Antoniusstraße
Die Antoniusstraße, im Aachener Raum auch als „Sträßchen“ oder „Antüen“ bekannt, ist eine der ältesten Straßen Aachens. Sie wechselte oftmals ihren Namen und wurde abwechselnd Mestgass (1386), Nuwestraisse (1460), Pettenkluisengasse, Hurengasse, Kriechelgasse (Kriechel = „Heimchen“) oder Mittlere Mistgasse (bis 1872) genannt und liegt innerhalb des ersten Stadtringes.
Antoniusstraße Sträßchen, Antüen | |
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Westlicher Zugang zur Antoniusstraße | |
Basisdaten | |
Ort | Aachen |
Ortsteil | Aachen-Mitte |
Hist. Namen | Hurengasse, Mistgasse |
Querstraßen | Nikolausstraße, Mefferdatisstraße |
Nummernsystem | Orientierungsnummerierung |
Bauwerke | Germania Fischhallen |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußgänger, Radfahrer, Freier |
Geschichte
Schon für die Zeit des Römischen Reiches ist eine Besiedelung des heutigen Straßengebietes nachweisbar. Als 1905 das Fundament für die „Germania Fischhallen“ gelegt wurde, wurden zahlreiche Gefäße und Mauerreste aus römischer und mittelalterlicher Zeit gefunden.[1] Der im Mittelalter und der Frühen Neuzeit offizielle Straßenname, Hurengasse, verweist auf die schon damalige Nutzung als Bordellstraße. Die Ansiedelung des Lustgewerbes an dieser Stelle ist auf die unmittelbare Nähe zu den zwei Kurbezirken am Büchel und in der Komphausbadstraße zurückzuführen.[2] Als zu anstößig empfunden, wurde die Gasse erst in Mistgasse und 1872 per Ratsbeschluss mit königlicher Genehmigung in Antoniusstraße umbenannt.[3] Namenspatron ist Antonius von Padua, der sich besonders für die Armen und Prostituierten einsetzte.
Die Antoniusstraße beherbergte seit alters her neben der Prostitution auch andere Unternehmen. Die von dem Pharmazeuten Johann Peter Joseph Monheim eingerichtete und von seinem Sohn Viktor Monheim und dessen Sohn Johannes Theodor Monheim betriebene chemische Fabrik geriet hier am 29. Juni 1883 in Brand und löste eine Brandkatastrophe aus, die auch das Aachener Rathaus ergriff. Der größte Aachener Betrieb zur Herstellung von Feinpapieren, die Papierhandlung Frehn,[4] hatte bis zum Zweiten Weltkrieg seinen Sitz in der Antoniusstraße 29. 1905 wurden die Germania Fischhallen des Unternehmers Wilhelm Frohn gebaut. Die Firma existiert nicht mehr; das Gebäude wird heute als Schnellimbiss genutzt.
Während des Zweiten Weltkrieges war die Deutsche Arbeitsfront als Eigentümer des Gebäudes Nr. 15 eingetragen.[5]
Der ehemalige Aachener Profiboxer Klaus Gallwe ist Hausverwalter von Freudenhäusern in der Antoniusstraße.[6]
Kontroverse
Die Antoniusstraße wird noch heute von Prostituierten geprägt, die ihre Dienste in Koberfenstern feilbieten. Durch die Lage der Straße mitten in der Fußgängerzone der Innenstadt gibt es seit längerem Bestrebungen, die Prostitution aus dem Gebiet zu verlagern. Das Aufstellen von Sichtschutzen am Anfang und Ende der Straße, wie zum Beispiel in der Hamburger Herbertstraße, kann aus brandschutztechnischen Gründen[7] nur auf einer Seite durchgeführt werden.[8] Unter dem damaligen Oberbürgermeister Jürgen Linden wurde 2009 das Ziel formuliert, die Straße zu halbieren und die Prostitution nur in einem Teil zuzulassen.[9] Bordellbesitzer wehren sich gegen diese Pläne und verweisen unter anderem auf die immer weiter sinkende Kriminalitätsrate der letzten Jahre.
2010 strebte neben Lokalpolitikern auch ein Investor an, das Rotlichtviertel zurückzudrängen.[10] 2012 bestand jedoch parteiübergreifende Übereinstimmung – mit Ausnahme der FDP, die den kompletten Bordellbereich auslagern wollte – dahingehend, den Rotlichtbezirk in der Antoniusstraße zu belassen.[11]
- Die „Germania Fischhallen“ an der Ecke Antoniusstraße – Mefferdatisstraße
- Baudenkmal Haus-Nr. 32
- Blick von der Nikolausstraße aus
- Blick von der Mefferdatisstraße aus
- Erdgeschoss mit Koberfenstern
Weblinks
Einzelnachweise
- Verein für Kunde der Aachener Vorzeit: Aus Aachens Vorzeit. Aachen : Kommissions-verlag der Cremerschen buchhandlung (C. Cazin) – (archive.org [abgerufen am 31. Oktober 2021]).
- Manfred Vigener: Lebendiges Wasser. die Aachener und Burtscheider Thermalquellen. S. 90, Aachen, 2000.: Bei der Kur im 17. und 18. Jahrhundert stand nicht der medizinische Aspekt, sondern die sinnliche Vergnügen und Unterhaltung im Vordergrund.
- mixed-media-aachen.de. Abgerufen am 31. Oktober 2021.
- Alexander Barth: Die Antoniusstraße. Sündiges Sträßchen unter himmlischen Schutz. In: Ders.: 111 Orte in Aachen und der Euregio, die man gesehen haben muss. Emons, Köln 2012, ISBN 978-3-89705-931-3, S. 18.
- Aachener Adreßbuch mit Umgebung (1941): II.Teil, S. 24, Verlag August Scherl, Nachf., Aachen.
- Aachener Zeitung: Aachen: Altstadtquartier Büchel: Bordell wird auch künftig in der Altstadt sein. 11. Juli 2017, abgerufen am 31. Oktober 2021.
- Muss die Antoniusstraße weichen
- Antoniusstraße erhält an einer Seite einen Sichtschutz. In: Aachener Zeitung vom 5. November 2010.
- Hängepartie im „Sträßchen“. In: Aachener Zeitung vom 11. November 2010.
- Investor drängt Rotlichtviertel zurück: Neubau an Antoniusstraße. In: Aachener Zeitung vom 20. April 2010.
- Archivierte Kopie (Memento vom 20. Juni 2012 im Internet Archive).