Avast
Avast PLC ist ein britischer Hersteller für Sicherheitssoftware und Dienstprogramme mit rechtlichem Sitz in London[1] und Verwaltungszentrale in Prag.[4] Über die Holding-Gesellschaft Avast PLC ist die um den Softwareentwickler entstandene Unternehmensgruppe sowohl an der Londoner Börse[5] als auch an der Prager Börse notiert.[6] In Prag wurde die Aktie in den PX Index aufgenommen, in London in den FTSE 100.[7]
Avast PLC[1] | |
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Rechtsform | Public limited company |
ISIN | GB00BDD85M81 |
Gründung | 1988 (als ALWIL Software Genossenschaft) |
Sitz | London, Vereinigtes Königreich |
Leitung | Ondrej Vlcek (CEO)[2] |
Mitarbeiterzahl | 1.775 (2020)[3] |
Umsatz | 696,3 Mio. GBP (2020)[3] |
Branche | Software |
Website | www.avast.com |
Das Unternehmen geht auf eine 1988 in Prag unter dem Namen „Alwil“ gegründete Genossenschaft zurück, die 1991 privatisiert und 2010 zu „Avast Limited“ umbenannt wurde. Im Oktober 2016 übernahm Avast den Konkurrenten AVG Technologies aus Brünn, welcher selbst erst zwei Jahre zuvor die norwegische Norman Safeground aus Oslo aufgekauft hatte. Mitte 2017 folgte die Übernahme von Piriform, eines vor allem durch seinen CCleaner bekannten Herstellers von Hilfsprogrammen aus London. 2018 wurde das Unternehmen in „Avast PLC“ umbenannt.[1]
Die Aktionäre stimmten im November 2021 für einen Verkauf der Avast-Gruppe an die amerikanische NortonLifeLock. Der Zusammenschluss beider Softwareanbieter unter dem Dach des Käufers soll bis Mitte 2022 abgeschlossen werden.
Geschichte
1988–1991: Gründung
Im Jahr 1988 entdeckte Pavel Baudiš, damals Wissenschaftler des Instituts für mathematische Maschinen in Prag, den Viennavirus und schrieb ein Programm, das den Virus entfernen konnte.[8] Mit seinem Kollegen Eduard Kučera gründete er die ALWIL Software Genossenschaft – zu diesem Zeitpunkt war es nicht möglich, ein Unternehmen statt einer Genossenschaft zu gründen.
1991–2009: Alwil Software
Ab 1989 brachte die Samtene Revolution erweiterte unternehmerische Möglichkeiten, wodurch es 1991 möglich wurde, Alwil Software in eine Personengesellschaft umzuwandeln. 1995 kam Ondrej Vlček zu Alwil und schrieb das erste Antivirenprogramm für Windows 95. 1996 gewann Avast Antivirus den Virus Bulletin VB100-Award. 1997 lizenzierte Alwil Software die Avast Antivirus-Engine an McAfee, nachdem Pavel Baudiš deren Übernahmeangebot für sein Unternehmen zurückgewiesen hatte.[8] In den nächsten sieben Jahren stieg die Nutzerzahl auf eine Million, vor allem durch die kostenfreie Antivirus-Version für Privatnutzer, die 2001 veröffentlicht wurde.
2005 kam es zur Partnerschaft von Alwil und SanDisk. Ende 2006 hatte Avast eine Reichweite von 20 Millionen Nutzern. Es erhielt die SC Awards in den Kategorien Best Antivirus, Anti-Malware (Europa) und Readers’ Choise (USA). Im darauffolgenden Jahr wurde Alwil eine Aktiengesellschaft, die Zahl der registrierten Avast-Nutzer erreichte 40 Millionen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen lediglich 38 Mitarbeiter.
2010–2016: Avast Software
2009 zählte das Unternehmen 100 Millionen Nutzer und 100 Mitarbeiter. 2010 änderte Alwil Software den Namen in Avast Software und die Investmentgesellschaft Summit Partners investierte 100 Millionen US-Dollar in Aktienanteile. In den darauffolgenden zwei Jahren veröffentlichte Avast seine Business Protection Line und die Avast Free Mobile Security, die in Google Play die bestbewertete Sicherheits-Anwendung wird.
2013 waren auf mehr als 200 Millionen PCs, Macs und Android-Geräten Avast-Programme installiert. Im gleichen Jahr übernahm Avast Software das deutsche Unternehmen secure.me.
Seit 2016: Avast-Gruppe
Am 7. Juli 2016 gab Avast Software seine Pläne bekannt, eine Mehrheit an der in den Niederlanden und in New York börsennotierte Holding AVG Technologies N.V. zu übernehmen. Der Holding gehörte die ebenfalls tschechische AVG Technologies s.r.o. aus Brünn und die von ihr im November 2014 übernommene norwegische Norman Safeground A.S. aus Oslo. Für den Hersteller der Konkurrenzprodukte AVG Antivirus bot Avast einen Kaufpreis von etwa 1,3 Milliarden US-Dollar.[9] Das auf 100 Millionen US-Dollar Eigenkapital und 1,69 Milliarden US-Dollar von drei Banken gestützte Angebot an die Aktionäre lag 33 % über dem Börsenkurs.[10]
AVG Technologies war ein im Jahr 1990 in Brünn von Jan Gritzbach und Tomáš Hofer zunächst unter dem Namen Grisoft gegründetes Unternehmen.[11] An dem tschechischen Hersteller von Sicherheitslösungen beteiligte sich im Jahr 2005 der amerikanische Chiphersteller Intel mit 16 Millionen US-Dollar.[12] Der Name Grisoft wurde in AVG Technologies abgeändert und der Hauptsitz wurde nach Amsterdam in den Niederlanden verlegt. Die Aktien des Unternehmens notierten seit 2012 an der New Yorker Börse unter dem Börsenkürzel AVG.[13]
Am 3. Oktober 2016 teilte Avast Software in einer Presseerklärung mit, nach Abschluss der Erstemissionsfrist mit 87,3 % der Aktien die Mehrheit an AVG Technologies erworben zu haben.[14] Gary Kovacs, der ehemalige CEO von AVG Technologies verließ das Unternehmen im Dezember. Bis 16. März 2017 übernahm Avast auch die übrigen Aktien durch Squeeze-out.[15] So wie AVG Technologies die Norman-Software neben ihren eigenen Produkten weitergeführt hatte, entschied sich Avast auch die vormals konkurrierende AVG-Antivirus-Produktlinie weiterzuführen. Die Norman-Antivirus-Produktlinie lief dann aber in den folgenden Monaten aus.
Im Juli 2017 gab Avast Software die Übernahme von Piriform Ltd. (Entwickler von CCleaner, u.A.) bekannt.[16] Im Mai 2018 ging Avast an die London Stock Exchange und erreichte mit einer Notierung am unteren Ende der vorgesehenen Preisspanne einen Börsenwert von 2,5 Milliarden Britische Pfund.[17][18]
NortonLifeLock
Im August 2021 kündigte der Konkurrent NortonLifeLock an, die Avast-Gruppe für einen Kaufpreis von etwa 7 Milliarden Euro, zum Teil in Bargeld, teilweise im Tausch gegen eigenen Aktien, von ihren bisherigen Aktionären zu übernehmen.[19] Nach Zustimmung der Aktionäre Anfang November 2021, gab zur Monatsmitte auch die amerikanische Regulierungsbehörde grünes Licht. Der Zusammenschluss nach britischem Recht folgt einer am 28. Oktober 2021 veröffentlichten, gerichtlich genehmigten Übernahmevereinbarung und soll bis Mitte 2022 abgeschlossen sein.[20]
Kontroverse um Nutzerdaten
Das Lifestylemagazin Vice berichtete Anfang 2020, eine Tochtergesellschaft der Avast würde von den Nutzern gesammelte Daten zu jeder Suche, jedem Klick und jedem Kauf auf jeder Seite („Every search. Every click. Every buy. On every site.“) an Abnehmer wie Home Depot, Google, Microsoft, Pepsi und McKinsey verkaufen. Mit den AGB-Vereinbarungen stimmten die Anwender der Software dieser Verwendung zu.[21]
Das Nachrichtenportal heise online meldete kurz darauf, Avast lese seit Jahren in großem Stil Browserverläufe aus und verkaufe die Daten an Drittunternehmen. Im Pressematerial werde damit geworben, man sei das einzige Unternehmen, das geschlossene Systeme („Walled Gardens“) aufschließen könne.[22] Nach öffentlicher Kritik des Adblock-Plus-Gründers Wladimir Palant hatte Mozilla schon im Dezember 2019 vorübergehend die Firefox-Add-ons von Avast und AVG aus dem Add-on-Katalog entfernt.[23] Nachdem das Entwicklerteam Anpassungen vorgenommen und das Unternehmen erklärt hatte, die Erweiterungen müssten den Surf-Verlauf mitlesen, um den Nutzer wirksam vor Attacken schützen zu können, die Identifikation eines Benutzers werde nicht erfasst oder gespeichert, wurden die Add-ons wieder in den Katalog aufgenommen.
Tochterunternehmen
- AVG Technologies s.r.o., Brünn, Tschechien
- Avast Software s.r.o., Prag, Tschechien
- Piriform Ltd., London, Vereinigtes Königreich
- Privax Limited (HMA, ehem. HideMyAss), London, Vereinigtes Königreich
- Logo 2010
- Logo bis 2016
- Logo bis 2021
- Logo der Tochter AVG Technologies 2021
- Logo der Tochter Piriform
Produkte
Privatkunden
- Avast Antivirus in den Versionen Free Antivirus und Premium Security (früher: Premier) (die Versionen Pro und Internet Security werden nicht mehr weiterentwickelt)
- Avast Secure Browser (Pro-Bezahl-Version mit eingebauter VPN-Funktion und besseren Schutz- und Bescheunigungsoptionen in USA verfügbar)
- Avast SecureLine VPN
- Avast Driver Updater
- Avast AntiTrack
- Avast Cleanup Premium
- Avast Passwords
- Avast Battery Saver
- Avast Omni (zurzeit [November 2021] nur in den USA verfügbar, seine Online- und Offline-Kinderschutzfunktionen gibt es jedoch auch in einer gesonderten App, Avast Family Space, [für Android und iPhone], die auch für Nutzer aus Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien angeboten wird)
- Avast BreachGuard (schützt persönliche Informationen im Internet vor Datenlecks und vor Erfassung durch Dritte.)
- Avast One (derzeit [November 2021] nur in 11 Ländern verfügbar [darunter Deutschland, Österreich, Schweiz], Kombination aus Viren- und Internetschutz, VPN und Tools zur Steigerung der PC-Leistung)
- AVG Antivirus in den Versionen FREE, Internet Security und Ultimate
- Piriform CCleaner und Systemwerkzeuge Defraggler, Recuva, Speccy
Unternehmens-Lösungen
- Avast Endpoint Protection, Managed Workplace und CloudCare
- AVG AntiVirus Business Edition, Internet Security Business Edition und File Server Business Edition
Weblinks
Einzelnachweise
- AVAST PLC overview. In: Find and update company information - GOV.UK. Abgerufen am 16. November 2021 (englisch).
- Leadership team. In: Avast.com. Abgerufen am 6. Juni 2020 (englisch).
- AVAST AKTIE Bilanz GuV – Umsatz und Gewinn. In: Finanzen.net. Abgerufen am 16. November 2021.
- At a glance. In: Avast.com. Abgerufen am 6. Juni 2020 (englisch).
- AVAST PLC. In: Companies House. Abgerufen am 6. Juni 2020
- AVAST. In: www.pse.cz (Prager Börse). Abgerufen am 6. Juni 2020.
- Admission to FTSE 100. Pressemitteilung des Unternehmens. In: press.avast.com. 22. Juni 2020, abgerufen am 16. November 2021 (englisch).
- Thomas Brewster: The Czech Cyber Billionaire Who Built A Fortune On Free Software. In: Forbes, 12. Juli 2019. Abgerufen am 6. Juni 2020 (englisch).
- Axel Kannenberg: Antiviren-Software: Avast schluckt AVG für 1.3 Milliarden US-Dollar. In: Heise online, 7. Juli 2016. Abgerufen am 7. Juli 2016
- Rodrigo Orihuela: Avast to Buy AVG for $1.3 Billion to Add Security Software. In: bloomberg.com. 7. Juli 2016, abgerufen am 10. August 2016 (englisch).
- Jan Cienski: Anti-virus makers spring from an unexpected source. In: Financial Times. 8. Dezember 2009, abgerufen am 1. April 2018 (englisch).
- Andreas Donath: Intel investiert in tschechisches Anti-Virus-Unternehmen. In: golem.de. 7. September 2005, abgerufen am 2. Oktober 2016.
- AVG Technologies sees IPO priced at $16-$18 apiece. Reuters, 17. Januar 2012, abgerufen am 19. August 2013 (englisch).
- Stephan Ehrmann: Antivirenhochzeit: Avast schließt Übernahme von AVG ab. In: Heise Security, 1. Oktober 2016, abgerufen am 2. Oktober 2016
- Avast Software B.V. completes squeeze-out process of minority shareholders of AVG Technologies B.V.. Pressemitteilung des Unternehmens, 16. März 2016, abgerufen am 26. Dezember 2018 (englisch)
- Vince Steckler: Avast welcomes Piriform, creator of CCleaner, to its team. In: Avast Blog, 19. Juli 2017, abgerufen am 12. September 2017 (englisch)
- Antivirus-Hersteller Avast bringt Aktien nur zum Mindestpreis unter. In: Der Standard, 9. Mai 2018, abgerufen am 26. Dezember 2018
- Leoš Rousek: Vstup Avastu se zapíše do historie londýnské burzy. S akciemi původně české firmy půjde obchodovat ale i na pražské burze. In: Hospodářské noviny 9. Mai 2018, abgerufen am 6. Juni 2020 (tschechisch).
- Antiviren-Firmen NortonLifeLock und Avast schließen sich zusammen. In: it-business.de. 10. August 2021, abgerufen am 11. August 2021.
- NortonLifeLock - Avast Deal Gets U.S. Regulatory Approval. In: RTTNews. 12. November 2021, abgerufen am 16. November 2021 (englisch).
- Joseph Cox: Leaked Documents Expose the Secretive Market for Your Web Browsing Data. In: Vice (Magazin), 27. Januar 2020, abgerufen am 6. Juni 2020 (englisch).
- Eva-Maria Weiß: Avast Antivirus verkauft massenhaft Browser-Daten seiner Nutzer. In: heise online. 28. Januar 2020, abgerufen am 1. Februar 2020.
- Daniel Berger: Mozilla blockiert Firefox-Addons von Avast und AVG . In: heise online, 3. Dezember 2019, abgerufen am 6. Juni 2020.