André Falquet
André Falquet[1] (* 11. Februar 1681 in Genf[2]; † 28. Januar 1755 ebenda)[3] war ein Genfer Kaufmann und Händler sowie Mitglied im Rat der Zweihundert.
Leben
Falquets Vorfahren väterlicherseits stammten aus Pouilly (Contamine-sur-Arve). Sein Ururgrossvater Aymé Falquet war dort Essigfabrikant. André Falquets Urgrossvater erwarb schliesslich ein Grundstück in Genf. Falquets Vater Pierre war Juwelier.
André Falqet wurde am Montag, 14. Februar 1681 in der Kathedrale Saint-Pierre von Charles Dufour getauft. Taufpate war André Rousseau[2], der Bruder von David Rousseau, Jean-Jacques' Grossvater.[4]
Falquet war vom Abschluss seiner Studien (1703) an im Geschäft seines Vaters (Juwelenhandel) tätig. 1703 bereiste er Süddeutschland. Dabei wurde er in die Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs verwickelt und konnte sich, da er des Französischen mächtig war, beim französischen Marschall de Villars für die Freigabe vierer konfiszierter Wagen mit Handelsware, die Augsburger Kaufleuten gehörten, einsetzen. Dafür erhielt er von der Stadt Augsburg einen silbervergoldeten Becher, den Gobelet André Falquet. Für die der kaiserlich-österreichischen Armee geleisteten Dienste (Handelsgeschäfte) wurde Falquet mit der Nobilitierungsurkunde vom 16. Juni 1725 geadelt und sein Wappen gebessert.[5]
Aus dem Jahre 1712 finden sich Gerichtsdokumente im Zusammenhang mit einer Jeanne Falquet.[6] Aus den Jahren 1730–1733 finden sich Dokumente eines Prozesses zwischen André Falquet, auf der einen Seite, und dessen Tante Judith Falquet, und deren Mann, Moïse Faure, Dr. med. von Grenoble, auf der anderen Seite.[7]
André Falquet verheiratete sich am 10. Juni 1731 mit Suzanne Lullin.
Ab 1734 gehörte Falquet dem Genfer Rat der Zweihundert an.
Nachdem ihm im 1744 zu Hause Leintücher gestohlen worden sind, hat er Anzeige erstattet.[8]
André Falquet verstarb am 28. Januar 1755 in Genf; sein Nachlass ist im «Inventaire après-dèces» in Genf verzeichnet.
Adelsbrief
1725 wurde er mit einer Urkunde Karl VI. geadelt und sein Wappen gebessert. Das Dokument enthält 13 beschriftete Pergamentseiten, wovon die Darstellung des Wappens eine ganze Seite ausfüllt. Der gesamte Text des Dokuments ist in Latein verfasst, da die Kanzleiordnung den Gebrauch des Französischen – Andrés Muttersprache – nicht erlaubte, sondern den Gebrauch von Deutsch oder Latein vorschrieb. Die Urkunde ist mehrfach unterschrieben und bezeugt, wie es Adels- und Wappenbriefe der kaiserlichen Hofkanzlei erfordern, nämlich von
- Karl VI.;
- Friedrich Karl Graf von Schönborn, dem Reichsvizekanzler;
- Philipp Wilderich Johann Georgendiel von Georgenthal, dem «geheimen Sekretär und Referendar lateinischer Expedition» der Reichshofkanzlei;
- Jodoc Pein, dem Registrator der Reichshofkanzlei.
Am Brief ist auch das Siegel Karl VI. befestigt.
Siehe auch
Literatur
- Archives Héraldiques de la Suisse, Bd. XXXII (1918), S. 24.
- Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Zürich. Jg. 25 (1892).
- S. Brügger, J. Haller: Adelsbrief André Falquet. Aspekte einer kaiserlichen Urkunde von 1725, Aarau 2007 (Maturaarbeit).
- Gustave Chaix d'Est-Ange: Dictionnaire des familles françaises anciennes ou notables à la fin du XIXe siècle: Fab-For, Éditions Vendôme, 1983, S. 82 ff., (gallica.bnf.fr: Full view), (Google Books: snippet view).
- C.F. Lendorff: Almanach généalogique suisse, Band 4, 1913, S. 192, (archive.org: Full view), (Google Books: snippet view).
- J.-A.Galiffe: Notices généalogiques sur les familles genevoises, depuis les premiers temps, jusqu'à nos jours, Genève, 1831, S. 250 Googlebooks
- Vermerk über den Taufpaten André Rousseau in Rosenblatt, H.: Rousseau and Geneva: From the First Discourse to the Social Contract, 1749–1762, 1997, Cambridge University Press, ISBN 0-521-57004-2, Seite 31, Fussnote 99, Googlebooks.
- CH AVG (Archives de la Ville de Genève): Factums judiciaires, Band 2, Nummer 14 und 14bis.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Brügger, S. - Haller, J.: Adelsbrief André Falquet - Aspekte einer kaiserlichen Urkunde von 1725. Aarau, 2007.
- Entrée pour André Falquet dans le registre de la paroisse protestante de Saint-Pierre avec l'Auditoire: 1) Baptêmes du 1er janvier 1678 au 14 avril 1699. Archive de l'Etat de Genève, «CH AEG E.C. Saint-Pierre B.M. 10», Photo des Dokuments.
- Société généalogique de Genève: André Falquet (1681–1755), (Vor- und Nachfahren)
- Helena Rosenblatt: Rousseau and Geneva: From the First Discourse to The Social Contract, 1749–1762 (= Ideas in Context. Band 46). Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-57004-2, S. 31 Fußnote 99 (englisch, 318 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- A.B.: Le Gobelet d'André Falquet (1703), Notice par J. Mayor. Genève 1897, In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, Bd. 24., 1897, S. 134f. digitale-sammlungen.de
- Jacques Droin: Factums Judiciaires Genevois - Catalogue. Societé d'histoire et d'archéologie de Genève, Genève, Paris 1988, ISBN 978-2-600-05027-2 (französisch, 318 S.), S. 118, 119 (Google Books).
- Auguste Prudhomme: Inventaire sommaire des archives historiques de l'Hôpital de Grenoble, Archives départementales de l 'Isère, Hôpital de Grenoble, 1892, Seite 232. → Inventarnummer H 712. (Volltext und PDF) – Internet Archive (Seite 232)
- Dénonce d'André Falquet, pour un vol de draps commis à son domicile, Archives de l'État de Genève, Cote du document: «P.C. 3e série 305», (französisch), 3 Dokumente, Online-Katalog