Austin App
Austin Joseph App (* 24. Mai 1902 in Milwaukee, Wisconsin; † 4. Mai 1984) war ein US-amerikanischer Mediävist deutscher Abstammung. Er verteidigte das Dritte Reich auch nach dem amerikanischen Eintritt in den Zweiten Weltkrieg und leugnete nach 1945 den Holocaust. Er gilt manchen Historikern als der erste Holocaustleugner.[1]
Leben
Seine Eltern waren aus Deutschland nach Wisconsin ausgewandert und arbeiteten dort als Bauern in einem stark von Deutschamerikanern geprägten Milieu. Er erhielt den Bachelors Abschluss vom St. Francis Seminary unweit Milwaukee im Jahr 1923. Er promovierte in Anglistik (Schwerpunkt Mittelalter) an der Catholic University of America, wo er 1929 den Ph.D. Abschluss erhielt. An derselben Universität dozierte er im Fach Anglistik von 1929 bis 1935. Anschließend wurde er an die University of Scranton berufen, wo er 1935–1942 als Institutsvorstand für Anglistik wirkte.[2]
App veröffentlichte ausgesprochen viele Beiträge in Fachperiodika und populären Zeitschriften. Seine Veröffentlichungen sind in katholischen Blättern weit verbreitet, etwa The Catholic Home Journal, Magnificat, Queen's Work und The Victorian. Wie er selber behauptete, galten ihm die Themen von gepflegter Sprache, guten Manieren und Courtousie als zu leistende Kulturarbeit.[3]
App, der zeitlebens ledig blieb, war ein engagierter Redner und Verfasser von Leserbriefen. Öfter klagte er ab 1941 über die Folgen des amerikanischen Kriegseintrittes. Er behauptete, dass die Achsenmächte ohne Amerikas Kriegseinsatz den Krieg gewonnen hätten. Diese Briefe wurden selten veröffentlicht.
In einem für seine Generation typischen literaturwissenschaftlichen Ansatz befasste sich App mit der Frage nach Tugend- und Wahrheitsgehalt in Romanen und anderen Schriftgattungen. Seine 1948 veröffentlichte Aufsatzsammlung wendet sich u. a. den Themen „Sünde und Versuchung in der Literatur“ sowie analytische Hilfen zur Beurteilungen des „ethischen Gehaltes“ eines Romans.[4]
App wurde 1945 zum Präsidenten der „Federation of American Citizens of German Descent“ und diente mehrere Jahre in dieser Kapazität. In den 1950er Jahren schrieb er öfter Artikel für Conde McGinley’s antisemitische Zeitschrift Common Sense.[5] Er gründete der Verlag Boniface Press und wirkte dort jahrelang als Lektor. Der Verlag war nach dem hl. Bonifatius benannt, dem angelsächsischen Missionar, der den Germanen das Christentum brachte. Er war Mitglied im Redaktionskomitee des revisionistischen Journal of Historical Review von 1980 bis zu seinem Tod.[6]
Holocaustleugnung
App vertrat in seinem 1973 Pamphlet The Six Million Swindle acht Axiome, die die Judenvernichtung im Dritten Reich in Frage stellen sollten:
- Die Emigration, nicht die Ermordung, sei der Plan des NS-Staates zur Lösung des „jüdischen Problems“.
- Keine Juden seien in deutschen Konzentrationslagern ermordet worden.
- Die seit dem Zweiten Weltkrieg vermissten Juden seien aus Sowjetterritorien, nicht Deutschen besetzten Gebieten verschwunden.
- Die Mehrheit der von NS-Staat ermordeten Juden seien Kriminelle gewesen.
- Wenn Behauptungen zum Verlauf des Holocaust wahr wären, müsse der Staat Israel seine Archive öffnen.
- Die Ziffer von sechs Millionen Opfern sei ein Fehlzitat der Aussagen und Dokumente zuständiger Behörden.
- Die gegen Deutschland Klagenden hätte die Beweisführung für die sechs Millionen Ziffer noch nicht erbracht.
- Es seien schwerwiegende Abweichungen in der Kalkulation der Opferstatistiken.[5]
App trug wesentlich zur Gründung des Institute for Historical Review bei, eines Zentrums der Holocaustleugnung, das 1978 in Kalifornien entstand.
Werke (Auswahl)
- Lancelot in English Literature: His Role and Character, doctoral dissertation, Catholic University of America, 1929.
- Edwin Arlington Robinson’s Arthurian Poems, in: Thought 10.3 (1935), p.468–479.
- History’s Most Terrifying Peace. 1947.
- Ravishing the Women of Conquered Europe. Pamphlet, 1948.
- The Way to Creative Writing. Milwaukee: Bruce Publishers, 1954.
- Making the Later Years Count. For a healthy, well-provided, blessed Old Age. Milwaukee: Bruce Publishers, 1960.
- The Rooseveltian concentration camps for Japanese-Americans, 1942–46. Philadelphia: Boniface Press, 1967.
- A straight look at the Third Reich: Hitler and National Socialism, how right? how wrong? Takoma Park, Maryland: Boniface Press, 1974.
- The Six Million Swindle: Blackmailing the German People for Hard Marks with Fabricated Corpses. Takoma Park, Maryland: Boniface Press, 1973. Zweite Auflage 1976.
- The Curse of Anti-Anti-Semitism. 1976.
- German-American Voice for Truth and Justice: Autobiography. Takoma Park, Maryland: Boniface Press, 1977.
- The Sudeten-German Tragedy. Takoma Park, Maryland: Boniface Press, 1979. Several volumes.
Einzelnachweise
- Knight, Peter (2003). Conspiracy Theories in American History: An Encyclopedia, Band 1, S. 322. ISBN 978-1-57607-812-9.
- Stephen E. Atkins, Holocaust Denial as an International Movement (Wesport, CT: Praeger, 2009), S. 153–155.
- Lucey, William L. “Catholic Magazines: 1894–1900.” Records of the American Catholic Historical Society of Philadelphia, 63.4 (1952), S. 197–223. JSTOR, www.jstor.org/stable/44210489. Gesehen am 27 Okt. 2020.
- Austin Joseph App: The true concept of literature: eight reprinted and two original articles. San Antonio: Mission Press, 1948.
- Stephen E. Atkins: Holocaust denial as an international movement. Praeger, Westport 2009, ISBN 978-0-313-34539-5 (englisch).
- Stephen E. Atkins, Holocaust Denial as an International Movement (Wesport, CT: Praeger, 2009), S. 153–155.