Antineoplastone
Antineoplastone (APN) ist eine von Stanisław Burzyński geprägte Bezeichnung für eine Gruppe von Peptiden, Derivaten und Mischungen, die er als alternative Krebsbehandlung einsetzt. Diese Präparate sind nicht als Medikamente zugelassen, sondern werden stattdessen verkauft und verwaltet von Burzynski selbst, als Teil von klinischen Behandlungen, die in seinem Institut durchgeführt werden. Die klinische Wirksamkeit von Antineoplastonen wurde von Burzynski und seinen Mitarbeitern in solchen Behandlungen getestet, jedoch kam man zu keinem eindeutigen Beleg der Wirksamkeit. Seine Ergebnisse veröffentlichte er bisher nur in „obskuren Fachzeitschriften“.[1] Onkologen betrachten die Studien als fehlerhaft oder gar als „wissenschaftlichen Unfug“.
In der Fachliteratur gibt es keinen überzeugenden Beweis, nachdem man randomisierte, kontrollierte Studien durchgeführt hat, für eine sinnvolle Behandlung von Krebs mit Antineoplastonen. Die amerikanische Food and Drug Administration hat die Produkte nicht anerkannt als eine Behandlung für irgendeine Krankheit. Die American Cancer Society rät vom Kauf dieser Produkte ab, da es keinen Beweis für positive Effekte bei der Behandlung von Krebs gibt. Ein neueres medizinisches Review beschreibt die Behandlung als „unbewiesene Therapie“.[2]
Hintergrund
Stanisław Burzynski begann laut eigener Aussage die Erforschung der Antineoplastone, nachdem er herausfand, dass es zwischen den Peptiden im Blut Krebskranker und den Peptiden im Blut einer Kontrollgruppe erhebliche Unterschiede gab. Zuerst bestimmte er Antineoplastone im menschlichen Blut. Da ähnliche Peptide auch aus menschlichem Urin isoliert wurden, bereitete Burzynski 1970 Urin auf, um daraus Antineoplastone zu gewinnen. Seit 1980 gewinnt er seine Bestandteile synthetisch. Seit seiner ersten Entdeckung gelang es ihm, Dutzende Peptide und Derivate zu gewinnen, die, laut seiner Meinung, aktiv Krebs bekämpfen und dabei nur gering giftig sind.
Die erste identifizierte, aktive Peptidgruppe nannte er „Antineoplastone A-10 (3-phenylacetylamino-2,6-piperidinedione)“. Von A-10, wurde Antineoplaston AS2-1 abgeleitet, eine 4-zu-1-Mischung aus Phenylessigsäure und Phenylacetylglutamin. Die Website der Burzynski-Klinik gibt bekannt, die aktive Substanz von Antineoplaston A10-I sei Phenylacetylglutamin. Phenylessigsäure ist ein Derivat der Essigsäure, das der Körper während des normalen Stoffwechsels produziert und wird in der Leber zu ungiftigem Phenylacetylglutamin umgewandelt. Die „Antineoplaston A-10“ Mischung ist ein Produkt das entsteht, wenn man Urin unter sauren Bedingungen erhitzt. Die „Antineoplaston AS2-1“ Mischung ist das Ergebnis der Hydrolyse von „Antineoplaston A-10“. Alle Bestandteile sind allgemein günstige und gut verfügbare Chemikalien.
Behandlung
Da Antineoplastone nicht als Medikamente zugelassen sind, darf Burzynski diese nur als Teil einer klinischen Erprobung verkaufen. Damit ein Patient also eine Behandlung mit Antineoplastonen erhält, muss er sich zuvor als geeignet für eine klinische Versuchsreihe zeigen. Dazu zählen das Versagen bisheriger Standardbehandlungen des Krebs oder schulmedizinisch unbehandelbare Krebserkrankungen.
Antineoplastone werden intravenös oder oral verabreicht. Patienten, die auf eine intravenöse Verabreichung positiv reagieren, können manchmal auch zu einer oralen Verabreichung wechseln. Intravenöse Antineoplastone werden stetig verabreicht, wozu eine programmierbare Pumpe nötig ist, die der Patient ständig am Körper zu tragen hat.
Die Behandlung mit Antineoplastonen ist sehr teuer, das erste Jahr einer intravenösen Behandlung kann über 100.000 $ kosten. Die meisten Krankenkassen lehnen die Behandlungsmethode strikt ab, da die Methode als unbewiesen gilt.
Antineoplastone, natürliche Peptide und Stoffwechselprodukte, sind nicht allgemein zellgiftig, wie viele historische und auch noch heute verwendete Medikamente gegen Krebs. Nur die höchsten Behandlungsstufen können große Mengen an Natrium mit sich bringen, was eine genaue Beobachtung des Elektrolythaushalt des Patienten erfordert.
Beabsichtigte Wirkungsweise
Burzynski vermutet, dass die Antineoplastone A10 und AS2-1 als Hemmer von Onkogenen wirksam werden, den Zellselbstmord auslösen und Tumorsuppressorgene aktivieren. Mehrere andere Wirkungsweisen wurden ebenso vorgeschlagen. Ein Faktor, der es dem Krebs erlaubt, unkontrolliert zu wachsen, ist die Anwesenheit abnormer Enzyme, die ein Nebenprodukt der DNA-Methylierung sind. In Anwesenheit dieser Enzyme ist der normale Zellzyklus gestört und die Zellen vermehren sich unaufhörlich. In Laboruntersuchungen scheinen Antineoplastone diese Enzyme hemmen zu können. Kürzlich erschienene Studien haben gezeigt, dass hemmende Histon-Deacetylase (HDAC) die Aktivierung der Tumorsuppressorgene p21 und p53 fördern. Phenylessigsäure, die sich in der AS2-1 Mischung findet, scheint ein starker HDAC Hemmer zu sein.
Literatur
- U.S. Congress, Office of Technology Assessment: Unconventional Cancer Treatments. United States Government Printing Office, Washington, DC September 1990, OTA-H-405, Kapitel 5 („Pharmacologic and Biologic Treatments“), S. 91–95. (PDF-Volltext im Archiv der Princeton University)
Weblinks
- Artikel über „Antineoplastone“ in PubMed
- Website von Stanisław Burzyński
- US National Cancer Institute Informationen über Antineoplastone
- Saul Green: Stanislaw Burzynski and “Antineoplastons”. quackwatch.org (Kritik an Burzynski)
- Michael Lerner: Integrating The Best of Conventional and Complementary Approaches to Cancer. In: Choices In Healing, 1994, 21, S. 5 (Unterstützer Burzynskis)
- Ralph W. Moss: The Burzynski Saga. In: The Cancer Chronicles, 1989–1996. (Unterstützer Burzynskis)
Einzelnachweise
- Craig Malisow: Cancer doctor Stanislaw Burzynski sees himself as a crusading researcher, not a quack. In: HoustonPress, 31. Dezember 2008.
- Antineoplastons. In: CA Cancer J Clin 1983, 33, S. 57–59, doi:10.3322/canjclin.33.1.57 – Stellungnahme der American Cancer Society