Bernhard Bischoff (Kunstpädagoge)
Bernhard Ludwig Heinrich Bischoff (* 10. Juni 1932 in Ulm, Donau; † 25. Oktober 2008 in Schopfheim) war ein deutscher Kunsthistoriker und Kunstpädagoge. Er war Professor für Kunsterziehung mit den Schwerpunkten mittelalterliche Kunst, regionale Kunst sowie frühkindliche Zeichnungen in der Kunsterziehung, an den Pädagogischen Hochschulen in Lörrach und Freiburg i. B.[1]
Leben
Bischoff war das zweite von fünf Kindern des Kunsterziehers und Studienrats Eugen Bischoff (1902–1944) und der Volkskundlerin und Archivarin Angelika Bischoff-Luithlen. Kindheit und Schulzeit verbrachte er in Ulm sowie nach Kriegstod des Vaters und den schweren Luftangriffen auf Ulm in Ravensburg, Wangen im Allgäu und in Feldstetten auf der Schwäbischen Alb.
Bischoff absolvierte zunächst 1948 bis 1953 eine Ausbildung zum Volksschullehrer an der Lehreroberschule (LOS) in Nagold. Nach Abschluss legte er 1953 das Abitur ab, das ihm vorher durch kriegsbedingte Schulausfälle verwehrt war. Anschließend wechselte er an das Pädagogische Institut (PI) in Weingarten und wurde 1955 als Lehrer vereidigt. Durch Tätigkeiten als Aushilfslehrer in verschiedenen Landschulen, darunter auch Einklassenschulen, finanzierte er sich sein Studium. Von 1957 bis 1959 studierte er Kunstgeschichte und Geographie an der Universität Tübingen, u. a. bei Wilhelm Boeck, Willi Drost, Hubert Schrade und Gerth Biese, sowie von 1959 bis 1963 Kunst- und Werkerziehung an der Kunstakademie Stuttgart sowie in Florenz (Corso estivo per Stranieri), u. a. bei Hans Fegers, Hans Wentzel, Albrecht Appelhans und Manfred Wundram. Nach Abschluss der künstlerischen Prüfung wechselte Bischoff als Studienreferendar für Kunsterziehung und Geographie an das Seminar in Tübingen, wo er 1965 die Pädagogische Prüfung für das Lehramt an Gymnasien ablegte.[2]
Ab April 1965 arbeitete Bischoff als Wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen, u. a. bei Gerd Gaiser, sowie als Assessor des Lehramtes für Kunsterziehung und Geographie. Im September 1967 wechselte er zunächst als Dozent für Kunsterziehung an die Pädagogische Hochschule (PH) Lörrach, im März 1971 wurde Bischoff zum Professor berufen. An der jungen, regionalen PH baute er den Fachbereich Kunst mit auf[3]. Bischoff unterrichtete in Lörrach bis zur Auflösung der Hochschule 1984. Bereits ab Sommer 1983 mit einzelnen Lehraufträgen und ab Sommer 1984 regulär setzte er seine Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Freiburg i. B. fort. Zum Oktober 1997 wurde er pensioniert, seine Lehrtätigkeiten führte er weiter, solange seine Gesundheit dies erlaubte.
Bischoff heiratete 1969, aus der Ehe entstammen zwei Söhne und eine Tochter.
Schwerpunkte
Bischoff legte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf mittelalterliche Kunst, regionale Kunst sowie frühkindliche Zeichnungen in der Kunsterziehung.
Bischoffs Lebensinhalt war das kunsthistorische Beobachten, Forschen und Reisen. Seine besondere kunstgeschichtliche Methodik nahm ihren Ausgangspunkt im ganzheitlichen Wahrnehmen des ersten Gesamteindruckes, aus dem heraus er Fragestellungen, Ungereimtheiten und Problemstellungen entwickelte. Die über genaues Schauen dem Objekt abgewonnenen Antworten nutzte er zu einem tieferen Verständnis und dadurch zu einer umfassenden praktischen Anschauung. Theoretische Daten und Archivalien spielten dabei nur nachrangig und insofern eine Rolle, als sie das Verstehen des direkt Sichtbaren unterstützen konnten.[3]
Die Vermittlung von kunstwissenschaftlichen Inhalten im Rahmen der Erwachsenenpädagogik war ihm ein wichtiges Anliegen. Neben seiner Hochschultätigkeit veranstaltete er u. a. mit der Volkshochschule und dem Museumsverein Schopfheim[4], dem Kunstverein March sowie mit Hermann Brommer und der Deutschordenskommende Freiburg eine Vielzahl von Vortragsreihen und wissenschaftlichen Exkursionen[5] in viele Teile Europas und bis in den vorderen Orient. Als Redner zahlreicher Vernissagen charakterisierte er das Œuvre lokaler bildender Künstler, wie z. B. Herbert Wentscher, Ernst Honigberger, Grete Fleischmann, August Babberger[6], Fritz Heeg-Erasmus[7], Bruno Haas oder Kurt Mair[8]. Bischoff lieferte durch seine Forschungen wichtige Beiträge zur Kunstgeschichte mittelalterlicher Städte, Kirchen und Schlösser, seit 1972 besonders im Raum Schopfheim[3] (z. B. Schloss Beuggen, Hausen im Wiesental und Schopfheim[9][10], dort mit besonderem Schwerpunkt auf der alten Stadtkirche St. Michael).
Werke
- Zeichnungen. In: Angelika Bischoff-Luithlen: Von Land und Leuten auf der Alb : Geschautes u. Erlebtes. Zeichn.: Eugen Bischoff u. Bernhard Bischoff. Schwäbischer Albverein e.V., Stuttgart 1958, 2. Aufl. 2001, ISBN 978-3-920801-50-6.
- Von Haus und Hof, Formen und Wandel der Kirche zu Gruorn, Die alte Kirche von Gruorn – ein neues Denkmal! In: Angelika Bischoff-Luithlen (Hrsg.): Gruorn – ein Dorf und sein Ende. Schwäbischer Albverein e. V., Stuttgart 1967, 5. Aufl. 2006, ISBN 978-3-920801-57-5.
- Kirchen in Schopfheim im Wiesental (Baden). Schnell und Steiner, München/Zürich 1981.
- Der Chor der Stadtkirche von Münsingen und andere Chorbauten von Meister Peter von Koblenz und seinem Umkreis. In: Münsingen : Geschichte, Landschaft, Kultur; Festschrift zum Jubiläum des württembergischen Landeseinigungsvertrags von 1482. Thorbecke, Sigmaringen 1982, ISBN 978-3-7995-4046-9.
- Die evangelische Kirche und Die katholische Kirche. In: Klaus Schubring (Red.): Hausen im Wiesental – Gegenwart und Geschichte. Gemeinde Hausen im Wiesental, Druckerei Wilfried Rünzi Schopfheim/Fahrnau 1985.
- Kirchen in Hausen. Lutz, Lörrach 1986, ISBN 978-3-922107-23-1.
- Schopfheimer Künstler-Portrait Grete Fleischmann. In: Jahrbuch ’86. Stadt Schopfheim. Schopfheim 1987, ISSN 0930-3146.
- Eugen Zimmermann: Museum am Burghof, Lörrach. Textbeitr.: Bernhard Bischoff, Gerhard Moehring. Museum am Burghof, Lörrach 1987.
- Bernhard Bischoff: Gegenstand und Form : zum Werk des Künstlers Eugen Zimmermann. In: Unser Lörrach : eine Grenzstadt im Spiegel der Zeit. Bd. 18, Kropf & Herz, Lörrach-Tumringen 1987.
- Spielarchitektur im Vor- und Grundschulbereich – Didaktische und methodische Vorschläge. In: Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg, PH Freiburg, 1987/1. Digitalisat
- Schopfheimer Künstler-Portrait Fritz Heeg-Erasmus. In: Jahrbuch '87. Stadt Schopfheim. Schopfheim 1988, ISSN 0930-3146.
- Schopfheimer Künstler-Portrait Wentscher Herbert senior. In: Jahrbuch '89. Stadt Schopfheim. Schopfheim 1990, ISSN 0930-3146.
- mit Marliese Sehringer, Hans-Jürgen Schmidt: Schloss Beuggen – Evang[elische] Tagungs- und Begegnungsstätte Schloss Beuggen. Schnell und Steiner, München 1990, ISBN 978-3-795407-22-3.
- Johann Hartmann von Roggenbach (der Jüngere, 1620–1683). In: Jahrbuch '90. Stadt Schopfheim. Schopfheim 1991, ISSN 0930-3146.
- Hundert Jahre Evangelische Stadtkirche Schopfheim – einige Gedanken zum Bau und dessen Geschichte. In: Geschichtsverein Markgräflerland e. V. (Hrsg.): Das Markgräflerland : Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur. Heft 2/1992, Geschichtsverein, Schopfheim 1992.
- Möbel: Konstruktion und Gestaltung. In: Dietmar Guderian (Hrsg.): Technik und Kunst. VDI-Verl., Düsseldorf 1994, ISBN 978-3-18-400867-3.
- mit Liesa Trefzer-Blum: Erdgeschichten. Galerie Im Grütt, Irene Buchhaas, Lörrach 1995.
- Baugeschichte Beuggens als Beitrag zur Baukunst des Deutschen Ordens im Altreich. In: Hermann Brommer (Hrsg.): Der Deutsche Orden und die Ballei Elsaß-Burgund. Konkordia-Verl., Bühl/Baden 1996, ISBN 978-3-7826-1263-0
- Bruno Haas – Poetische Malerei. Lutz, Lörrach 2000, ISBN 978-3-922107-49-1.
- Beiträge zur Architekturgeschichte in Schopfheim. In: Klaus Schubring, Heiner A. Baur, Bernhard Bischoff: Schopfheim : Natur, Geschichte, Kultur. Stadt Schopfheim, Schopfheim 2000, ISBN 978-3-926431-08-0.
- mit Martin Winkler: Schopfheim. Kirchen und historische Orgeln. Schnell und Steiner, 1981, 2. Auflage 2000, ISBN 978-3-7954-4973-5.
- Zur Kirche in Hasel. In: Ortschronik Hasel 2005. Höhlen- und Heimatverein, Hasel 2005.
Weblinks
Einzelnachweise
- Personenartikel in Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender.
- Birkhofer Bischoff Brügel Klant Sonner Staechelin Wild, Katalog zu Ausstellung von Arbeiten der Lehrenden im Fach Kunst der Pädagogischen Hochschule Freiburg i. B. 12.01.1993 – 13.02.1993, Pädagogische Hochschule, Freiburg/Breisgau 1993.
- Klaus Schubring: Professor Bernhard Bischoff - ein verdienstvoller Schopfheimer. Nachruf in Jahrbuch 2008, Stadt Schopfheim, ISSN 0930-3146, S. 118–120.
- Technikmuseumausbau geplant. Südkurier vom 21. März 2005. Abgerufen am 17. September 2016.
- Eine Kapazität in seinem Fach - Zum Tod von Bernhard Bischoff. Badische Zeitung vom 29. Oktober 2008. Abgerufen am 17. September 2016.
- Ein Maler aus Hausen? August Babberger (08.12.1885 - 03.09.1936). Website der Gemeinde Hausen im Wiesental. Abgerufen am 17. September 2016.
- Ein Künstler von Rang mit Standbein in Schopfheim - Der Maler Fritz Heeg-Erasmus verbrachte 35 Lebensjahre in der Markgrafenstadt. Badische Zeitung vom 18. August 2012. Abgerufen am 17. September 2016.
- „Eine feste Größe“ in der Galerie von Liesa Trefzer. Markgräfler Tagblatt vom 22. April 2016. Abgerufen am 17. September 2016.
- Herrscherwechsel auf adligem Grund - Auf den Spuren der Freiherren von Roggenbach. Südkurier vom 9. November 2013. Abgerufen am 17. September 2016.
- Blick in die ehemalige Ratsstube. Südkurier vom 28. Februar 2003. Abgerufen am 17. September 2016.