Victor Buchs
Victor Buchs (* 30. Dezember 1866 in Estavayer-le-Lac; † 31. März 1953 in Villars-sur-Glâne) war ein Schweizer Kolonialkaufmann, Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Victor Buchs war römisch-katholisch und stammte aus den Heimatorten Jaun und Muntelier. Seine Eltern waren Alfred Buchs (1832–1877) und Virginie Hortense Buchs, geborene Berthoud (1829–1902). Der Vater war Rechtsagent. 1897 heiratete Victor Buchs die St. Gallerin Clara Laura Good aus Mels (1864–1947). Sein Bruder und sein Sohn, die beide den Vornamen Henri trugen, saßen im Grossen Rat.
Victor Buchs verbrachte seine Kindheit und Jugend in Murten. Er machte eine kaufmännische Lehre in Lugano (1883), nach der er in einer grossen Bank in Venedig und einer Import-Export-Firma in Neapel (1885–1889) arbeitete. Dank seiner Erfahrung und seinen Sprachkenntnissen leitete er eine Zweigstelle in Mitsiwa (1889–1895) in der damaligen italienischen Kolonie Eritrea. Handelsreisen führten ihn nach Abessinien und Britisch-Indien.
1895 in seinen Heimatkanton zurückgekehrt, leitete er gemeinsam mit seinem Bruder Henri die Teigwarenfabrik Sainte-Apolline in Villars-sur-Glâne. Als vielseitiger Unternehmer war er auch in der Direktion der Uhrenfabrik in Muntelier tätig, einer Gemeinde, die ihn zum Ehrenbürger ernannte. Aufgrund seiner Bankenkenntnisse wurde er 1917 zum Aufsichtskommissar der Staatsbank ernannt, für die er bereits seit 1913 als Einnehmer gearbeitet hatte.
Buchs’ politische Karriere begann 1907 mit seiner Wahl in den Gemeinderat von Villars-sur-Glâne. Er übte dieses Amt aus bis zu seiner Ernennung in den Staatsrat am 27. Mai 1919, als die konservative Mehrheit des Grossen Rats den Freisinnigen einen Sitz überließen. Als zweiter Vertreter dieser Minderheit in der Kantonsregierung seit 1857, ein Jahrzehnt nach Antoine Weissenbachs Rücktritt im Jahr 1909, war Buchs 17 Jahre lang der einzige freisinnige Staatsrat. Er leitete die Baudirektion und war dreimal Staatsratspräsident (1922, 1928, 1935). Da sein Name auf der gemeinsamen Liste der Freisinnigen und Konservativen erschien, wurde er 1921, 1926 und 1931 mit jeweils der höchsten Stimmenzahl wiedergewählt. 1936 trat er am Ende einer Legislatur zurück. Trotz seines glänzenden Auftretens und seines Engagements konnte er im Staatsrat als Vertreter der Minderheit keine vorrangige Rolle spielen.
Seine Wahl zum Staatsrat fiel in eine Zeit, die von den wirtschaftlichen Problemen im Zusammenhang mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Krise der frühen 1930er Jahre geprägt war, ohne dass es dem Kanton in den 1920er Jahren gelungen war, wieder zu Kräften zu kommen. In diesem Umfeld konzentrierte er sich darauf, einerseits die Infrastrukturen zu modernisieren und zu entwickeln, andererseits die Arbeitsplätze zu sichern und die Wirtschaft zu unterstützen. In einer schwierigen Balanceübung mit den Staatsfinanzen verwirklichte Buchs grosse Bauprojekte, wie die Pérollesbrücke (1922), die Zähringerbrücke (1924), die Brücke von Corbières (1927) und die Einbetonierung der Grandfeybrücke (1927). Des Weiteren lancierte er 1931 ein grosses Erneuerungsprogramm (Teerung) der wichtigsten Strassenverbindungen. Gleichzeitig erarbeitete er ein Strassengesetz (1923), das die Gesetzgebung an den erhöhten motorisierten Verkehr anpasste.
Zu den unter seiner Direktion ausgeführten Arbeiten gehörten des Weiteren der Bau oder die Erneuerung zahlreicher öffentlicher Bauten, darunter die Zeughäuser von Freiburg und Bulle, der neue Freiburger Bahnhof sowie die neuen Gebäude des Technikums und des Landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve. Sein ehrgeiziges Programm zur Renovierung der Kirche St. Nikolaus konnte wegen mangelnder Finanzen nicht zu Ende geführt werden. In Sachen Stromversorgung setzte er die Politik seiner Vorgänger fort, überwachte den Bau der Staumauer von Montsalvens und griff das Dossier der Staumauer von Rossens wieder auf. Mit zahlreichen Fotografien liess er die Arbeiten seiner Dienststellen dokumentieren.
Als Baudirektor übernahm er von seinen Vorgängern Aufgaben in zahlreichen Verwaltungsräten, die er teilweise auch nach seinem Rücktritt weiterführte und entscheidend prägte. Er war Präsident der FEW (1919–1936), Vizepräsident des FEW-Verwaltungsrats (1936–1950) und Vorstandsmitglied. Als Mitglied, Vizepräsident und Ehrenpräsident des Verwaltungsrats von Energie Ouest Suisse (EOS) war er an den Projekten der Dixence und Grande Dixence beteiligt. Zudem saß er in den Verwaltungsräten zahlreicher Westschweizer Eisenbahngesellschaften (Chemins de fer électriques de la Gruyère, Freiburg–Murten–Ins, GFM, MOB und ehemaliger SBB-Kreisrat). Mit Bernard Weck gehörte er zu den Urhebern der gelungenen Fusion von CEG, FMI und BR, aus der 1942 die GFM hervorging.
Als Geschichtsfreund verfasste er mehrere Werke, insbesondere über die Freiburger Eisenbahnen und Brücken, das Weingut Les Faverges und die Gemeinde Villars-sur-Glâne. Nach langjähriger Mitwirkung im Pfarreirat übernahm er dessen Präsidium (1945–1953). Bis zu seinem Tod präsidierte er zudem das Institut St. Joseph für Taubstumme. Am 31. März 1953 starb er im Alter von 86 Jahren. Er wurde auf dem Friedhof von Villars-sur-Glâne in einem Familiengrab[1] beigesetzt.
Literatur
- Michel Carrière: Buchs, Victor. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.
Weblinks
- Publikationen von und über Victor Buchs im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Robert Savary: Victor Buchs. In: Find a Grave. 29. Mai 2016, abgerufen am 1. Mai 2019 (englisch).