Ballastkai-Speicher
Der Ballastkai-Speicher in Flensburg-Fruerlund liegt unmittelbar an der Wasserkante des Flensburger Hafens. Die Altbaubestandteile des Silokomplexes gehören zu den Kulturdenkmalen der Stadt.[1]
Hintergrund
In den 1870er Jahren begann die Industrialisierung des Ostufers der Stadt mit der Erweiterung und Befestigung des Ufers, der Verlegung eines Gleises für die Flensburger Hafenbahn sowie der Straße Hafendamm.[2][3] 1936[4] wurde am Hafen-Ostufer ein fünfgeschossiger Getreidespeicher nach Plänen des Oberingenieurs Max Schulz aus Berlin, errichtet. Gestaltet wurde dieser Altbau offensichtlich, wie schon zuvor der nördlich gelegenen Stadtspeicher, im Heimatschutzstil. Der Eisenbetonbau erhielt daher eine rote Klinkerverblendung. Unterhalb des Walmdaches wurde ein spätexpressionistisches Hauptgesims angebracht.[2][3] Das Gesimsfries wurde aus dem Deutschen Band entwickelt.[2] Auf der Nordseite entstand damals zeitgleich wohl der ebenfalls heute noch erhaltene dreigeschossige Anbau. Dem Speichergebäude wurde noch in der Zeit seiner Errichtung die Adresse Ballastkai 10 zugeordnet.[5][2]
In der Zeit des Kalten Krieges wurden dem ursprünglichen Ballastkai-Speicher (mit lediglich 24 Silozellen)[2] auf der Süd- und Nordseite zusätzliche große Beton-Speicher hinzugefügt.[6] Der achtstöckige, mittelgroße Silo auf der Nordseite und der fünfzig Meter hohe Südsilobau entstanden um 1973/74.[7] Der größte der Speicher, der Nordspeicher, wurde offenbar erst Ende der 1970er Jahre errichtet. Der schrittweise entstandene Silokomplex dominierte schließlich als ein massives und hohes Industriebauwerk die östliche Stadthafensilouette.[8] Das genaue Alter des südlich[9] gelegenen Bürogebäudes Ballastkai 10a[10][11] ist ungeklärt. Es entstand augenscheinlich in den 1960/1970er Jahren.[12]
Seit den 1990er Jahren wurden große Teile der Hafenanlagen offensichtlich nicht mehr gepflegt. Die Stadt begann mit Planungen das Ostufer neu gestalten zu wollen.[13] In der direkten, südlichen Nachbarschaft (Ballastkai 5–9) entstand 2000–2002 der Gebäudekomplex Werftkontor, für Wohn- und Geschäftszwecke.[3] Zur Zeit wird der Silokomplex noch von der HaGe gepachtet,[14] die seit 2005 eine Tochter der DLG ist.[15] Dennoch ist eine Umnutzung und ein Teilabriss von Seiten des Flensburger Rathauses angedacht.[16][17] Die denkmalgeschützten Gebäudeteile des Ballastkai-Speichers soll jedoch erhalten bleiben.[18]
Einzelnachweise
- Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 270 f.
- Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 270.
- Eiko Wenzel, Henrik Gram: Zeitzeichen, Architektur in Flensburg, 2015, Seite 122
- Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 270 sowie: Hafen-Ost Vorbereitende Untersuchungen nach §141 BauGB mit integriertem städtebaulichem Entwicklungskonzept, S. 17; vom: 22. Januar 2019; abgerufen am: 29. Januar 2020; Im folgenden Buch wurde offenbar irrtümlich das Datum 1939 angegeben. (Der unweit befindliche Hübsch-Speicher stammt jedoch aus diesem Jahr.) Siehe: Eiko Wenzel, Henrik Gram: Zeitzeichen, Architektur in Flensburg, 2015, Seite 122
- Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, Artikel: Ballastkai
- Die besagten Neubauten erhielten keine gesonderte Adresse zugeordnet, da sie nur einen Bestandteil des Gesamtkomplexes darstellen. Vgl. Hafen-Ost Vorbereitende Untersuchungen nach §141 BauGB mit integriertem städtebaulichem Entwicklungskonzept, S. 17; vom: 22. Januar 2019 sowie Protokoll über die Informationsveranstaltung im Rahmen der Vorbereitenden Untersuchungen Hafen-Ost Flensburg am 5.10.2017; jeweils abgerufen am: 29. Januar 2020
- Zeitungsartikel im Flensburger Tageblatt vom: 3. März 1973 sowie 7. Juni 1974
- Hafen-Ost Vorbereitende Untersuchungen nach §141 BauGB mit integriertem städtebaulichem Entwicklungskonzept, S. 17; vom: 22. Januar 2019; abgerufen am: 29. Januar 2020
- Konzept Stadthotel / Wohnhaus Ballastkai 10A, abgerufen am: 29. Januar 2020
- Protokoll über die Informationsveranstaltungim Rahmen der Vorbereitenden Untersuchungen Hafen-Ost Flensburg am 5.10.2017, abgerufen am: 29. Januar 2020
- Auch Ballastkai 10 A geschrieben. Siehe: Das Örtliche. Dansk Landbrugs Growareselskab. Ballastkai 10 A, abgerufen am: 29. Januar 2020
- Flensburger Tageblatt: Ehemaliges Bürogebäude: Neuer Schandfleck am Flensburger Hafen, vom: 24. Februar 2018; abgerufen am: 29. Januar 2020
- Vgl. Alte Häfen — Neue Aufgaben. 2006, S. 92 ff.
- Der Speicherkomplex trägt auf Grund seines Pächters auch den Namen HaGe-Speicher (oder auch HaGe-Silo). Über lange Zeit war am Nordspeicher groß der Schriftzug „HaGe ihr Partner vor Ort“ zu lesen.
- Flensburger Tageblatt: Umgestaltung am Ostufer: Flensburg erfindet seinen Hafen neu, vom: 18. November 2014; abgerufen am: 29. Januar 2020
- Flensburger Tageblatt: Beschluss zur Hafen-Zukunft: Das Ende des Flensburger Wirtschaftshafens?, vom: 30. November 2017; abgerufen am: 29. Januar 2020
- Beschlussvorlage RV-80/2014. Grundsatzbeschluss zur Weiterentwicklung des Hafen-Ostufers, vom: 7. August 2014 abgerufen am: 29. Januar 2020
- Vgl. Ihrsan. Hafen Ost, abgerufen am: 29. Januar 2020