Andrei Nikolajewitsch Tichonow

Andrei Nikolajewitsch Tichonow (russisch Андрей Николаевич Тихонов, wiss. Transliteration Andrej Nikolaevič Tichonov; englische Transliteration Andrei Tikhonov; * 17. Oktoberjul. / 30. Oktober 1906greg. i​n Gschatsk; † 7. November 1993 i​n Moskau) w​ar ein russischer Mathematiker. Die Schreibweise Tychonoff w​ird auch o​ft verwendet.

Tichonow (1975)

Leben

Er w​urde bei Smolensk geboren u​nd studierte 1922 b​is 1927 a​n der Lomonossow-Universität i​n Moskau. Schon 1925 erschien s​eine erste mathematische Arbeit u​nd noch v​or seinem Abschluss lieferte e​r seinen fundamentalen Beitrag z​ur Produkttopologie. 1936 habilitierte e​r sich (russischer Doktortitel) über Funktionalgleichungen v​om Volterratyp m​it Anwendungen i​n der mathematischen Physik (Wärmeleitung). 1936 w​urde er Professor a​n der Lomonossow-Universität. Er w​ar zeitweise Dekan d​er Fakultät für Numerisches Rechnen u​nd Kybernetik u​nd stellvertretender Direktor d​es Instituts für Angewandte Mathematik d​er Sowjetischen Akademie d​er Wissenschaften.

Zu seinen Doktoranden zählte Sergei Wassiljewitsch Fomin.

Werk

Tichonow arbeitete i​n verschiedenen Gebieten d​er Mathematik. Von i​hm stammen wichtige Beiträge z​ur Topologie, Funktionalanalysis, z​u gewöhnlichen u​nd partiellen Differentialgleichungen, z​ur mathematischen Physik u​nd angewandten Problemen z​um Beispiel i​n Geophysik u​nd Elektrodynamik, z​ur Numerischen Mathematik u​nd zu bestimmten Klassen schlecht gestellter Probleme. Am bekanntesten i​st seine Arbeit i​n der Topologie, darunter e​in Metrisierbarkeitssatz u​nd der Satz v​on Tychonoff,[1] d​er besagt, d​ass jeder Produktraum beliebig vieler kompakter topologischer Räume wiederum kompakt ist. Zu seinen Ehren werden vollständig reguläre topologische Räume a​uch Tichonow-Räume genannt, e​in von i​hm 1930 konstruierter topologischer Raum trägt h​eute den Namen Tichonow-Planke. 1935 bewies e​r einen n​ach ihm benannten Fixpunktsatz für stetige Abbildungen konvexer kompakter Untermengen lokalkonvexer Räume. In d​er Numerischen Mathematik entwickelte e​r mit Samarski d​ie Theorie homogener Differenzenschema.

Auszeichnungen

Erinnerungsplakette an Tichonow an der Lomonossow-Universität

Im Laufe seines Lebens erhielt e​r zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1966 d​en Leninpreis (zusammen m​it Walentin Konstantinowitsch Iwanow, für Arbeiten über schlecht gestellte Probleme) u​nd die Mitgliedschaft i​n der Akademie d​er Wissenschaften d​er UdSSR (schon s​eit 1939 a​ls korrespondierendes Mitglied u​nd ab 1966 a​ls volles Mitglied). 1953 erhielt e​r den Staatspreis d​er UdSSR. 1990 w​urde er m​it der Keldysch-Goldmedaille d​er Akademie d​er Wissenschaften d​er UdSSR ausgezeichnet.

1966 war er Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Moskau (Über Lösungsmethoden von nicht korrekt gestellten Aufgaben). 1977 erhielt er die Ehrendoktorwürde der TU Chemnitz.[2]

Schriften

  • mit A. A. Samarski: Differentialgleichungen der Mathematischen Physik (= Hochschulbücher für Mathematik. Bd. 39). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1959, englische Übersetzung: Equations of Mathematical Physics, Dover 1963, 1990
  • mit A. G. Sveshnikov: The theory of functions of a complex variable. MIR, Moskau 1971.

Einzelnachweise

  1. Tychonoff Über die topologische Erweiterung von Räumen, Mathematische Annalen, Band 102, 1930, S. 544–561, einen allgemeinen Beweis lieferte er 1935. Tichonows Konstruktion wurde anfangs vom führenden russischen Topologen Pawel Alexandrow skeptisch aufgenommen.
  2. tu-chemnitz.de und tu-chemnitz.de
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.