Schlangensäule
Die Schlangensäule war eine Weihegabe der Griechen, die sie nach ihren Siegen über die persischen Invasoren (480 v. Chr. in der Schlacht von Salamis und 479 v. Chr. in der Schlacht von Plataiai) dem Gott Apollon widmeten.[1]
Beschreibung
Die Schlangensäule besteht aus einer Bronzesäule mit drei einander umschlingenden Schlangen. Ursprünglich trugen deren Köpfe einen goldenen Dreifuß. Die Rekonstruktion des Monumentes ist umstritten. Diskutiert wird eine „große Lösung“, nach welcher der Dreifuß mit den Füßen auf dem Boden aufsetzte, die Säule also als Mittelstütze des Dreifußbodens diente (vgl. zuletzt Steinhart), vertreten wird auch eine "kleine Lösung", nach welcher die Füße des Dreifußes auf den drei Köpfen der Schlangensäule bzw. einer sich darüber befindenden Platte aufsetzte (vgl. Gauer). Für beide Rekonstruktionsvorschläge gibt es Vorbilder. Die Wahl des Motivs wird unterschiedlich interpretiert (Vgl. Stähler, Geschichtsdenkmäler; Steinhart; Gauer).
Auf dem Leib der Schlange nennt eine Inschrift die Namen der am Krieg gegen die Perser beteiligten griechischen Poleis. Ursprünglich hatte Pausanias, der König der Spartaner, sich in einer Inschrift allein den Sieg zueignen wollen. Diese Inschrift wurde, wie Thukydides berichtet, zugunsten der Dokumentation des gemeinsamen Sieges entfernt. Die Lakedämonier (Spartaner) sind aber an erster Stelle genannt.[2] Eine Rekonstruktion der Säule liegt als Kupferstich im Kupferstichkabinett Dresden vor.[3]
Geschichte
Die Schlangensäule stand zunächst in Delphi. 331. n. Chr. ließ sie Konstantin der Große zum Schmuck seiner neuen Hauptstadt im Hippodrom von Konstantinopel aufstellen.[4] Es gibt verschiedene Angaben darüber, ob die goldene Schale schon in Delphi oder erst während des Vierten Kreuzzugs entwendet wurde.[5]
Später soll die Säule in eine dreimündige Fontäne umgewandelt worden sein, wie im Jahre 1422 Reisende beschrieben. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde einer der Köpfe beschädigt. Osmanische Abbildungen dokumentieren, dass die Köpfe vorerst erhalten blieben. Hans Dernschwam, der Mitte des 16. Jahrhunderts nach Konstantinopel reiste, beschrieb die Schlangensäule folgendermaßen:
„Mer ist auf obstandem platz Athmedan ein hoche, gossene, kuppfrene sewle auffgericht, digkher als ein klaffter. Ist drifach gewunden wie 3 schlangen vnd oben heruber gehen drey nattern kopff mit auffgespertten mewlern; ist nichts darbey geschriben. Die turkhen vnd juden sagen ire fabeln, sol ein zawberei sein fwr die nathern, deren vil zw Constantinapol sein sollen, fwr denen man nicht pleiben sunst het mugen.“
Erst im 17. Jahrhundert wurden die Schlangenköpfe abgeschlagen.
Ein beschädigter Schlangenkopf befindet sich heute im Archäologischen Museum Istanbul.[7] Die Säule selbst steht (wie etwa auch der Obelisk des Theodosius) bis heute auf dem ehemaligen Hippodrom-Platz. Da, wie in lange bewohnten Städten üblich, die Höhe der Straße allmählich zunahm, war die Inschrift der Säule unter dem Straßenniveau verborgen. 1855 wurde die Basis wieder freigelegt. So steht jetzt die Säule in einer kleinen Vertiefung unter offenem Himmel und ist jederzeit zugänglich. Ihre Länge beträgt 5,35 m,[8] ihre ursprüngliche Höhe mit den Köpfen soll 8 m betragen haben.
Eine Kopie des in Istanbul noch vorhandenen Teils der Säule wurde 2015 am originalen Standort in Delphi aufgestellt.
Inschrift
Die Inschrift zur Erinnerung an den Sieg über die Perser war der wesentliche Zweck der Säule. Sie beginnt mit der lapidaren Zuordnung: Diese haben im Krieg gekämpft: Dann folgen die Namen der 31 Poleis: Lakedaimonier (Sparta), Athener, Korinther, Tegeaten, Sikyonier, Aigineten, Megarer, Epidaurier, Erchomenier, Phleiasier, Troizener, Hermioneer, Tirynthier, Plataier, Thespier, Mykener, Keer, Melier, Tenier, Naxier, Eretrier, Chalkider, Styrier, Eleer, Potaidaiaten, Leukadier, Anaktorier, Kynthier, Siphnier, Ambrakioten, Lepreaten.[9] Von den Poleis der Koalition tauchen acht Namen auf, die Herodot nicht überliefert. Auch Pausanias erwähnt vier Poleis nicht, deren Namen auf der Säule erscheinen.
Literatur
- Herodot, Historien 9.81.
- Thukydides, Geschichte des peloponnesichen Krieges, I, 132.
- Photo Deutsche Fotothek, Kupferstichkabinett Dresden
- P. Amandry, Delphi
- Herodot, Historien 9.81 - Anmerkung 45, Ausgabe Phaidon Verlag sowie Pausanias, Beschreibung Griechenlands Buch 10, 13.9.
- Franz Babinger (Hrsg.): Hans Dernschwam’s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/55). Nach der Urschrift im Fugger-Archiv. 2. Auflage. Duncker und Humblot, Berlin/München 1986, S. 100.
- Turhan Can, Istanbul
- siehe Photo
- Meiggs-Lewis 27, zitiert in O. Murray, Das frühe Griechenland
- Paul Stephenson, The Serpent Column: A Cultural Biography, Oxford University Press 2016.