Bernd Schulz (Kurator)

Bernd Schulz (* 24. November 1941 i​n Beckingen/Saar; † 28. Januar 2017[1] i​n Berlin) w​ar ein deutscher Journalist, Kurator, Kulturvermittler u​nd Hochschullehrer.[2]

Leben

Bernd Schulz studierte Forstwissenschaften a​n der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Breisgau). Nach d​em Studium beschäftigte e​r sich a​ls Assistent v​on Michail Prodan, d​em Begründer d​er Forstlichen Biometrie, m​it Kybernetik u​nd Datenverarbeitung u​nd schrieb Computerprogramme für d​ie biometrische Forschung.

Eine i​hm danach angebotene Laufbahn i​n der staatlichen Forstverwaltung d​es Saarlandes lehnte e​r ab u​nd begann 1969 a​ls Hörfunkreporter u​nd Wissenschaftsjournalist z​u arbeiten. 1970 w​urde er Leiter d​es Ressorts Wissenschaft u​nd Kulturkritik i​m Hörfunk d​es Saarländischen Rundfunks. Von 1972 b​is 1974 w​ar er außerdem Redakteur d​es Quadriga Funkkollegs Biologie (Gemeinschaftsproduktion d​er drei Südwest-Rundfunkanstalten u​nd des Hessischen Rundfunks). Ab 1974 w​ar er Chefreporter Kultur d​es Saarländischen Rundfunks.

Bekannt wurde Schulz in den 1970er-Jahren vor allem durch das Magazin „Kultur Aktuell“ im Mittelwellen-Programm des Saarländischen Rundfunks, das, ungewöhnlich für ein Feuilleton der damaligen Zeit, die Grenze zwischen Geistes- und Naturwissenschaften bewusst überschritt, wobei Ökologie (damals noch ein weitgehend unbekanntes Fremdwort) und Bildungspolitik die Schwerpunkte bildeten. Im Fernsehen präsentierte Schulz außerdem zehn Jahre lang das Kulturmagazin „Sammelsurium“ der drei Südwest-Rundfunkanstalten.[3] Durch sein Engagement für die Vermittlung zeitgenössischer Kunst wurde er 1976 auf Einladung von Joseph Beuys Mitglied des Internationalen Künstlergremiums (IKG).[4] 1977 kündigte er seine Position als Chefreporter und begründete seinen Schritt mit Kritik am wachsenden Einfluss der Politik auf die Programmgestaltung und an mangelnder innerer Pressefreiheit im Saarländischen Rundfunk.[5] In den folgenden Jahren arbeitete Schulz als freier Autor für verschiedene Rundfunk- und Fernsehanstalten. Außerdem arbeitete er als Assistent am Institut für Konsum- und Verhaltensforschung der Universität des Saarlandes und gründete den Pressedienst „Konsum und Verhalten“.[6] Nebenbei engagierte er sich als Schauspieler und Regisseur in Theaterprojekten (Sog. Theater Saarbrücken[7] und mobiles Kindertheater). 1984 entwickelte Schulz im Auftrag der Stadt Saarbrücken das Konzept zur Gründung eines Kulturzentrums mit dem Schwerpunkt zeitgenössische Kunst, das 1985 als „Stadtgalerie Saarbrücken“ eröffnet wurde. Schulz leitete das Haus bis 2002.[8][9] Von 1987 bis 1992 war Schulz Mitglied des Kuratoriums Saarländischer Kulturbesitz. Bekannt wurde die Stadtgalerie Saarbrücken durch ihren Schwerpunkt „Medienkunst“, wobei die Künstler in der Regel Projekte vor Ort entwickelten. 1994 wurde die Galerie Teil der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Besonderes Profil entwickelte die Galerie mit Ausstellungen, in denen Klang eine zentrale Rolle spielt („Klangkunst“). Zu den über 100 Kunstausstellungen, die Schulz kuratierte, kam noch ein umfangreiches Programm mit Konzerten zeitgenössischer Musik.

Schulz, d​er in d​en 1980er-Jahren Mitglied d​er Kunstkommission (Comité technique d´achat) d​es FRAC Champagne-Ardenne war, zeigte i​n der Stadtgalerie Saarbrücken a​uch wichtige Positionen zeitgenössischer Kunst i​n Frankreich (z. B. Jean Le Gac, Bernard Pagès, Jean-Luc Vilmouth, Patrick Raynaud u​nd Jacqueline Salmon). Seit 1997 w​ar Schulz Honorarprofessor d​er Hochschule d​er Bildenden Künste Saar. Zuvor h​atte er Lehraufträge a​n den Kunstakademien i​n Paris u​nd Nancy. 2008 erhielt e​r den Ehrenpreis d​es Deutschen Klangkunstpreises.[10]

Nach vorübergehendem Aufenthalt i​n Kanada l​ebte er s​eit 2006 i​n Berlin.

Texte zur Klangkunst

  • Ein anderer Blick auf die Technik, in: Paul DeMarinis: Buried In Noise. Hrsg. Ingrid Beirer, Sabine Himmelsbach, Carsten Seiffarth, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-86828-141-5.
  • Klang kuratieren, ein Dialog (mit Carsten Seiffarth), Musikkonzepte, Sonderband Klangkunst, München 2008 ISBN 978-3-88377-953-9.
  • Resonanzen, Aspekte der Klangkunst, Heidelberg 2002, ISBN 3-932183-30-4 (mit CD).

Künstlermonografien und Kataloge zur Klangkunst

  • Hans Peter Kuhn: Licht und Klang, Heidelberg 2000, ISBN 3-932183-23-1 (mit CD)
  • Felix Hess: Light As Air, Heidelberg 2001, ISBN 3-933257-65-4 (mit CD)
  • Robin Minard: Silent Music. zwischen Klangkunst und Akustik Design, Heidelberg 1999 3-933257-13-1 (mit CD)
  • Akio Suzuki: „A“, Soundworks, Throwing and Following, Saarbrücken, Merzig 1998, ISBN 3-932183-08-8
  • Terry Fox: Works with Sound, Heidelberg 1999, ISBN 3-933257-04-2 (mit CD)
  • Ulrich Eller: Dillingen 1996, ISBN 3-925381-31-7
  • Christina Kubisch: Zwischenräume, Dillingen 1996, ISBN 3-925303-99-5
  • Rolf Julius: Small Music Grau, Heidelberg 1995, ISBN 3-980 44 44-4-9
  • Bernard Baschet, François Baschet, Gunter Demnig, Ulrich Eller, Stephan von Huene, Rolf Julius: Klangräume. ISBN 3-925 381-13-9

Diskographie

  • Rolf Julius, small Musik Vol. 4, Tanz für zwei blaue Rechtecke, Saarländischer Rundfunk u. Stadtgalerie Saarbrücken, Edition Robert Zank 1996
  • Robert Minard, Silent Music, Produktion: Saarländischer Rundfunk und Stadtgalerie Saarbrücken, Edition Robert Zank 1999
  • Christina Kubisch, Sechs Spiegel, HBK Saar, Produktion: Stadtgalerie Saarbrücken und Saarländischer Rundfunk, Edition Robert Zank 1995
  • Akio Suzuki, NA-GI „calm“, 1997, Performance und Komposition, Produktion: Stadtgalerie Saarbrücken, Edition Zank 1997

Texte

  • Die Veränderung der Wahrnehmung – Subjekt und Ambivalenz, in: Live Is Art Enough, Performance und erweiterte Kunstformen, Hrsg. Anita Beckers, Köln 1998
  • Dialektische Bilder, Zur Archäologie des Privaten, in: Robert F. Hammerstiel, „Glücksfutter“, Heidelberg 1998
  • Sublimierung statt Exhibitionismus, Privatheit und Öffentlichkeit in der Bildenden Kunst, in: Die Lust am öffentlichen Bekenntnis, Hrsg. Peter Winterhoff-Spurk, Konrad Hilpert, St.Ingbert 1999
  • Von der Fernsicht zur Nahsicht, in: Ressource Kunst, Die Elemente neu gesehen, Hrsg. Georg Jappe, Köln 1989

Ehrungen

2008: Ehrenpreis d​es Deutschen Klangkunst-Preises[11]

Mitgliedschaften

Internationales Künstlergremium (IKG) u​nd Deutscher Werkbund

Einzelnachweise

  1. HBKsaar-Honorarprofessor und früherer Leiter der Stadtgalerie Saarbrücken Bernd Schulz verstorben. News HBK 30. Januar 2017, abgerufen 8. Januar 2020
  2. Hochschule der Bildenden Künste Saar. Abgerufen am 31. Januar 2017.
  3. Hans Bünte u. a.: Geschichte und Geschichten des Senders an der Saar, 50 Jahre Saarländischer Rundfunk, Hrsg. Axel Buchholz und Fritz Raff, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien, 2007, ISBN 978-3-451-29818-9
  4. KUNSTFORUM international, Bd. 29, Mainz 1978
  5. Sensationelle Kündigungen beim SR, EPD (Evangelischer Pressedienst) 2. April 1977, Medium, „Forum“ 1977 („Der Harmonisierung nicht standgehalten“)
  6. Werbung: Es gibt die „geheimen Verführer“, in: Psychologie heute, Juli 1978, Heft 7 Stichwort „Werbung“ (zusammen mit Wolfgang von Keitz) in: Psychologische Grundbegriffe, Rowohlts Enzyklopädie, Hamburg 1981
  7. s. Johannes Bunge: „sog. theater Saarbrücken Försterstraße 23“, 2016, Saarbrücken, AQ-Verlag, ISBN 978-3-942701-21-1, insbes. S. 48
  8. „Kunst, damit der Kopf beweglich bleibt“, 10 Jahre Stadtgalerie, Dillingen 1995, ISBN 3-925303-94-4
  9. Stadtgalerie Saarbrücken 1994–2011, Altenburg 2011, ISBN 978-3-932183-51-5
  10. Katalog Deutscher Klangkunstpreis 2008, Essen 2008, ISBN 978-3-924790-81-3
  11. klangkunstpreis.de. Abgerufen am 24. April 2014.
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