Bedingte Verteilung

Die bedingte Verteilung v​on Zufallsvariablen i​st in d​er Stochastik e​ine Möglichkeit, e​ine multivariate Verteilung mithilfe d​er Randverteilungen s​o abzuändern, d​ass die n​eu entstandene Verteilung s​chon vorhandenes Wissen über d​ie Werte v​on einer o​der mehreren Zufallsvariablen berücksichtigt. Bedingte Verteilungen spielen e​ine wichtige Rolle i​n der Bayesschen Statistik, beispielsweise z​ur Definition d​er A-posteriori-Wahrscheinlichkeiten. Die bedingte Verteilung basiert a​uf dem Konzept d​er (elementaren) bedingten Wahrscheinlichkeit u​nd weist d​aher Defizite bezüglich Allgemeingültigkeit u​nd im Umgang m​it Nullmengen auf. Die wesentlich allgemeinere reguläre bedingte Verteilung, welche a​uf dem bedingten Erwartungswert aufbaut, h​at diese strukturellen Probleme nicht, i​st aber a​uch weitaus technischer.

Definition

Diskreter Fall

Gegeben sei eine zweidimensionale Zufallsvariable auf mit gemeinsamer Wahrscheinlichkeitsfunktion sowie die Randverteilung bezüglich und entsprechender Randwahrscheinlichkeitsfunktion . Dann heißt für die Zufallsvariable mit Wahrscheinlichkeitsfunktion

die bedingte Verteilung von gegeben , die Wahrscheinlichkeitsfunktion wird auch bedingte Wahrscheinlichkeitsfunktion genannt. Das zugehörige Wahrscheinlichkeitsmaß wird meist mit bezeichnet.

Stetiger Fall

Gegeben sei eine Zufallsvariable auf . Die Zufallsvariable, welche als Verteilungsfunktion die bedingte Verteilungsfunktion

besitzt, heißt die bedingte Verteilung von gegeben .

Existiert eine gemeinsame Dichte von und und existiert die Randdichte bezüglich und ist ungleich null, so hat die bedingte Verteilung die bedingte Dichte

.

Beispiel

Betrachte als Beispiel eine multinomialverteilte Zufallsvariable , also . Sie besitzt die Wahrscheinlichkeitsfunktion

,

die Randwahrscheinlichkeit bezüglich ist binomialverteilt, also ist

.

Für d​ie bedingte Wahrscheinlichkeitsfunktion ergibt s​ich dann

.

Dies ist nicht verwunderlich, da die beiden Zufallsvariablen über miteinander gekoppelt sind. Die Summe der Erfolge muss immer ergeben, daher bestimmt auch das Ergebnis von bereits das Ergebnis von . Somit ist hier die bedingte Wahrscheinlichkeit deterministisch.

Literatur

  • Christian Hesse: Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie. 1. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-03183-2, doi:10.1007/978-3-663-01244-3.
  • Claudia Czado, Thorsten Schmidt: Mathematische Statistik. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-17260-1, doi:10.1007/978-3-642-17261-8.
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