Auswertezentrale Elektronische Kampfführung
Die Auswertezentrale Elektronische Kampfführung (AuswZentrEloKa) ist eine militärische Dienststelle der Bundeswehr im Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum, die dem Kommando Strategische Aufklärung unmittelbar nachgeordnet ist. Sie ist in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun (Rheinland-Pfalz) stationiert.
Auswertezentrale Elektronische Kampfführung | |
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Internes Verbandsabzeichen | |
Aufstellung | 1. April 2013[1] |
Staat | Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Militärischer Organisationsbereich | Cyber- und Informationsraum |
Truppengattung | Fernmeldetruppe EloKa |
Unterstellung | KdoStratAufkl |
Standort | Daun Heinrich-Hertz-Kaserne |
Netzauftritt | AuswZentrEloKa |
Dienststellenleiter | |
Dienststellenleiter | Oberst Uwe Malkmus[2] |
Aufgaben
Die Auswertezentrale ist zuständig für die Auswertung der Ergebnisse der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Bundeswehr. Damit sollen leitungs- und führungsrelevante Informationen zur Krisenfrüherkennung und zum Schutz der Soldaten im Auslandseinsatz gewonnen werden. Die jeweils gewonnenen Informationen werden in der Auswertezentrale miteinander korreliert und zu Hinweisen, Meldungen, Berichten und sonstigen zeit- und ebenengerechten sowie bedarfsträgerspezifisch aufbereiteten „Produkten“ zusammengefasst. Aus taktischen und technischen Lagebeiträgen wird die „Teillage Fernmelde- und Elektronische Aufklärung“ für die „Informationszentrale Militärische Nachrichtenlage“ im Kommando Strategische Aufklärung aber auch alle anderen Stellen des Militärischen Nachrichtenwesens der Streitkräfte. In der Informationszentrale werden die Produkte der Auswertezentrale mit den Aufklärungsergebnissen der Abbildenden Aufklärung und weiteren Erkenntnissen, zum Beispiel aus offenen Quellen, zu einer Gesamtlage zusammengeführt.
Die Auswertezentrale ist die fachliche Steuerung der vier Bataillone für Elektronische Kampfführung der Bundeswehr sowie der Zentralen Untersuchungsstelle der Bundeswehr für Technische Aufklärung verantwortlich.[3]
In der Auswertezentrale wird der Informationsbedarf der Bundeswehr hinsichtlich der Beantwortbarkeit durch die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung analysiert. Daraus werden spezifische Aufklärungsaufträge an die Bataillone für Elektronische Kampfführung abgeleitet. Wo notwendig, werden Steuerungshinweise für die jeweiligen in Frage kommenden Sensoren erstellt. Diesen Teilprozessen liegt ein komplexes System von Datenverbindungen zu Grunde, das durch die Auswertezentrale gesteuert und überwacht wird.
Geschichte
Vorgänger der heutigen Auswertezentrale war der Fernmeldestab 60 (FmStab 60). Er wurde am 1. Juli 1960 aufgestellt und 1970 in Fernmeldestab 94 (FmStab 94) umbenannt. Dieser wurde zum 1. April 1992 umgegliedert in Stab/Stabskompanie Fernmelde- und Elektronische Aufklärungsbrigade 94 (St/StKp Fm/EloAufklBrig 94). Kurz darauf, am 1. Juli 1994, wurde der Fernmeldebereich 93 (FmBer 93) aufgestellt. Aus diesem ging zum 1. April 2013 die heutige Auswertezentrale hervor.[4]
Am 15. Januar 2019 wurde ein in der Auswertezentrale als Arbeitnehmer im Öffentlichen Dienst beschäftigter deutsch-afghanischer Staatsangehöriger, der 50-jährige Abdul-Hamid S., im Rheinland festgenommen und Untersuchungshaft angeordnet. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs hatte bereits am 6. Dezember 2018 einen Haftbefehl erlassen. Abdul-Hamid S., der als Übersetzer, Sprachauswerter und Landeskundlicher Berater tätig war, soll im Rahmen seiner Tätigkeit Erkenntnisse an einen iranischen Nachrichtendienst (MOIS) weiter gegeben haben, wobei die übermittelten Dokumente militärische Staatsgeheimnisse darstellten.[5][6][7] Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof hatte am 12. August 2019 vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Koblenz Anklage erhoben. Der Angeschuldigte sei des Landesverrats in einem besonders schweren Fall (§ 94 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 S. 1, S. 2 Nr. 1 StGB) und der Verletzung von Dienstgeheimnissen in 18 Fällen (§ 353b Abs. 1 S. 1 Nr. 1 StGB) hinreichend verdächtig.[8] Der Staatsschutzsenat hatte mit Beschluss vom 28. Oktober 2019 die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet. Zum Tatvorwurf hatte sich der Angeklagte zunächst nicht konkret geäußert,[9] das Tatgeschehen später jedoch eingeräumt. Am 23. März 2020 verurteilte ihn das Oberlandesgericht Koblenz nach zehn Verhandlungstagen wegen besonders schwerem Landesverrat zu sechs Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe. Er habe in seiner verantwortlichen Stellung als Übersetzer Staatsgeheimnisse militärischer Art an Mitarbeiter eines iranischen Nachrichtendienstes weitergegeben und seit dabei von seiner Ehefrau Asiea, die ebenfalls verurteilt wurde, unterstützt worden. In mindestens acht Fällen habe er sich mit Verbindungsleuten eines iranischen Nachrichtendienstes in verschiedenen europäischen Städten getroffen, um Informationen wie Lagepläne der Bundeswehr über militärische Situationen und Analysen des Bundesministeriums der Verteidigung zu bestimmten Ländern und Themengebieten, die er auf Datenträgern gespeichert hatte, weiterzugeben. Für seine Dienste habe er 34.500 Euro erhalten.[10][11]
Dienststellenleiter
Der Leiter der Auswertezentrale ist zugleich Standortältester des Standorts Daun.
Nr. | Dienstgrad | Name | Beginn der Berufung | Ende der Berufung |
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2 | Oberst | Uwe Malkmus | 21. September 2017 | |
1 | Oberst | Andreas Kese | 1. April 2013 | 21. September 2017 |
Einzelnachweise
- Standortdatenbank Bundeswehr. In: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Neues Gesicht an der Spitze der Dauner Kaserne – Oberst Uwe Malkmus hat das Kommando übernommen. In: volksfreund.de. 21. September 2017, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Christine Buchholz, Annette Groth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/11688 – Strukturen des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr in Nordrhein-Westfalen (Drucksache 18/12277). (PDF) In: Deutscher Bundestag. 9. Mai 2017, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Standortdatenbank Bundeswehr. In: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Rheinland-Pfalz – Ministerium des Innern und für Sport (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2018. 2019, ISSN 0948-8723, S. 130 (rlp.de [PDF]).
- Jörg Diehl und Fidelius Schmid: Iranischer Geheimdienst – Ermittler enttarnen mutmaßlichen Spion bei der Bundeswehr. In: http://www.spiegel.de/. 15. Januar 2019, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Festnahme wegen mutmaßlicher geheimdienstlicher Agententätigkeit. In: Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof. 15. Januar 2019, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Anklage wegen des Verdachts des Landesverrats. In: Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof. 16. August 2019, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Anklage wegen mutmaßlichen Landesverrats zugelassen. In: Oberlandesgericht Koblenz. 31. Oktober 2019, abgerufen am 15. November 2019.
- Verrat von Geheiminformationen an den iranischen Nachrichtendienst: Urteile gesprochen. In: Bundesamt für Verfassungsschutz. August 2020, abgerufen am 17. August 2020.
- Verurteilung wegen Landesverrats und wegen Beihilfe zum Landesverrat. In: OLG Koblenz. 23. März 2020, abgerufen am 17. August 2020.