Arabischer Strauß
Der Arabische Strauß (Struthio camelus syriacus) war eine der fünf Unterarten des Straußes. Er lebte in den Steppen- und Wüstengebieten Arabiens. Der Arabische Strauß wurde Mitte des 20. Jahrhunderts durch übermäßige Bejagung ausgerottet.
Arabischer Strauß | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Struthio camelus syriacus | ||||||||||||
Rothschild, 1919 |
Merkmale, Systematik
Die Unterarten des Straußes sind nur im männlichen Geschlecht unterscheidbar. Vor allem nach der Färbung des Halses lassen sie sich in zwei Verwandtschaftsgruppen einteilen, diejenigen mit blauer und die mit roter Halsfarbe. Gemeinsam mit dem Nordafrikanischen Strauß Struthio camelus camelus bildete der Arabische Strauß die rothalsige Verwandtschaftsgruppe. Die enge Verwandtschaft der beiden Unterarten wurde durch Sequenzanalysen der mitochondrialen DNA (aus Museumsmaterial) bestätigt.[1] Die Arabischen und Nordafrikanischen Strauße bildeten dabei eine nicht gegeneinander differenzierte gemeinsame Gruppe aus. Beide Unterarten standen vermutlich im Bereich der Sinai-Halbinsel in Kontakt miteinander.
Morphologisch war der Arabische Strauß der nordafrikanischen Unterart sehr ähnlich. Wie dieser sind Hals und Beine des Männchens rötlich gefärbt und auf dem Kopf ist eine nackte, aber nicht verhornte Kopfplatte ausgebildet. Unterschieden wird er durch geringere Körpergröße, schmaleren Schnabel sowie merklich kürzeren Fuß und Schwanz.[2]
Verbreitung
Die Unterart ist von der Arabischen Halbinsel bekannt. Zuordnung und Status von in antiken Texten und zum Teil in Ausgrabungsmaterial aus weiteren Teilen Asiens möglicherweise früher vorhandenen Straußen, die ggf. bereits in der Antike ausgestorben wären, werden nicht angegeben. Das Vorkommen in Arabien[3] ist aus antiken und arabischen Texten, aus Reisebeschreibungen europäischer Forschungsreisender, aus Funden (vor allem von Eiern und Eierschalen) und aus bildlichen Darstellungen bestens bezeugt, der Strauß soll demnach in Arabien sogar recht häufig gewesen sein. Die Verbreitung reichte im Westen bis zur Sinai-Halbinsel, im Osten bis zum Euphrattal und zum Persischen Golf, im Norden etwa bis Damaskus und Bagdad. Im Süden ist vermutlich die ganze Halbinsel einschließlich des Jemen besiedelt gewesen. Strauße sind auf neolithischen Tonscherben lokaler bemalter Gefäße aus Shimal und Tell Abraq an der Küste des Persischen Golfs aus dem 2. Jahrtausend vor Christus abgebildet. Straußeneier sollen im Mittelalter zu den beliebtesten Andenken von der islamischen Pilgerfahrt gehört haben und wurden von hier aus in zahlreiche Moscheen ausgeführt.
Bejagung und Aussterben
Der Hauptgrund des Aussterbens war die starke Bejagung des Vogels. Vor der Verbreitung motorisierter Fahrzeuge und moderner Präzisionsfeuerwaffen war die Jagd auf Strauße zu Pferd extrem schwierig und anspruchsvoll, so dass selbst spezialisierte Jäger kaum zwei oder drei Tiere im Jahr erbeutet haben sollen.[3] Da die Fluchtgeschwindigkeit ihr einziger Schutz war, wurden sie offensichtlich nach Einführung von Motorfahrzeugen rasch ausgerottet. Die südlichen Populationen verschwanden ca. 1920 bis 1930 aus ihrem letzten Rückzugsgebiet an der saudisch-jemenitischen Grenze.[4] Die nördlichen Populationen sind vermutlich bald nach 1940 ausgerottet worden. Die letzten Angaben aus Syrien stammen von 1931, aus dem nördlichen Saudi-Arabien vor 1945.[3] Ein letztes Exemplar soll 1966 bei einer Flut in Jordanien tot aufgefunden worden sein.[5]
Ansiedlungsprojekte
Verschiedene Initiativen bemühen sich um eine Wiederansiedlung von Straußen im arabischen Raum. Da der Arabische Strauß ausgestorben ist, soll dafür die nahe verwandte nordafrikanische Unterart Struthio camelus camelus eingesetzt werden.[6][7][8] Dies ist unter anderem deswegen schwierig, weil auch dieser vom Aussterben bedroht ist. Die Population im saudi-arabischen Mahazat-as-Sayd-Schutzgebiet soll inzwischen 125 bis 150 Tiere umfassen, ist aber in Dürreperioden immer wieder bedroht. Einige Tiere werden auch halbwild in Chai Bar Jotvata im Wadi Araba in Israel gehalten.[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- Joshua M. Miller, Sara Hallager, Steven L. Monfort, John Newby, Kelley Bishop, Scott A. Tidmus, Peter Black, Bill Houston, Conrad A. Matthee, Robert C. Fleischer (2011): Phylogeographic analysis of nuclear and mtDNA supports subspecies designations in the ostrich (Struthio camelus). Conservation Genetics 12: 423–431. doi:10.1007/s10592-010-0149-x
- Lord Rothschild (Lionel Walter Rothschild, 2. Baron Rothschild) (1919): (The two-hundred-and-fortieth Meeting of the Club: Lord Rothschild described a new subspecies of Ostrich). Bulletin of the British Ornithologists Club 39: 81-83.
- D.T. Potts (2001): Ostrich distribution and exploitation in the Arabian peninsula. Antiquity 75: 182–190.
- Michael Jennings (1992): Wildlife and Conservation in eastern Jemen. Tribulus 2 (2): 34–36.
- C. Roots (2006): Flightless Birds, Series: Greenwood Guides to the Animal World. Greenwood Press, Westport, Connecticut London, p. 248., zit. nach R. G. Cooper, Kh. M. A. Mahrose, J. O. Horbańczuk, R. Villegas-Vizcaíno, S. Kennou Sebei, A. E. Faki Mohammed (2009): The wild ostrich (Struthio camelus): a review. Tropical Animal Health and Production 41: 1669–1678. doi:10.1007/s11250-009-9364-1. p.1670.
- Terence J. Robinson & Conrad A. Matthee (1999): Molecular genetic relationships of the extinct ostrich, Struthio camelus syriacus: consequences for ostrich introductions into Saudi Arabia. Animal Conservation Volume 2. Issue 3: 165–171
- Philip J. Seddon & Pritpal S. Soorae (2001): Guidelines for Subspecific Substitutions in Wildlife Restoration Projects. Conservation Biology 13 (1): 177–184 doi:10.1046/j.1523-1739.1999.97414.x
- M. Zafar-ul Islam, Khairi Ismail, Ahmed Boug (2008): Re-introduction of the Red-necked Ostrich, Struthio camelus camelus, in Mahazat as-Sayd Protected Area in central Saudi Arabia. Zoology in the Middle East 44: 31–40.
- J. Sales: Current conservation status of Ratites html (Memento vom 1. November 2012 im Internet Archive)