Ante Starčević
Ante Starčević (* 23. Mai 1823 in Žitnik bei Gospić, Kaisertum Österreich; † 28. Februar 1896 in Zagreb, Österreich-Ungarn) war ein nationalistischer[1] Politiker, Publizist, Autor und Mitbegründer der Kroatischen Partei des Rechts.
Starčević und sein Mitstreiter Eugen Kvaternik waren Gegner der jugoslawischen Idee und forderten einen eigenen kroatischen Nationalstaat außerhalb der Habsburgermonarchie. Neben seiner politischen Arbeit befasste er sich mit Geschichte, Philologie, Buchkritiken, Philosophie, Poesie, Dramen und politischer Satire.
Die Ustascha-Funktionäre Ante Pavelić und Mile Budak[2] beriefen sich auf ihn um ihre nationalistischen Ideen zu rechtfertigen.
Von vielen Kroaten wird Starčević aufgrund der Verteidigung kroatischer Staatsrechte und volkstümlicher Interessen auch heute als „Vater des Vaterlandes“ (kroatisch Otac domovine) verehrt.[3][4]
Leben
Im Herbst 1845 bestand er das Abitur am Gymnasium in Zagreb, danach begab er sich nach Senj, um Priester zu werden. Von dort ging er nach Pest und begann sein Theologiestudium. Dort entschied er sich gegen das Priestertum und begann den Kampf für ein freies Kroatien. Nachdem er keine Dozentenstelle an der Universität Zagreb bekommen konnte, arbeitete er bis 1861 in der Kanzlei des Anwalts Šram (evtl. Schramm). In diesem Jahr wurde er zum Notar der Gespanschaft Rijeka ernannt, jedoch schon 1862 suspendiert und als Gegner des Regimes zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Im selben Jahr wurde er in das kroatische Parlament, als Vertreter von Rijeka, entsandt. Er wurde als Parlamentarier 1865, 1871 und von 1878 bis zu seinem Tode, wiedergewählt.
Im kroatischen Parlament war er der feurigste Befürworter der kroatischen Unabhängigkeit, er wehrte sich energisch gegen jegliche Beziehungen Kroatiens zu Österreich-Ungarn. Mit seinem Verhalten setzte er den Grundstein der kroatischen Partei des Rechts, welche er zusammen mit Eugen Kvaternik gründete. Von seinen ersten Texten aus dem Jahre 1861 bis hin zu seiner letzten Rede wies Starčević volle 30 Jahre lang unermüdlich darauf hin, dass es das Wichtigste sei, sich von der österreichischen Vorherrschaft loszusagen, da es für das kroatische Volk unter dieser kein Überleben oder zumindest keine glückliche Zukunft gebe. Er nahm eine stark abweisende, feindliche Stellung gegenüber dem „überheblichen“ Imperialismus Österreichs an. Als größten Feind des kroatischen Volkes bezeichnete er die Habsburger Dynastie.
1863 wurde Starčević erneut verhaftet. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis arbeitete er bis Oktober 1871 wieder in der Anwaltskanzlei Šrams. Nach der Auflehnung Eugen Kvaterniks in Rakovica wurde er wieder verhaftet, und die Partei des Rechts aufgelöst. 1878 wurde er erneut zum Abgeordneten im kroatischen Parlament gewählt, wo er Abgeordneter bis zu seinem Tod 1896 blieb. Starčević wurde mehrere Jahre vom Klerus als Aufständischer, sogar als Antichrist bezeichnet, welcher die Gebote Gottes, des Volkes und der Kirche missachte. Diese enorme Kritik gegen ihn entstand durch seine scharfe Argumentation gegen den Klerus, welcher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen sehr starken Einfluss auf das politische und nationale Leben in Kroatien hatte und sich Ante Starčević offen gegen diesen Einfluss äußerte. Drei Gründe führte Starčević an für seinen Antiklerikalismus, welche wie folgt waren: Die Kirche unterdrücke das kulturelle Leben des Volkes, die Kirche habe sich mit den Herrschern (Österreich-Ungarn) verbündet und sie behandle Andersgläubige als minderwertig.
Ante Starčević starb am 28. Februar 1896 in Zagreb im Alter von 72 Jahren. Sein Grabmal im ehemaligen Zagreber Stadtteil Šestine (heute Podsljeme) gestaltete der damals bekannteste kroatische Bildhauer Ivan Rendić.
Kroatische Nation
Starčević adaptierte das politische Konzept einer kroatischen Nation, bzw. eines kroatischen Volkes. Der Nation der Kroaten seien die Bewohner Großkroatiens (z. B. Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien) zugehörig. Da auf diesem, als historisch kroatisch angesehenen, Gebiet nur die kroatische Nation existieren könne, wurden Serben und andere Völker nicht anerkannt, bzw. als orthodoxe oder muslimische Kroaten betrachtet.[5]
Sonstiges
Die Republik Kroatien kann kroatischen oder ausländischen Staatsbürgern für Verdienste um die Erhaltung und Entwicklung der kroatischen Staatsidee und die Errichtung und den Aufbau des souveränen kroatischen Staates, den 1995 gestifteten Ante-Starčević-Orden (kroatisch Red Ante Starčevića) verleihen.[6]
Starčević ist auf der Vorderseite der kroatischen 1000 Kuna-Banknote abgebildet.
In sehr vielen Orten in Kroatien sind Straßen und Plätze nach Starčević benannt, so z. B. das Zentrum der alten Oberstadt Zagrebs, der 1928 geschaffene Ante Starčević-Platz (Trg Ante Starčevića).
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Starčević, Anton. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 37. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1878, S. 152–155 (Digitalisat).
- Holm Sundhaussen: Ante Starčević. In: Mathias Bernath, Karl Nehring (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 4. Oldenbourg, München 1981, ISBN 3-486-42421-1, S. 169 ff.
- Josip Horvat: Ante Starčević, kulturno-povijesna slika [Ante Starčević: Ein kulturgeschichtliches Bild]. Verlag Antun Velzek, Zagreb 1940 (Biografie; Neuauflage: Zagreb 1990).
- M. Stoy: Starčević Ante. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, S. 99 f. (Direktlinks auf S. 99, S. 100).
Weblinks
- Biografie (kroatisch)
Einzelnachweise
- The Houghton Mifflin Dictionary of Biography, Houghton Mifflin Company, 2003, S. 1440
- Martin Broszat, Ladislaus Hory: Der kroatische Ustascha-Staat 1941–1945. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 2. Auflage. Nr. 8. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1965, S. 14.
- Burkhard Altevolmer: Nation-Building in Serbien und Kroatien : eine Studie zur Reichweite allgemeiner Theorien des Nationalismus. Ibidem-Verlag, 2004, S. 64.
- Poier, K., Saywald-Wedl, S. & Unger, H.: Die Themen der »Populisten«. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. Nr. 50. Metzler Verlag, 2020, S. 73, doi:10.1007/s41244-020-00166-z.
- Mark Biondich: Religion and Nation in Wartime Croatia: Reflections on the Ustaša Policy of ForcedReligious Conversions, 1941-1942. In: The Slavonic and East European Review. Band 83, Nr. 1, 2005, S. 75.
- Verordnung Ante-Starčević-Orden vom 6. Oktober 2000. Archiviert vom Original am 21. Mai 2009; abgerufen am 28. Februar 2021.