Biela (Elbe)
Die Biela (tschechisch Bělá) ist ein linker Nebenfluss der Elbe im Elbsandsteingebirge.
Biela Bělá | ||
Die Biela zwischen Ottomühle und Schweizermühle | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 537132 | |
Lage | Tschechien; Sachsen, Deutschland | |
Flusssystem | Elbe | |
Abfluss über | Elbe → Nordsee | |
Quelle | In den Sandsteinfelsen von Eiland 50° 48′ 2″ N, 14° 3′ 5″ O | |
Quellhöhe | ca. 520 m n.m. | |
Mündung | In Königstein in die Elbe 50° 55′ 10″ N, 14° 4′ 28″ O
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Länge | ca. 17,6 km[1] | |
Abfluss am Pegel Bielatal 1[2] AEo: 37,61 km² Lage: 7,8 km oberhalb der Mündung |
NNQ (11.08.2004) MNQ 1965/2010 MQ 1965/2010 Mq 1965/2010 MHQ 1965/2010 HHQ (13.08.2002) |
99 l/s 197 l/s 349 l/s 9,3 l/(s km²) 3,92 m³/s 24 m³/s |
Rechte Nebenflüsse | Dürre Biela, Cunnersdorfer Bach | |
Kleinstädte | Königstein | |
Gemeinden | Rosenthal-Bielatal |
Verlauf und Entstehung
Der 1412 erstmals als die Bela erwähnte Fluss entspringt als Hammerbach auf etwa 520 Meter Höhe in den Sandsteinfelsen von Eiland (tschech. Ostrov) in der Böhmischen Schweiz (Quelle: 50,080° N; 14,051° O) , fließt in nördlicher Richtung und erreicht schon nach wenigen Kilometern sächsisches Gebiet. Dort vereinigt sich der Hammerbach mit der Dürren Biela, die am Hohen Schneeberg, beim Dörfchen Sněžník (Schneeberg) entspringt. Der Fluss fließt in nördlicher Richtung der Elbe zu, bis er in einer weiten Flussschleife kurz vor der Mündung einen Schwenk nach Nordosten macht. Nach 18 Kilometern Lauflänge mündet die Biela auf 115 m Meereshöhe in Königstein linksseitig in die Elbe.
Geomorphologie
Die Biela weist als Ergebnis der Anhebung der Erzgebirgsscholle, die auch den westlichen Teil des Elbsandsteingebirges mitverkippte, von der Quelle bis zur Mündung einen deutlichen Höhenunterschied von etwa 400 Meter auf. Das Gefälle ist für eine verstärkte Erosion verantwortlich, die an den Talhängen teils bizarr gestaltete Sandsteinfelsen entstehen ließ.
Gewässerzustand
Die Biela ist auf weiter Strecke ein naturnaher Bach mit sandigem Grund und klarem Wasser. Die Ufer sind nur in den Ortslagen verbaut. Der Bach mäandriert stellenweise in dem von ihm gebildeten Sohlenkerbtal. In der Talaue der Biela sind stellenweise Birken- und Schwarzerlen-Bruchwälder entwickelt.
Bielatalbahn
Im Juli 1901 eröffnete die Gesellschaft für gleislose Bahnen Max Schiemann & Co. des Dresdner Ingenieurs Max Schiemann im Bielatal eine der weltweit ersten Oberleitungsbus-Strecken, die Bielatalbahn. Die 2,8 Kilometer lange Strecke führte von Königstein über Hütten zum damaligen Kurbad Königsbrunn, auch Kaltwasserheilanstalt Königsbrunn genannt. Mangels Rentabilität wurde die Strecke bereits im September 1904 wieder eingestellt.
Mühlen und Hammerhütten
Die Wasserkraft der Biela wurde in der Vergangenheit durch zahlreiche Mühlen und Hammerhütten genutzt. Bedeutung erlangte das Tal in der Vergangenheit als Standort von Verhüttungsanlagen für den um Berggießhübel gewonnenen Magnetit. Das Bielatal wurde als Hüttenstandort bevorzugt, da der Fluss über einen hohen und relativ gleichmäßigen Wasserabfluss verfügt.[3] Die bislang älteste bekannte Anlage war die Hammerhütte Brausenstein, die bereits 1410 als Nachfolgebesitz urkundlich erwähnt wurde. Der um 1700 errichtete Hochofen Brausenstein ist heute der einzige erhaltene Sachzeuge der Produktionstechnik des Hammerhüttenwesens im gesamten Revier des sogenannten Pirnisch Eisen. Insgesamt bestanden entlang der Biela von der Quelle bis zur Mündung folgende Hammerhütten (Betriebszeiten in Klammer):[4]
- Eiland (Ostrov u Tisé) (vor 1515 bis um 1650)
- Rosenthal-Bielatal: Ottomühle (1548 ehemalige Getreidemühle, heute Gasthof & Herberge)
- Rosenthal-Bielatal: Oberhütte (vor 1452–1726, später Kaltwasserheilanstalt Schweizermühle)
- Rosenthal-Bielatal: Brausenstein (vor 1410–1750)
- Rosenthal-Bielatal: Neidberg (vor 1470–?)
- Rosenthal-Bielatal: Reichstein (1494–1705)
- Hütten: Mittlerer Reichhammer (vor 1445–1680)
- Hütten: Unterer Reichhammer (vor 1445–1640)
- Hütten: Greifenhammer (vor 1445–1649)
- Hütten: Alte Gießhütte (1541 bis nach 1586)
Die meisten Anlagen mussten ihren Betrieb aufgrund der Waldverwüstungen und der sich verteuernden Holzkohle Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts einstellen. Am Standort der Alten Gießhütte in Hütten produziert heute die Papierfabrik Louisenthal, ein Tochterunternehmen des Konzerns Giesecke & Devrient, Banknoten und Wertpapiere.
Nach Schober[5] gab es im Bielatal folgende Mühlen:
- Wurms- oder Wormsmühle
- Otto-Mühle
- Schweizermühle
- Parisiusmühle
- Brausensteiner Mühle
- Reichsteiner Mühle
- Hofemühle Hermsdorf
- Papiermühle Hütten
- Schinkemühle Hütten
- Zeibigmühle Hütten
- Reicheltmühle Königstein
- Hofemühle Königstein
- Ober- oder Hintermühle Königstein
- Bienermühle Königstein
- Nieder- oder Brückmühle Königstein
sowie am Cunnersdorfer Bach
- Obermühle Cunnersdorf
- Mittelmühle Cunnersdorf
- Schinkemühle Cunnersdorf
- Hüttenhofmühle Cunnersdorf
und am Leupoldishainer Bach
- Leupoldishainer Mühle Leupoldishain
- Nikolsdorfer Mühle Nikolsdorf
Hammerwerke und Mühlen an der Biela und den Zuflüssen
- Schweizermühle um 1900
- Ottomühle (vorn rechts)
- Hochofen Brausenstein
Hochwasser
Das Tal der Biela war in der Vergangenheit wiederholt von Hochwassern betroffen, die oftmals im Zusammenhang mit Vb-Wetterlagen standen, die sich über dem Osterzgebirge als Starkregen entluden. Am 15. November 1552 sollen in den Fluten eines plötzlichen Hochwassers des Mühlwassers (Biela) im Raum Königstein 107 Menschen ums Leben gekommen sein. Eine weitere Flut vernichtete am 28. Mai 1617 zahlreiche Mühlen und Hammerwerke. In Königstein wurden eine Brücke und sieben Häuser zerstört. Beim Hochwasser am 29./30. Juli 1897 wurden zahlreiche Brücken und Wehre vernichtet, die Talstraße war über weite Abschnitte zerstört. In Hütten kam ein Mann ums Leben.[6] Das Jahrhunderthochwasser im August 2002 verursachte im Einzugsgebiet der Biela Schäden in Höhe von 24 Mio. €.[7]
Klettersport
Die Erosion an den Talhängen, welche teils bizarr gestaltete Sandsteinfelsen entstehen ließ, ist mit für die Entwicklung des beliebten Klettergebietes Bielatal verantwortlich. Im aktuellen Kletterführer sind allein im deutschen Teil des Bielatals 239 Klettergipfel mit mehreren hundert Wegen aller Schwierigkeitsgrade aufgeführt, weitere Klettergipfel finden sich im böhmischen Teil des Tals.
Umfangreiche Teile der Bielatalfelsen sind bis in große Tiefe bewegt und schiefgestellt worden. Auch die Bildung der bis zu 45 Meter Tiefe reichenden tektonischen Klufthöhlen ist auf diesen Vorgang der Gesteinsauflösung zurückzuführen. Die bekannteste dieser Höhlen ist die für Besucher zugängliche Bennohöhle, die aber lediglich etwas mehr als 13 m tief ist.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Länge des Baches bei OSM
- Hydrologisches Handbuch. (PDF; 637 kB) Teil 3 – Gewässerkundliche Hauptwerte. Freistaat Sachsen – Landesamt für Umwelt und Geologie, S. 63, abgerufen am 25. Dezember 2017.
- Gunter H. Schmidt: Vom Pirnischen Eisen. Aus der Geschichte der alten Hämmer und Hütten im Raum Pirna. Pirna 1984, S. 11
- Gunter H. Schmidt: Vom Pirnischen Eisen. Aus der Geschichte der alten Hämmer und Hütten im Raum Pirna. Pirna 1984, S. 82
- Manfred Schober: Mühlen in der Sächsischen Schweiz
- anonymus: Die große Wassernot in Sachsen 1897. Nach Berichten von Augenzeugen geschildert. Reprint der Originalausgabe von 1897, Husum 2002, S. 7ff.
- Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie: Ereignisanalyse Hochwasser August 2002 in den Osterzgebirgsflüssen. Managementreport. Dresden 2004, S. 6
Literatur
- Carl Merkel: Biela oder Beschreibung der westlichen sächsisch-böhmischen Schweiz. Ein Taschenbuch für Freunde der schönen Natur. Bischofswerda 1825
- Gunter H. Schmidt: Vom Pirnischen Eisen. Aus der Geschichte der alten Hämmer und Hütten im Raum Pirna. Pirna 1984
- Harald Schurz: Auf den Spuren der alten Eisenhütten und -hämmer im Bielatal. in: Arbeitskreis Sächsische Schweiz im Landesverband Sächsischer Heimatschutz e.V. [Hrsg.]: Mitteilungen. Heft 2. Pirna 2005, S. 26–28
- Roland H. Winkelhöfer: Durch Höhlen der Sächsischen Schweiz. Verlag DER HÖHLENFORSCHER, Dresden 2010