shop.orf.at, abgerufen am 4. Jänner 2014.
  5. Trauer um Shirin Khadem-Missagh. In: Niederösterreichische Nachrichten. 2. Mai 2016, abgerufen am 23. August 2016.
  6. siehe CD Vivaldi 4 Jahreszeiten bei hbdirect.com (Memento des Originals vom 4. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hbdirect.com, abgerufen am 4. Jänner 2014.
  7. Vahid und Dorothy Khadem-Missagh (2012) auf YouTube. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 21. Juni 2014; abgerufen am 4. Januar 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.youtube.com
  8. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 Seite 1174 (PDF; 6,9 MB)
  9. Michaela Fleck: Kulturpreise 2021: 24 Preise – und noch mehr Kunst. In: Niederösterreichische Nachrichten. 3. November 2021, abgerufen am 5. November 2021.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.