August Ludwig von Rochau

August Ludwig v​on Rochau (* 20. August 1810 i​n Wolfenbüttel; † 15. Oktober 1873 i​n Heidelberg) w​ar ein deutscher Publizist u​nd Politiker.

Lebenslauf

August Ludwig v​on Rochau w​urde 1810 i​n Wolfenbüttel geboren u​nd studierte Jura, Geschichte u​nd Staatswissenschaften i​n Jena u​nd Göttingen. 1833 w​ar er a​ls Burschenschafter (1829: Burschenschaft Teutonia Göttingen, 1830: Jenaische Burschenschaft, 1831: Burschenschaft Germania Jena)[1][2] a​m Sturm a​uf die Frankfurter Hauptwache beteiligt. Nach d​em Scheitern d​es Unternehmens w​urde er verhaftet u​nd zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Deshalb flüchtete e​r mit Hilfe v​on Freunden n​ach Frankreich u​nd arbeitete d​ort als Korrespondent für liberale deutsche Zeitungen.

Das Revolutionsjahr 1848 erlebte e​r als Publizist i​n Deutschland, w​urde danach a​us Berlin ausgewiesen u​nd verbrachte z​wei Jahre i​n Italien. 1848 w​ar er Mitglied d​es Vorparlaments.[3] 1853 ließ e​r sich i​n Heidelberg nieder u​nd veröffentlichte s​ein bekanntestes Werk, d​ie Grundsätze d​er Realpolitik.

Beginn des Aufsatzes von August Ludwig von Rochau über Bismarcks „Blut und Eisen“-Politik, Wochenblatt des Nationalvereins No. 85 vom 3. Januar 1867.

Von 1860 b​is 1866 arbeitete e​r als Redakteur für d​ie Wochenschrift d​es Deutschen Nationalvereins, dessen Mitbegründer e​r war. Am 25. Februar 1870 w​urde er i​n einer Ersatzwahl i​n den Reichstag d​es Norddeutschen Bundes[4] u​nd 1871 i​n den ersten Reichstag d​es Kaiserreichs gewählt. Er vertrat a​ls Abgeordneter d​en Reichstagswahlkreis Herzogtum Braunschweig 2 (Helmstedt - Wolfenbüttel).[5] August Ludwig v​on Rochau s​tarb 1873 i​n Heidelberg a​n den Folgen e​ines Schlaganfalls.

Werke

  • Kritische Darstellung der Socialtheorie Fourier's. Braunschweig 1840.
  • Reiseleben in Südfrankreich und Spanien. 2 Bände. Cotta, Stuttgart 1847.
  • (zusammen mit Gustav Oelsner-Monmerqué): Das Erfurter Parlament und der Berliner Fürsten-Congress. Politische Skizzen aus der deutschen Gegenwart. Avenarius Mendelssohn, Leipzig 1850.
  • Ludwig August von Rochau: Grundsätze der Realpolitik. Angewendet auf die staatlichen Zustände Deutschlands. Herausgegeben und eingeleitet von Hans-Ulrich Wehler. Ullstein, Frankfurt am Main [u. a.] 1972, ISBN 3-548-02915-9; 1. Auflage, Stuttgart 1853 im Internet Archive; 2. Auflage, Stuttgart 1859 Google Digitalisat.
  • Die Moriscos in Spanien. Avenarius Mendelssohn, Leipzig 1853.
  • Briefe eines Deutschen über die deutsche Bundesreform. Mohr, Heidelberg 1859.
  • Zur Orientirung im neuen Deutschland. Mohr, Heidelberg 1868.
  • Geschichte des Deutschen Landes und Volkes. 2 Bände. Reimer, Berlin 1870/1872.

Literatur

  • Natascha Doll: Recht, Politik und 'Realpolitik' bei August Ludwig von Rochau (1810–1873). Ein wissenschaftsgeschichtlicher Beitrag zum Verhältnis von Politik und Recht im 19. Jahrhundert. (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte, Band 189), Klostermann, Frankfurt a. M. 2005, ISBN 3-465-03427-9.
  • Christian Jansen: Rochau, August Ludwig von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 685 f. (Digitalisat).
  • Dieter Lent: Rochau, August Ludwig von. In: Horst-Rüdiger Jarck und Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, S. 493 f.
  • Friedrich von Weech: Rochau, August Ludwig von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 725 f.

Einzelnachweise

  1. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 85–87.
  2. Kurt Selle: Oppositionelle Burschenschafter im Lande Braunschweig, Wolfenbüttel 1999, S. 25, online: PDF.
  3. Bundesarchiv: Mitglieder des Vorparlaments und des Fünfzigerausschusses (PDF-Datei; 79 kB).
  4. Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3, Foto S. 271, Kurzbiographie S. 455–456.
  5. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 279.
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