Bahnstrecke Sprendlingen–Fürfeld
Die in Rheinhessen gelegene Bahnstrecke Sprendlingen–Fürfeld der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) – im Volksmund Bawettche genannt – verband Sprendlingen (an der Bahnstrecke Worms–Bingen Stadt) mit Fürfeld.
Bahnstrecke Sprendlingen–Fürfeld „Bawettche“ | |||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer: | 3568 | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 14,2 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die Bahnstrecke wurde zwischen Mai 1887 und Oktober 1898 erbaut. Der erste Bauabschnitt von Sprendlingen über Badenheim nach Wöllstein ging am 11. Oktober 1888 in Betrieb. Der Weiterbau verzögerte sich. Die Konzession dafür wurde erst 1897 erteilt.[1] Aufgrund des schwierigen Geländes waren zahlreiche Kurven erforderlich, um die Steigung der Strecke möglichst gering zu halten. Ab 5. Oktober 1898 fuhren die Züge dann bis Fürfeld. Eine Weiterführung über Fürfeld hinaus und ein Anschluss an die Alsenztalbahn war geplant, wurde aber nicht realisiert.
Für den Betrieb auf der Strecke in der Rheinhessischen Schweiz standen in den ersten Jahrzehnten zwei Tenderlokomotiven, vier Personenwagen, zwei eigene Güterwagen sowie zwei Bahnmeisterwagen zur Verfügung.
Aufgrund von Artikel 95 der Weimarer Verfassung ging durch das Gesetz betreffend den Staatsvertrag über den Übergang der Staatseisenbahnen auf das Reich vom 30. April 1920[2] die Eisenbahnaufsicht zum 1. August 1922 vom Volksstaat Hessen auf das Deutsche Reich über, faktisch vom Hessischen Finanzministerium auf die Eisenbahndirektion Mainz.[3]
Die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft (SEG) übergab die Strecke 1953 im Zuge der Umstrukturierung des Unternehmens dem Land Rheinland-Pfalz, das die Deutsche Bundesbahn (DB) mit der Betriebsführung beauftragte. Ab 1959 war diese auch Eigentümerin der Infrastruktur.
Am 31. März desselben Jahres wurde der Personenverkehr eingestellt. Danach dienten die Schienen nur dem Güterverkehr. Ende 1958 erfolgte die Stilllegung des Teilstücks Wöllstein–Fürfeld und der Abbau der Gleise. Wegen der Wöllsteiner Ziegelindustrie blieb die Strecke Sprendlingen–Wöllstein bis 31. Juli 1973 in Betrieb. Mit Bau der Bundesautobahn 61 kam die Stilllegung dieser Reststrecke, da ein Brückenbau zu teuer erschien.
Verkehrsgeografische Bedeutung
Die Strecke diente zur Erschließung der Steinbrüche bei Frei-Laubersheim und Neu-Bamberg, dem Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Rüben und Wein und der Produkte der Wöllsteiner Ziegelindustrie. Der Personenverkehr spielte eine untergeordnete Rolle. Die Überlandstraßenbahn Bad Kreuznach–St. Johann der Kreuznacher Straßen- und Vorortbahnen querte von 1912 bis 1953 die Bahnstrecke bei Badenheim, wo ebenso wie in Sprendlingen zwischen den beiden Verkehrsmitteln umgestiegen werden konnte.
Bauliche Reste
Zwischen Wöllstein und Frei-Laubersheim verläuft heute ein Bahntrassenradweg.[4] Das Empfangsgebäude in Badenheim ist erhalten, wird heute für Wohnzwecke genutzt und wurde dafür mit einem modernen Anbau versehen.[5] In der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland wird der Bahnhof zwar erwähnt[6], das Empfangsgebäude aber offensichtlich nicht als Kulturdenkmal eingestuft.
Wissenswert
Auch die 1935 eingestellte Lokalbahn Alsenz–Obermoschel hat den volkstümlichen Beinamen Bawettche.[7]
Literatur
- Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 1: Rheinland-Pfalz/Saarland. EK-Verlag, Freiburg 1989, ISBN 978-3-88255-651-3.
Einzelnachweise
- Bekanntmachung, den Bau einer Nebenbahn von Wöllstein über Neu-Bamberg und Frei-Laubersheim nach Fürfeld betreffend vom 4. August 1897. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 29 vom 13. August 1897, S. 135–137.
- RGBl. 1922, S. 773.
- Reichsbahndirektion in Mainz (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion in Mainz vom 19. August 1922, Nr. 49. Bekanntmachung Nr. 919, S. 558.
- Radweg Frei-Laubersheim–Wöllstein auf der privaten Website Bahntrassenradeln
- Judith Lembke: Zu Hause im alten Bahnhof. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. November 2019, S. 52.
- Dieter Krienke: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 18.1: Kreis Mainz-Bingen. Städte Bingen und Ingelheim, Gemeinde Budenheim, Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Heidesheim, Rhein-Nahe und Sprendlingen-Gensingen. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2007. ISBN 3-88462-231-5, S. 641.
- Stadt Obermoschel: Bawettche.