Bereichsschätzer

Ein Bereichsschätzer i​st eine bestimmte Schätzfunktion i​n der mathematischen Statistik. Im Gegensatz z​u einem Punktschätzer s​ind Bereichsschätzer mengenwertige Abbildungen, s​ie ordnen j​edem Ausgang e​ines statistischen Experimentes a​lso eine Menge z​u und n​icht einen einzelnen Wert. Bei diesen Mengen handelt e​s sich m​eist um Ellipsen, Kugeln o​der Intervalle. Im letzten Fall spricht m​an auch v​on einem Intervallschätzer.

Bereichsschätzer bilden d​ie mathematische Grundlage für d​ie Bestimmung v​on Konfidenzbereichen. Dies s​ind die Mengen, b​ei denen e​ine vorgegebene Überdeckungswahrscheinlichkeit garantiert ist.

Wie b​ei Entscheidungsfunktionen unterscheidet m​an zwischen randomisierten u​nd nichtrandomisierten Bereichsschätzern.

Nichtrandomisierte Bereichsschätzer

Gegeben sei ein Messraum sowie ein statistisches Modell . Dann heißt eine Abbildung

ein (nichtrandomisierter) Bereichsschätzer, wenn für jedes die Menge

in der σ-Algebra enthalten ist. heißt der Annahmebereich von und enthält alle Elemente der Grundmenge, bei deren Eintreten der Wert überdeckt wird.

Beispiel

Gegeben sei der Messraum und als statistisches Modell das Produktmodell

,

das den 100-fachen Münzwurf modelliert. bezeichnet hierbei die Bernoulli-Verteilung. Ein typischer Intervallschätzer wäre dann eine Abbildung, die jedem Ausgang des Experimentes ein Intervall um das arithmetische Mittel herum zuordnet. Bezeichnet man dieses mit und ist , so wäre die Funktion

ein Bereichsschätzer.

Streng genommen müsste man das Intervall noch mit schneiden, um auch für größere zu garantieren, dass es sich immer um eine Teilmenge der Grundmenge des Messraumes handelt.

Einordnung als Entscheidungsfunktionen

Bereichsschätzer lassen sich im allgemeinen Rahmen eines statistischen Entscheidungsproblems als mengenwertige Entscheidungsfunktionen darstellen. Dazu wählt man als Grundmenge des Entscheidungsraumes die σ-Algebra . Die Elemente der Grundmenge des Entscheidungsraumes sind dann also Mengen. Die σ-Algebra auf der Grundmenge des Entscheidungsraumes definiert man über die von den Hilfsmengen

erzeugte σ-Algebra . Dann ist die Funktion eine -messbare Funktion und damit eine nichtrandomisierte Entscheidungsfunktion.

Randomisierte Bereichsschätzer

Mittels dieser Konstruktion lässt sich dann auch ein randomisierter Bereichsschätzer definieren: Es handelt sich dabei um einen Markow-Kern von nach , das heißt für gilt:

  • Für jedes ist ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf .
  • Für jedes ist eine -messbare Funktion.

ist dann die Wahrscheinlichkeit, sich bei Eintreten von für eine Menge zu entscheiden.

Konstruktion

Gängige Methoden z​ur Konstruktion v​on Bereichsschätzern s​ind u. a. Pivotstatistiken u​nd approximative Pivotstatistiken.

Literatur

  • Ludger Rüschendorf: Mathematische Statistik. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-41996-6, doi:10.1007/978-3-642-41997-3.
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