Bernd Gnann
Bernd Gnann (* 1973 in Aulendorf) ist ein deutscher Schauspieler, Kabarettist und Theaterintendant.
Leben
Gnann wuchs in Reichenbach bei Bad Schussenried mit sieben Geschwistern in einer Landwirtsfamilie[1] auf.[2] Nach der Grundschule besuchte er das Gymnasium St. Johann in Blönried.[3] Dort machte er 1987 auch seine ersten schauspielerischen Erfahrungen im Schultheater. Er spielte mehrere Hauptrollen und erhielt außerdem ein Engagement bei dem Kabarettensemble D´Gallerie. Gnanns Deutschlehrer Thomas Beck, der auch volkstümliche Stücke und Kabarettprogramme verfasste, förderte Gnann und ermutigte ihn, eine Karriere als Schauspieler anzustreben.[2][3]
Gnann absolvierte von 1992 bis 1995 eine Schauspielausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Stuttgart. Er hatte erste Theaterengagements bei den Burgfestspielen Eltville am Rhein (1995, Benvolio in Romeo und Julia) und am Schauspielhaus Essen (Spielzeit 1995/96, Filch in Die Dreigroschenoper).[4]
Von 1995 bis zum Ende der Spielzeit 2005/06 war er festes Ensemblemitglied am Schauspiel des Staatstheaters Stuttgart.[4] Er spielte dort ein breites Repertoire, das Stücke der Antike, von William Shakespeare, die deutschsprachigen Autoren der Klassik, insbesondere aber auch Stücke der Moderne und des zeitgenössischen Theaters umfasste. Gnann wirkte auch in mehreren Uraufführungen und deutschsprachigen Erstaufführungen mit. Zu seinen Rollen in Stuttgart gehörten unter anderem: Pierrino in Ein Morgen gibt es nicht von Julien Green (1995/96), die Titelrolle in Peter Pan (1996/97), Leander in Die Geierwally (1997–1999, Regie: Martin Kušej), der Geselle in Andorra (1997–1999), Roller in Die Räuber (1998/99), Haimon in Antigone (2000), Trinculo in Der Sturm (2000), der Versicherungsvertreter Konrad in Das Kalkwerk von Thomas Bernhard (2001), der Feuerwehrhauptmann Guy Montag in Fahrenheit 451 (2001), Christian in Cyrano de Bergerac (2003), Cal in Der Kampf des Negers und der Hunde von Bernard-Marie Koltès (2003), Romeo in Romeo und Julia (2004) und den Schürzinger in Kasimir und Karoline (2005). An der Seite von Corinna Harfouch spielte er 2006 in der Uraufführung des Theaterstücks Herr Ritter von der traurigen Gestalt von Christian Tschirner (nach Motiven von Cervantes).
Ab Mitte der 1990er Jahre war Gnann auch im Film und im Fernsehen zu sehen. 1994 drehte er, unter der Regie von Erwin Michelberger, seinen ersten Kinofilm Traumstreuner; er spielte darin die Hauptrolle des Enkels Cheko, der seinen 70-jährigen Großvater Felix auf eine Reise begleitet, auf der Felix die Geschichte seiner Flucht vor Krieg und Diktatur in die Schweiz erzählt.
Es folgten zahlreiche Episodenhauptrollen in verschiedenen Fernsehserien, hauptsächlich in Krimiserien, unter anderem in SK Babies, Polizeiruf 110, Balko, Ein Fall für zwei, Berlin, Berlin, Der Alte und Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei.
In der Filmbiografie Schiller (2005) verkörperte er die Rolle des Theaterregisseurs Rennschüb. In der Fernsehdokumentation Die Deutschen stellte er in Spielszenen die historische Figur des Herzogs Heinrich der Löwe dar. In der SWR-Fernsehserie Alpha 0.7 – Der Feind in dir war er 2010 in der Rolle des Rechtsanwalts und Familienvaters Tim Berger zu sehen.
Mehrfach hatte er Hauptrollen in der Krimiserie Tatort. In dem Tatort-Film In eigener Sache war er 2008, an der Seite von Richy Müller und Felix Klare als Fahnder Jürgen Wolf zu sehen; er spielte einen verdeckten Ermittler, der mit seinem Kollegen in einen Schusswechsel gerät, als sie einen Drogenhändler stellen wollen.[5][6] In der Tatort-Episode Vermisst, ein Fall der Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), verkörperte er 2009 einen zwielichtigen Privatdetektiv. 2010 drehte er den Tatort: Im Abseits, in dem er die Rolle des Präsidenten eines Fußballclubs übernahm, der Druck auf eine talentierte türkische Nachwuchsfußballerin ausübt. In einer Szene war er auch mit Theo Zwanziger zu sehen, der einen Gastauftritt absolvierte.
In der 3. Staffel der ZDF-Serie Dr. Klein (2016) übernahm er eine wiederkehrende Serienrolle als Manager des homosexuellen Profi-Fußballers Jens Vogler (Julian Schmieder). In der 20. Staffel der ZDF-Serie Die Rosenheim-Cops (2021) war er in einer Episodenrolle als tatverdächtiger Ehemann einer ermordeten Zahnärztin zu sehen.[7]
Gnann tritt neben seiner Tätigkeit als Schauspieler auch als Kabarettist mit eigenen Solo-Kabarettprogrammen auf. Er entwickelte den Soloabend Die Made, mit Texten, Liedern und Gedichten von Heinz Erhardt. 2010 hatte sein neues Soloprogramm Bernd Gnann's Heimatabend Premiere.[2] 2017 verteilte Gnann in Berlin Aufkleber mit dem Logo von Biberach, auf denen stand: „Wir nehmen Schwaben zurück.“[8] Die Aktion spielte auf das Klischee des Berliner Schwabenhasses an.[9]
Im August 2009 übernahm Gnann die Leitung des Karlsruher Kammertheaters.[3][10] Seit über 10 Jahren ist Gnann zudem für den Hörfunk des Südwestrundfunks als Sprecher und Hörspielsprecher tätig.
Gnann ist zudem Geschäftsführer des Regionalsenders Baden TV[11] und Inhaber der Fluglinie Gnann Airlines.[12]
Während der Covid-19-Pandemie rief er das Autokino auf dem Karlsruher Messplatz ins Leben.[13] Im April 2021 beteiligte er sich an der umstrittenen Initiative #allesdichtmachen zusammen mit rund 50 weiteren Schauspielern.[14]
Er wohnt mit seiner Familie in Hohenwettersbach.[15]
Filmografie (Auswahl)
- 1994: Traumstreuner
- 1996: SK Babies
- 1996: Tatort – Bienzle und der Traum vom Glück (Fernsehreihe)
- 1998: Balko (Fernsehserie)
- 1998: Polizeiruf 110 – Hetzjagd (Fernsehreihe)
- 1998: Tatort – Bienzle und der Champion
- 1999: Tatort – Bienzle und die blinde Wut
- 1999: Kinderärztin Leah – Kleiner Mensch, großes Herz
- 2001: SOKO Leipzig (Fernsehserie)
- 2001: Tatort – Fette Krieger
- 2002: Der seltsame Klang der Stille (Kurzfilm)
- 2004: Tatort – Bienzle und der steinerne Gast
- 2004: Ein Baby zum Verlieben
- 2005: Berlin, Berlin
- 2005: Schiller
- 2005: Tatort – Bienzle und der Feuerteufel
- 2008: Die Deutschen
- 2008: Tatort – in eigener Sache
- 2009: Tatort – Vermisst
- 2010: Alpha 0.7 – Der Feind in dir
- 2011: Tatort – Im Abseits
- 2014: Notruf Hafenkante (Fernsehserie, Folge Das fremde Kind)
- 2015: Der Lehrer (Fernsehserie, eine Folge)
- 2016: Dr. Klein (Fernsehserie; Serienrolle)
- 2017: Tatort – Stau
- 2019: Big Manni
- 2021: Die Rosenheim-Cops (Fernsehserie, Folge Ein Mann fürs Leben)
Hörspiele (Auswahl)
- 2012: Fred Breinersdorfer / Katja Röder: Tödliche Kunst. Radio-Tatort (SWR)
- 2013: Martin Gülich: Septemberleuchten – Regie: Felicitas Ott (SWR)
Hörfunk-Features / -Dokumentationen
- 2009: Liebesstimmen – Die Geschichte der Kerstin Blasczyk – Autor: Thomas Gaevert – SWR2 Dschungel, 20 Min.
- 2014: Spitzelnde Freunde – Deutschland und der amerikanische Geheimdienst NSA – Autor: Thomas Gaevert – SWR2 Dschungel, 55 Min.
Weblinks
- Bernd Gnann in der Internet Movie Database (englisch)
- Bernd Gnann bei filmportal.de
- Bernd Gnann Offizielle Webseite
- Liebesstimmen - Die Geschichte der Kerstin Blaszyk
- Spitzelnde Freunde - Deutschland und der amerikanische Geheimdienst NSA
- Bernd Gnann vollfilm
- SWR: Von Berlin "back to Biberach", 23. Januar 2017, Online
Einzelnachweise
- Badische Woche, 23./24. April 2021, S. 5.
- Bernd Gnann's Heimatabend im Karlsruher Kammertheater (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Offizielle Webseite des Karlsruher Kammertheaters
- Das Kammertheater auf neuen Wegen in: raumK, Nr. 81/09 (Interview mit Bernd Gnann)
- Bernd Gnann Vita (Offizielle Webseite des Schauspiels Stuttgart)
- Wenn der Polizist zum Henker wird in: Stern vom 18. August 2008
- „Tatort: In eigener Sache“. Handlung. Maran Film. Abgerufen am 30. Juli 2015
- Die Rosenheim-Cops: Ein Mann fürs Leben. Handlung und Besetzung. Offizielle Internetpräsenz des ZDF. Abgerufen am 16. März 2021.
- Lukas Jenkner: Heißer Hype um Schwabenhass: So sexy ist Biberach. In: StN.de (Stuttgarter Nachrichten). 19. Januar 2017, abgerufen am 29. April 2021.
- Wenn Schwaben sich über BVG-Werbung empören. In: tagesspiegel.de. Abgerufen am 29. April 2021.
- "Keine Regie-Hirngespinste" (Memento vom 26. April 2014 im Internet Archive) in: Stuttgarter Nachrichten vom 1. August 2008
- Baden TV: Impressum (englisch), abgerufen am 29. August 2018
- Badische Woche, 23./24. April 2021, S. 5.
- Badische Woche, 23./24. April 2021, S. 5.
- Andreas Jüttner: Karlsruher Kammertheater-Chef erklärt, warum er bei #allesdichtmachen mitmacht. Badische Neueste Nachrichten, 23. April 2021, abgerufen am 25. April 2021.
- Badische Woche, 23./24. April 2021, S. 5.