Betty Rosenfeld
Betty Rosenfeld (* 23. März 1907 in Stuttgart; † 1942 in Auschwitz) war eine jüdische Krankenschwester, die als Freiwillige der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teilnahm.
Leben
Rosenfeld wuchs mit ihren Schwestern Charlotte und Ilse in einem bürgerlichen Elternhaus in der Breitscheidstraße 35 (damals Militärstraße) auf. Der Vater Benjamin war Kaufmann und Inhaber einer kleinen Putzmittelfabrik. Die Mutter Theresia war Hausfrau.
Als die drei Schwestern erwachsen wurden, begannen sie sich für Emanzipation und sozialistische Ideen zu interessieren. Sie verbrachten ihre Freizeit im Umfeld der Stuttgarter Naturfreunde. Eine wichtige Quelle der politischen Inspiration war für Betty Rosenfeld ihr Nachbar Sepp Dieringer, ein kommunistischer Schuhmacher. Dieringer stand 1932 bis Anfang 1933 als leidenschaftlicher Laienschauspieler der Agitprop-Theatergruppe Spieltrupp Südwest in der Umgebung von Stuttgart auf der Bühne.
Betty Rosenfeld hatte am Katharinenhospital eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und anschließend in einer Klinik gearbeitet. 1935 wanderte sie mit ihren Schwestern nach Palästina aus und arbeitete dort in einem Kibbuz. Ihre Schwestern kehrten 1936 nach Stuttgart zurück, um nach dem Tode des Vaters ihrer Mutter beizustehen.
Für Dieringer war es eine Selbstverständlichkeit, den Rosenfelds, seinen verfolgten jüdischen Nachbarn, zu helfen. Als Ende 1941 die Deportationen am Nordbahnhof begannen – Bettys Schwester Charlotte wurde am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet –, versteckten Sepp Dieringer und seine Frau Emma Bettys Mutter und Bettys Tante vorübergehend bei sich zu Hause, ehe die beiden am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und kurz darauf im Treblinka ermordet wurden. Die Gestapo verhaftete das Ehepaar Dieringer später und verhörte es in der Stuttgarter Gestapo-Zentrale, dem berüchtigten Hotel Silber. Sepp Dieringer wurde gefoltert. Die hochschwangere Emma verlor in der Zelle ihr Kind.
Rosenfeld erfuhr im Sommer 1936 vom Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs. Sie entschied, sich den Internationalen Brigaden anzuschließen. Im März 1937 reiste Betty Rosenfeld auf einem Dampfer von Haifa nach Frankreich, von da weiter nach Spanien. Die Basis der Internationalen Brigaden befand sich in der Stadt Albacete. Im Personalbüro meldete sich Betty zum Sanitätsdienst der Brigaden. Sie wurde ins Hinterland der Levanteküste geschickt. In Murcia arbeitete sie als Krankenschwester in einer Klinik, die auf die Behandlung schwerer innerer Krankheiten, insbesondere Typhus, spezialisiert war. In einem Dokument der Internationalen Brigaden wird Betty Rosenfeld als fleißige und gewissenhafte Krankenpflegerin sowie als „zuverlässige Antifaschistin“ beschrieben. Im Frühjahr 1938 wurde die Klinik in Murcia evakuiert. In den folgenden Monaten pflegte Betty Rosenfeld verwundete Interbrigadisten in einer Militärklinik in Mataró bei Barcelona. Hier heiratete sie im März 1938 Sally Wittelson, einen Freiwilligen der Internationalen Brigade, den sie in Spanien kennengelernt hatte. Wittelson stammte aus Leipzig und war ebenfalls Jude. Er war nach 1934 in die Tschechoslowakei emigriert und als geheimer Kurier im kommunistischen Widerstand aktiv gewesen.
Im Herbst 1938 wurden die Internationalen Brigaden aufgelöst, im Frühjahr 1939 erklärte Franco den Krieg für beendet. Rosenfeld und ihr Mann überquerten mit anderen Flüchtlingen die Pyrenäengrenze nach Frankreich. Zunächst lebten sie in der kleinen Gemeinde Sévérac-le-Château. Betty lernte Handschuhe fertigen und arbeitete für knappen Lohn in einer Fabrik. Im Juni 1939 wurden sie und ihr Mann von der französischen Polizei in das angrenzende Internierungslager Gurs gebracht. Später wurde Sally Wittelson im Lager Vernet interniert, Betty Rosenfeld kam weiter nördlich in das kleine Frauenlager Rieucros, im Februar 1942 dann in ein Frauenlager nach Brens. Am 7. August 1942 wurde Betty völlig unerwartet in das Ausgangslager Gurs gebracht. Deutschland hatte die Auslieferung der Juden gefordert und das Vichy-Regime folgte den Anordnungen der deutschen Besatzer. Am nächsten Morgen wurden alle aus Deutschland stammenden jüdischen Lagerinsassen, darunter auch Betty Rosenfeld, auf Lastwagen verladen und zum Bahnhof nach Oloron-Sainte-Marie befördert. Dort wartete auf sie bereits ein Güterzug in Richtung Paris, wo sie dann in das Sammellager Drancy gebracht wurde. Dort fand sie ihren Mann wieder. Am Morgen des 7. September 1942 verließ dann der Konvoi 29 die Schienen von Drancy. Zusammen mit weiteren 998 jüdischen Frauen und Männern wurden Betty Rosenfeld und ihr Mann schließlich nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie zwei Tage später ankamen. Hinweise über das genaue Datum ihres Todes in der Gaskammer gibt es nicht. Heute erinnert ein „Stolperstein“ an den Ort, wo Betty einst mit ihren Schwestern, ihren Eltern und ihrer Tante lebte. Betty Rosenfeld war die einzige Frau aus Stuttgart, die als Freiwillige der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teilnahm. Außer ihr war als Zivilistin dort noch die in Stuttgart geborene Fotoreporterin Gerda Taro.
Literatur
- Michael Uhl: Betty Rosenfeld. Zwischen Davidstern und roter Fahne. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2022, ISBN 3-89657-036-6.
Weblinks
- Betty Rosenfeld nahm am spanischen Bürgerkrieg teil und starb in Auschwitz - Die Freiheitskämpferin, Stuttgarter Zeitung, 21. März 2017
- Für die Freiheit - Über Betty Rosenfeldauf stolpersteine-stuttgart