Antonin Weissenbach
Antonin Weissenbach (* 3. März 1850 in Freiburg im Üechtland; † 7. Januar 1921 daselbst) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben
Seine Eltern waren der Kaufmann Joseph Maximilian, genannt Max, Weissenbach und Marie-Madeleine geb. Rebholz. Joseph Antonin Louis Weissenbach heiratete Ursule Célina Bise, von Villarsel.
Nach dem Besuch der Technischen Abteilung des Kollegiums St. Michael wechselte er an die Kantonsschule Frauenfeld. 1866 nach Freiburg zurückgekehrt, arbeitete er drei Jahre lang im väterlichen Geschäft und reiste dann nach Paris, um sich mit der Warenhauswelt vertraut zu machen. Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs (1870–1871) musste er in die Schweiz zurückkehren, wurde ins Militär eingezogen und diente als Unterleutnant im Grenzwachdienst. Seine Militärkarriere beschloss er im Rang eines Hauptmanns.
Als Vertreter der Wirtschaftskreise war Antonin Weissenbach Mitglied und dann Präsident des Aufsichtsrats der Kantonalbank (1892–1910), in dem er vor allem als Aufsichtskommissar tätig war. Zunächst als Mitarbeiter seines Vaters, dann gemeinsam mit seinen Brüdern als Direktor führte er das Konfektions- und Stoffgeschäft der Familie, bis er sich 1901 daraus zurückzog. Nur kurze Zeit begnügte er sich mit einem geruhsamen Leben, da er im Dezember 1901, durch eine gemeinsame Liste der Konservativen und Freisinnigen portiert, als Vertreter der freisinnigen Minderheit und Abgeordneter des Saanebezirks in den Grossen Rat gewählt wurde. Von 1901 bis 1903 war er zudem Präsident des Cercle littéraire et de commerce, eines zentralen Treffpunkts der Freisinnigen.
Politische Karriere
Weissenbachs politischer Aufstieg erfolgte in einem für den Freiburger Freisinn schwierigen Umfeld, da er der Allmacht der Konservativen nichts entgegensetzen konnte und vom Räderwerk des politischen Systems benachteiligt wurde. Der Rücktritt von Staatsrat Aloys Bossy, der durch die Enthüllungen über seine strafbare Geschäftemacherei blossgestellt war, bewog die Konservativen, der Opposition einen Regierungssitz abzutreten. Weissenbach wurde dem offiziellen Kandidaten der freisinnigen Minderheit, Grossrat Hermann Liechti, vorgezogen und am 5. Mai 1906 in den Staatsrat gewählt. Als erster Freisinniger, der seit 1857 wieder in diese Institution einzog, übernahm er die Direktion des Innern, der Landwirtschaft und der Statistik, der zudem der Handel angegliedert wurde, um von Weissenbachs Fachwissen und Beziehungen zu profitieren. Da es ihm aufgrund seines Minderheitsstatus verwehrt blieb, eine vorrangige politische Rolle zu spielen, konzentrierte er sich auf die Leitung seiner Direktion. Seine administrativen Qualitäten fanden einstimmige Anerkennung.
Nach den allgemeinen Wahlen vom Dezember 1906 standen nur sieben freisinnige Grossräte 98 konservativen Abgeordneten gegenüber; zudem hatten sie mit Anwalt Edouard Bielmann ihren wichtigsten Anführer verloren. Die Spannungen mit den Konservativen nahmen zu, da die freisinnige Minderheit ihnen grobe Nachlässigkeiten in der Führung der Regierungsgeschäfte, insbesondere in der Verwaltung der Wasserkraftwerke und bei der Erarbeitung des neuen organischen Gesetzes über die Staatsbank vorwarfen. Aufgrund der Nichtbeachtung einer von 8350 Bürgern unterzeichneten Petition, mit der eine bessere Vertretung der Minderheit in den Staatsorganen gefordert wurde, beschlossen die Freisinnigen, sich aus den politischen Institutionen zurückzuziehen. Folglich reichte Weissenbach am 23. November 1909 mit allen freisinnigen Grossräten seinen Rücktritt ein. Als Nachfolger Weissenbachs wählte der Grosse Rat den dissidenten Freisinnigen Adolphe Lutz, der dieses Angebot der Konservativen jedoch ablehnte. In der ausserordentlichen Sitzung vom 28. Dezember 1909 wurde schliesslich der Konservative Fernand Torche in den Staatsrat gewählt, womit die Freisinnigen weitere zehn Jahre, bis zur Wahl von Victor Buchs 1919, von der Regierung ausgeschlossen blieben.
Nach seinem Rückzug aus der Politik nahm Weissenbach seine Tätigkeiten in der Wirtschaft wieder auf. Er sass in den Verwaltungsräten mehrerer Unternehmen, wie der Papierfabrik in Marly und der Getreidemühle Pérolles. Zudem amtierte er als Aufsichtskommissar der Schokoladenfabrik Villars. Am 7. Januar 1921 starb er in Freiburg an den Folgen einer Lungenentzündung.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.