Bayerischer Buchpreis
Der Bayerische Buchpreis ist ein Literaturpreis, der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern, veranstaltet und seit 2014 jährlich mit Unterstützung vom Freistaat Bayern vergeben wird.
Prämiert werden innerhalb des vergangenen Jahres neu erschienene deutschsprachige Bücher in den Kategorien Belletristik und Sachbuch. Zudem würdigt der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten das Lebenswerk eines namhaften Schriftstellers. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro und einem Löwen der Porzellanmanufaktur Nymphenburg verbunden.[1] Nominierte, aber nicht ausgezeichnete Autoren erhalten jeweils 2000 Euro. Gefördert wird der Bayerische Buchpreis vom Freistaat Bayern. Medienpartner sind der Bayerische Rundfunk und die Wochenzeitung Die Zeit, Förderer ist das PS-Sparen der bayerischen Sparkassen.[2]
Im Jahr 2020 wurde erstmals der Bayern 2-Publikumspreis vergeben, der aus fünf Bestsellern des Jahres ermittelt wird.[3]
Charakteristika
Der Bayerische Buchpreis ist Nachfolger des Literaturpreises Corine, der von 2001 bis 2011 verliehen wurde. Der Buchpreis wurde 2014 zum ersten Mal vergeben. In diesem Jahr fand zeitgleich das Literaturfest München statt.[4]
Die Preisträger werden von einer für jeweils drei Jahre amtierenden Jury gewählt. Die Mitglieder der ersten Jury waren Franziska Augstein, Carolin Emcke und Denis Scheck. Der Vorsitz wechselte von Jahr zu Jahr; 2015 lag er bei Carolin Emcke, 2016 war Franziska Augstein Vorsitzende.[5] 2017 bestand die Jury aus Thea Dorn, Svenja Flaßpöhler und Knut Cordsen;[6] ab 2018 waren es Sandra Kegel, Svenja Flaßpöhler und Knut Cordsen;[7] seit 2020 sind es Sonja Zekri, Rainer Moritz und Knut Cordsen, der 2020 Juryvorsitzender war.[8] 2021 folgte ihm Sonja Zekri[9]
Die aktuelle Jury
- Moderatorin Judith Heitkamp, Kulturjournalistin beim BR
- Knut Cordsen, BR-Kulturjournalist
- Sonja Zekri, Juryvorsitzende, Leiterin des SZ-Feuilletons
- Rainer Moritz - Leiter des Literaturshaus Hamburg
Eine Besonderheit liegt in den Regeln der Preisvergabe.
Vorschläge für den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten können von der Fachjury eingebracht werden, das Entscheidungsrecht über den Preisträger hat der Ministerpräsident.[10] Für die Preise in den Kategorien Belletristik und Sachbuch darf jedes Jurymitglied je zwei Werke zur Auswahl stellen.[10] Als Ergebnis der ersten Jurysitzung im Oktober nominiert die Jury für jede Kategorie drei Bücher.[10] Diese Liste wird veröffentlicht. Unverlangt eingesandte Bücher oder Nominierungsvorschläge werden nicht berücksichtigt.[10] Die Jury stimmt über die Preisträger in den Kategorien Belletristik und Sachbuch unmittelbar vor der Preisverleihung ab, und zwar im Rahmen einer öffentlichen Diskussion vor den geladenen Gästen in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz.
Dadurch soll, so Denis Scheck, Mitglied der ersten Jury, das an die Öffentlichkeit kommen, was „normalerweise in den Hinterzimmern des Literaturbetriebs stattfindet“: die Entscheidungsfindung der Jury.[11] Wenn diese sich bei einer Kategorie nicht innerhalb von 30 Minuten auf ein Werk einigen kann, verfällt der Preis.[12]
Nominierte Titel und Preisträger
Belletristik
- Preisträger: Thomas Hettche: Pfaueninsel, (Kiepenheuer & Witsch)
- Außerdem nominiert: Nino Haratischwili: Das achte Leben (Für Brilka), (Frankfurter Verlagsanstalt) und Thomas Kapielski: Je dickens, destojewski! Ein Volumenroman, (edition suhrkamp)
Sachbuch
- Preisträger: Ulrich Herbert: Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, (C. H. Beck)
- Außerdem nominiert: Andreas Bernard: Kinder machen, (S. Fischer Verlag) und Josef H. Reichholf: Ornis. Das Leben der Vögel, (C. H. Beck)
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
Belletristik
- Preisträgerin: Angela Steidele: Rosenstengel (Matthes und Seitz)
- Außerdem nominiert: Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (Matthes und Seitz) und Ulrich Peltzer: Das bessere Leben (S. Fischer Verlag)
Sachbuch
- Preisträger: Reiner Stach: Kafka. Die frühen Jahre (S. Fischer Verlag)
- Außerdem nominiert: Bruno Preisendörfer: Als Deutschland noch nicht Deutschland war. Reise in die Goethezeit (Verlag Galiani Berlin) und Monika Rinck: Risiko und Idiotie. Streitschriften (kookbooks)
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
2016
Belletristik
- Preisträger: Heinrich Steinfest: Das Leben und Sterben der Flugzeuge (Piper Verlag)
- Außerdem nominiert: Christian Kracht: Die Toten (Kiepenheuer & Witsch) und Terézia Mora: Die Liebe unter Aliens (Luchterhand Verlag)
Sachbuch
- Preisträgerin: Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur (C. Bertelsmann Verlag)
- Außerdem nominiert: Markus Schauer: Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk (Verlag C.H.Beck) und Bettina Stangneth: Böses Denken (Rowohlt Verlag)
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
- Ruth Klüger für ihr schriftstellerisches Lebenswerk[16]
In der Begründung hieß es, die Preisträgerin sei eine „unentbehrliche Mahnerin gegen das Vergessen von Gewalt und Verbrechen, die auch zu aktuellen politischen Fragen kritisch Stellung bezieht“.[2]
2017
Belletristik
- Preisträger: Franzobel: Das Floß der Medusa (Zsolnay)[17]
- Außerdem nominiert: Petra Morsbach: Justizpalast (Knaus) und Klaus Cäsar Zehrer: Das Genie (Diogenes)
Sachbuch
- Preisträger: Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne (Suhrkamp)
- Außerdem nominiert: Jürgen Goldstein: Blau. Eine Wunderkammer seiner Bedeutungen (Matthes & Seitz), Gerd Koenen: Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus (C.H. Beck) und
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
- Tomi Ungerer für sein herausragendes Lebenswerk[18]
2018
Belletristik
- Preisträgerin: Lucy Fricke: Töchter (Rowohlt)[19]
- außerdem nominiert: Thomas Klupp: Wie ich fälschte, log und Gutes tat (Berlin Verlag) und Inger-Maria Mahlke: Archipel (Rowohlt)
Sachbuch
- Preisträger Wolfram Eilenberger: Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919–1929 (Klett-Cotta)
- außerdem nominiert: Thomas Bauer: Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt (Reclam) und Svenja Goltermann: Opfer. Die Wahrnehmung von Krieg und Gewalt in der Moderne (S. Fischer)
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
- Christoph Ransmayr für sein schriftstellerisches Lebenswerk[20]
Belletristik
- Preisträger: David Wagner für Der vergessliche Riese (Rowohlt)
- außerdem nominiert: Carmen Buttjer: Levi (Galiani), Steffen Kopetzky: Propaganda (Rowohlt Berlin)
Sachbuch
- Preisträger: Jan-Werner Müller: Furcht und Freiheit. Für einen anderen Liberalismus (Suhrkamp)
- außerdem nominiert: Dieter Thomä: Warum Demokratien Helden brauchen. Plädoyer für einen zeitgemäßen Heroismus (Ullstein) und Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter (transcript). Das Buch von Cornelia Koppetsch wurde von der Jury wegen "eines schwebenden Verfahrens über Vorwürfe, dass gewisse Formulierungen nicht dem wissenschaftlichen Comment entsprechen" zurückgezogen.[21]
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
Belletristik
- Preisträgerin: Ulrike Draesner: Schwitters, Penguin, München 2020
- außerdem nominiert: Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik, Hanser, München 2020, und Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt, Klett-Cotta, Stuttgart 2020
Sachbuch
- Preisträger: Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher, Zsolnay, Wien 2020
- außerdem nominiert: Max Czollek: Gegenwartsbewältigung, Hanser, München 2020, und Hedwig Richter: Demokratie. Eine deutsche Affäre, C. H. Beck, München 2020
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
Bayern 2-Publikumspreis
- Preisträgerin: Monika Helfer: Die Bagage, Hanser Verlag, München 2020[24]
- außerdem nominiert: Jean-Luc Bannalec: Bretonische Spezialitäten, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020, Maja Göpel: Unsere Welt neu denken, Ullstein Buchverlage, Berlin 2020, Ferdinand von Schirach / Alexander Kluge: Trotzdem, Luchterhand Literaturverlag, München 2020, und Lutz Seiler: Stern 111, Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
Belletristik
- Preisträgerin: Emine Sevgi Özdamar: Ein von Schatten begrenzter Raum (Suhrkamp)
- außerdem nominiert: Jenny Erpenbeck: Kairos (Penguin) und Jovana Reisinger: Spitzenreiterinnen (Verbrecher Verlag)
Sachbuch
- Preisträger: Helge Hesse: Die Welt neu beginnen (Reclam)
- außerdem nominiert: Katajun Amirpur: Khomeini. Der Revolutionär des Islams (C.H. Beck) und Philipp Sarasin: 1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart (Suhrkamp)
Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
Bayern 2-Publikumspreis
- Preisträgerin: Juli Zeh: Über Menschen
Weblinks
Einzelnachweise
- Antje Weber: Jux und Feierei. Wie der Bayerische Buchpreis in diesem Jahr an Reiner Stach und Angela Steidele ging., in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 263, 14./15. November 2015, S. R18.
- Bayerischer Buchpreis 2016 / Ehrenpreis für Ruth Klüger / boersenblatt.net. In: boersenblatt.net. 15. November 2016, abgerufen am 23. November 2016.
- Bayerischer Rundfunk: Bayern 2-Publikumspreis: Abstimmen für das Lieblingsbuch des Jahres 2020. 19. Oktober 2020 (br.de [abgerufen am 22. Oktober 2020]).
- Bayerischer Buchpreis 2014 Die sechs Nominierten, Börsenblatt des Deutschen Buchhandels vom 20. Oktober 2014, abgerufen am 21. Oktober 2014
- Pressemeldung – Bayerischer Buchpreis. In: bayerischer-buchpreis.de. 1. Dezember 2016, abgerufen am 6. August 2016.
- Thea Dorn, Dr. Svenja Flaßpöhler und Knut Cordsen neue Juroren des Bayerischen Buchpreises, buchmarkt.de, 5. April 2017, abgerufen am 5. April 2017
- Wechsel in der Jury des Bayerischen Buchpreises: Sandra Kegel folgt auf Thea Dorn, boersenblatt.net, erschienen und abgerufen am 10. Juli 2018
- https://www.boersenblatt.net/news/boersenverein/zwei-neue-jurymitglieder-108815 abgerufen am 29. Juni 2020
- Jury / Bayerischer Buchpreis. Abgerufen am 12. November 2021.
- Auswahlkriterien – Bayerischer Buchpreis. In: bayerischer-buchpreis.de. Abgerufen am 23. November 2016.
- Denis Scheck, Videoaufzeichnung der Preisverleihung 2014, www.br.de, 06:00, abgerufen am 10. November 2015.
- Denis Scheck, Videoaufzeichnung der Preisverleihung 2014, www.br.de, 05:39, abgerufen am 10. November 2015.
- Referenz für gesamtes Kapitel „2014“: "Stilistische Eleganz und ansteckende Heiterkeit" www.boersenblatt.net, 5. November 2014, abgerufen am 15. Februar 2016.
- Referenz für gesamtes Kapitel „2014“: 2014 – Bayerischer Buchpreis. In: bayerischer-buchpreis.de. Abgerufen am 23. November 2016.
- Referenz für gesamtes Kapitel „2015“: 2015 – Bayerischer Buchpreis. In: bayerischer-buchpreis.de. Abgerufen am 23. November 2016.
- Mitteilung zur Preisvergabe, abgerufen am 23. November 2016
- orf.at: Franzobel bekommt Bayerischen Buchpreis. Artikel vom 7. November 2017, abgerufen am 7. November 2017.
- Tomi Ungerer bekommt den Ehrenpreis auf boersenblatt.net, 6. September 2017, abgerufen am 6. September 2017
- http://www.bayerischer-buchpreis.de
- Ehrenpreis für Christoph Ransmayr auf boersenblatt.net, erschienen und abgerufen am 4. Oktober 2018
- Pressemitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Landesverband Bayern vom 7.11.2019
- https://www.br.de/nachrichten/kultur/bayerischer-buchpreis-2019-fuer-joachim-meyerhoff,ReDF0Wm
- Pressemitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern, vom 23. September 2020.
- Bayerischer Buchpreis geht an Ulrike Draesner und Jens Malte Fischer, buchmarkt.de, erschienen und abgerufen am 20. November 2020
- Bayerischer Buchpreis für Frank Schätzing, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 15. Juli 2021.