Ben Rhodes
Benjamin J. „Ben“ Rhodes (* 1977 in New York City, Vereinigte Staaten) war Stellvertretender Berater für nationale Sicherheit und strategische Kommunikation des US-Präsidenten Barack Obama. Sein exakter Titel lautete „Assistant to the President and Deputy National Security Advisor for Strategic Communications and Speechwriting.“[1] Von 2007 an schrieb Rhodes für Obama Reden zur internationalen Politik.
Ausbildung, Beruf und Leben
Rhodes wurde in New York geboren und wuchs auf der Upper East Side in Manhattan auf. Er ist Sohn eines episkopalen Priesters aus Texas und einer jüdischen Mutter aus New York.[2] Er besuchte die Collegiate School in New York bis 1996.[3][4] Anschließend besuchte Rhodes die Rice University in Houston, Texas, und schloss 2000 mit Major-Bachelors in Anglistik und Politikwissenschaften ab. Er ging zurück nach New York, besuchte die New York University, welche er 2002 mit einem Master of Fine Arts (M.F.A.) in kreativem Schreiben abschloss.[3]
Er ist verheiratet mit Ann Norris, der Chefberaterin für auswärtige Politik von Senatorin Barbara Boxer. Sein Bruder David ist Vorsitzender von CBS News.[5]
Bereits während seines Studiums engagierte er sich im Sommer 1997 ehrenamtlich in Rudy Giulianis Kampagne für seine Wiederwahl als Bürgermeister von New York City. Im Sommer 2001 arbeitete er für Diana Reyna in ihrer Kampagne zur Wahl des Rats der Stadt New York.[4]
2002 suchte Lee Hamilton, ehemaliges Mitglied des Repräsentantenhauses und Direktor des Woodrow Wilson International Center for Scholars[4] einen Redenschreiber. James Gibney, Herausgeber von Foreign Policy, stellte ihm Rhodes vor und Rhodes arbeitete fünf Jahre als Hamiltons Assistent, unterstützte unter anderem beim Entwurf des Iraq Study Group Report und den Empfehlungen der 9/11-Kommission.[1]
Ende 2006 arbeitet Rhodes einige Monate als Redenschreiber für Mark Warner, dem ehemaligen Gouverneur von Virginia, während sich dieser auf seine mögliche Präsidentschaftskandidatur vorbereitete. Nachdem Warner im Oktober 2006 unerwartet den Verzicht auf seine Kandidatur bekannt gab, bemühte sich Rhodes, in Obamas Team zu wechseln, der gerade damit begann, sich auf seine eigene Kandidatur vorzubereiten.[3]
Politik
Rhodes begann in Obamas Wahlkampfteam als Freiwilliger – als Berater für außenpolitische Themen. Er war zur Stelle, als ein Redenschreiber gesucht wurde, zog nach Chicago und stieg Vollzeit in das Team ein. Seither war er ein grundlegender Bestandteil der Kampagne "Obama for America".[3] In dieser Funktion schrieb er die Rede, die Barack Obama als Präsidentschaftskandidat im Sommer 2008 an der Berliner Siegessäule hielt.
Nach der Wahl Obamas zu US-Präsidenten wurde er Stellvertretender Direktor des Weißen Hauses für Redenschreiben.[1] Rhodes, der von der Washington Post als Realist beschrieben wurde,[6] schrieb 2009 die vielbeachtete Rede „A New Beginning“, welche Obama in Kairo hielt.[7] Rhodes war der Ratgeber, der Obama empfahl, die Unterstützung für Hosni Mubarak zu beenden. Er wurde Obamas wichtigster Berater während des Arabischen Frühlings 2011.[2]
Im März 2013 lehnte es Rhodes ab, seine Rolle in der Politikfindung der Obama-Administration zu beschreiben: „My main job, which has always been my job, is to be the person who represents the president’s view on these issues.“ (deutsch: „Meine Hauptaufgabe, welche schon immer meine Aufgabe war, ist es, die Person zu sein, die die Sicht des Präsidenten auf diese Dinge repräsentiert.“)[2]
Am 20. März 2014 verhängte Russland als Gegenmaßnahme zu den US-amerikanischen Sanktionen im Rahmen der Ukraine-Krise gegen Rhodes und 8 weitere US-Amerikaner Einreiseverbote.[8]
Anschläge von Bengasi (Libyen, 2012)
Am 11. September 2012 (wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl 2012) wurde ein Anschlag auf das US-Generalkonsulat in Bengasi (Libyen) verübt, bei dem der US-Botschafter, J. Christopher Stevens und ein Konsulatsmitarbeiter getötet wurden. In den frühen Morgenstunden des folgenden Tages wurde ein weiterer Anschlag auf eine CIA-Niederlassung in circa 1 Meile Entfernung durchgeführt, bei dem zwei CIA-Bedienstete getötet wurden.
Die Obama-Administration legte sich schnell und andauernd auf die Herleitung der Anschläge aufgrund von spontanen Protesten gegen das islamophobe Video Innocence of Muslims fest, was zu langanhaltenden innenpolitischen Spannungen führte.
Am 18. April 2014 veröffentlichte die konservative Gruppe Judicial Watch mehrere 100 Seiten von Regierungsdokumenten, deren Einsicht sie gerichtlich in einem FOIA-Verfahren erstritten hatte.[9] Eine E-Mail vom 14. September 2012 mit dem Titel „RE: PREP CALL with Susan“ stammte von Rhodes, in der er unter anderem schrieb:[10] „Goals: …To underscore that these protests are rooted in an Internet video, and not a broader failure of policy…“ (deutsch: „Ziel …um zu unterstreichen, dass diese Proteste auf einem Internet-Video basieren und kein breites Politikversagen darstellen…“)[11]
Guy Taylor von der Washington Times interpretierte diese E-Mail als Vorbereitung der damaligen US-Gesandten bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, für ihren zwei Tage später stattfindenden Marathon durch die sonntäglichen Polit-Shows im US-amerikanischen Fernsehen, zur „Bekräftigung der Sichtweise von Obamas Administration auf die Bengasi-Anschläge“.[12] John Dickerson von Slate sah die E-Mail in allgemeinem Bezug zu den weltweiten Protesten infolge des Videos Innocence of Muslims und nicht in direktem Bezug zu den Bengasi-Anschlägen.[13]
Auszeichnungen und Ehrungen
- 2011 wurde Rhodes vom Time Magazin in der Liste „40 under 40“ der mächtigsten und prominentesten jungen Berufstätigen geführt,[14][15] während im gleichen Jahr sein Bruder David als Vorsitzender von CBS News auf Platz 17 der Fortune's 40 under 40-Liste geführt wurde.[16][17]
- Während sein Bruder 2012 in der Fortune-Liste auf Platz 9 geführt wurde,[18] wurde Ben Rhodes 2014 von Fortune auf Platz 13 gesetzt.[19][20]
Werke
- Thomas H. Kean, Lee H. Hamilton, Benjamin Rhodes: Without Precedent: The Inside Story of the 9/11 Commission. Vintage Books, New York 2007, ISBN 978-0-307-27663-6.
- Ben Rhodes: The World as It Is: A Memoir of the Obama White House. Random House, New York 2018, ISBN 978-0-525-50935-6.
- Ben Rhodes: Im Weißen Haus. Die Jahre mit Barack Obama. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73507-3.
- After the Fall: Being American in the World We’ve Made. Random House, New York 2021, ISBN 978-1-9848-5605-0.
Siehe auch
Weblinks
- DAVID SAMUELS: The Aspiring Novelist Who Became Obama’s Foreign-Policy Guru. How Ben Rhodes rewrote the rules of diplomacy for the digital age.- NYT, 5. Mai 2016
- Tory Newmyer: Q&A: Talking world peace with Ben Rhodes (Englisch) In: Fortuna Magazin. 9. Oktober 2014. Abgerufen am 15. Juni 2015.
Einzelnachweise
- Redaktion: White House Author (Englisch) In: The White House Blog. Weißes Haus. Archiviert vom Original am 17. Juni 2015. Abgerufen am 14. Juni 2015.
- Mark Landler: Benjamin Rhodes, Obama’s Voice, Helps Shape Policy (Englisch) In: The New York Times. 15. März 2013. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Redaktion: Election 2008: Ben Rhodes '96, Speechwriter and Advisor to Barack Obama (Englisch) In: collegiateschool.org. Collegiate School. 27. Oktober 2008. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Jason Horowitz: Obama speechwriter Ben Rhodes is penning a different script for the world stage (Englisch) In: The Washington Post. 12. Januar 2010. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Brian Steinberg: David Rhodes To Take Over CBS News As Jeff Fager Steps Down (Englisch) In: Variety. 20. November 2014. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Washington Post: Ben Rhodes. In: The Washington Post. Archiviert vom Original am 2. April 2012. Abgerufen am 9. April 2012.
- Laurence Jarvik: Who Wrote Obama's Cairo Speech? (Englisch) In: laurencejarvikonline.blogspot.de. Laurence Jarvik. 5. Juni 2009. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Sabine Kricke, Uwe Felten: Krim-Krise Ukraine: Russland verhängt Einreiseverbot gegen US-Politiker. In: RP Online. 20. März 2014. Abgerufen am 12. Juni 2015.
- Redaktion: Judicial Watch: Benghazi Documents Point to White House on Misleading Talking Points (Englisch) In: judicialwatch.org. Judicial Watch. 29. April 2014. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Jay Sekulow: Benghazi emails: Proof Obama White House put politics ahead of truth (Englisch, Video 22m33s) In: FOXNews. 15. Juni 2015. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Benjamin J. Rhodes: RE: REP CALL with Susan (Englisch, PDF 15,2 MB) In: judicialwatch.org. Judical Watch. 14. September 2012. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Guy Taylor: Emails on Benghazi show aides' effort to make Obama look 'statesmanlike' (Englisch) In: The Washington Times. 29. April 2014. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- John Dickerson: Benghazi White House emails: Did the Obama administration engage in a cover up or self-deception? (Englisch) In: Slate. 30. April 2014. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Time: Complete List – 40 Under 40 (2011) (Englisch) In: Time Magazin. Abgerufen am 14. Juni 2015.
- Time: Ben Rhodes – 40 Under 40 (2011) (Englisch) In: Time Magazin. Abgerufen am 14. Juni 2015.
- Fortune: 40 under 40 (2011): Business's hottest rising stars (Englisch) In: Fortune Magazin. Abgerufen am 14. Juni 2015.
- Fortune: 40 under 40 (2011) – David Rhodes (17) (Englisch) In: Fortune Magazin. 25. Oktober 2011. Abgerufen am 14. Juni 2015.
- Fortune: 40 under 40 (2012) – David Rhodes (9) (Englisch) In: Fortune Magazin. 15. Juni 2015. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Fortune: 40 Under 40 (2014) – Complete List (Englisch) In: Fortune Magazin. Abgerufen am 15. Juni 2015.
- Fortune: 40 under 40 (2014) – Ben Rhodes (13) (Englisch) In: Fortune Magazin. Abgerufen am 15. Juni 2015.