Fernand Torche
Fernand Torche (* 28. Juni 1866 in Cheiry, Broyebezirk; † 29. April 1937 in Estavayer-le-Lac) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Er war katholisch und von Cheiry und Estavayer-le-Lac. Seine Eltern waren Philippe Torche, Landwirt und kantonaler Forstwart, und Louise Philomène geb. Nicolet. Er heiratete Josephine Butty.
Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael studierte Fernand Torche Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg und schloss seine Studien 1891 mit dem Lizentiat ab. Sein Praktikum absolvierte in der Direktion des Innern und in der Kanzlei des Notars Michaud in Freiburg. 1892 wurde er zuerst zum Hypothekenkontrolleur in Estavayer und dann zum Präsidenten des Bezirksgerichts Broye ernannt, ein Amt, das er bis 1910 ausübte. 1897 erhielt er sein Notarspatent und eröffnete eine Kanzlei in Estavayer (1898–1909). Dort war er zudem 17 Jahre lang als Pfarreirat und acht Jahre als Gemeinderat tätig.
In den allgemeinen Wahlen von 1896 wurde er in den Grossen Rat gewählt, aus dem er erst 1934 zurücktrat, nachdem er ihn 1930 präsidiert hatte. Seine Wahl in den Staatsrat fiel in den unruhigen Kontext der Nachfolge des Freisinnigen Antonin Weissenbach, der aus Protest gegen die übermässige Macht der Konservativen und deren Nachlässigkeiten in der Regierung mit allen Grossräten der Minderheit zurückgetreten war. Am 22. Dezember 1909 in einer ausserordentlichen Grossratssitzung gewählt, trat er sein Amt erst am 22. Februar des folgenden Jahrs an und übernahm die Direktion des Innern und der Landwirtschaft.
Die Jahre, die Fernand Torche im Staatsrat verbrachte, bedeuteten eine Krisenzeit für die konservative Regierung. Verschiedene Affären wurden aufgedeckt, und der Kampf zwischen Georges Python und Jean-Marie Musy brach aus. Torche war ein getreuer Anhänger Pythons. Als er zum Direktor des Crédit agricole et industriel de la Broye ernannt wurde, trat er am 1. Juni 1916 mit sichtlicher Erleichterung aus dem Staatsrat zurück. Er nahm seine Notarstätigkeit wieder auf und engagierte sich in verschiedenen Sozialwerken (Präsident des Waisenheims in Montet, Vizepräsident des Instituts Stavia). Seine Unterstützung der Ärmsten fand breite Anerkennung.
Nach seiner Zeit im Staatsrat setzte Fernand Torche seine politische Karriere fort. Von 1919 bis 1922 und von 1925 bis 1931 sass er im Nationalrat, wo er sich eher im Hintergrund mit finanziellen und landwirtschaftlichen Fragen befasste.
Überlastet und in einen Prozess über Verwaltungsgeschäfte verwickelt, trat er 1934 als Präsident des Crédit agricole et industriel de la Broye zurück. Am 29. April 1937 starb er in Estavayer-le-Lac an den Folgen eines Schlaganfalls.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.