Amiblu
Die Amiblu Holding GmbH mit Sitz in Klagenfurt ist ein Hersteller von glasfaserverstärkten Kunststoffrohren; das Unternehmen ist 2017 aus einer Fusion von Hobas Europe (Teil des österreichischen Mischkonzerns Wietersdorfer) und Amiantit Europe (Teil der saudischen Amiantit Gruppe) hervorgegangen. Zusammen mit der Zentrale in Klagenfurt betreibt Amiblu Produktionsstätten in Deutschland, Spanien, Polen und Rumänien und beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter. Das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Norwegen ist ein offiziell akkreditiertes Prüflabor für GFK-Rohre.[1]
Amiblu Holding GmbH | |
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Sitz | Klagenfurt, Österreich |
Leitung | Alexander Frech |
Branche | Bauzulieferer |
Website | www.amiblu.com |
Produkte
Amiblu produziert glasfaserverstärkte Kunststoffrohre (GFK-Rohre) mit Hilfe zweier Verfahren: Schleuder- und Wickelverfahren.[2] Durch diese beiden Verfahren können nicht nur kreisrunde, sondern auch nicht-kreisrunde (non circular, NC) Rohre, Formteile, Schächte, Behälter und Zubehör wie beispielsweise Kupplungen aus glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK) hergestellt werden. Die Produkte finden Einsatz als Trinkwasser-, Abwasser-, Be- und Entwässerungsleitungen, als Wasserkraftwerks-, Schutz- und Lüftungsleitungen; sie werden im Schachtbau, Hochwasserschutz und in verschiedenen industriellen Applikationen verwendet.[3] Verlegt werden können die Rohre im offenen Graben, grabenlos durch Vortrieb oder Relining, oberirdisch und im Wasser (Süß- oder Salzwasser).
Unternehmensgeschichte
In den 1950er Jahren suchte man in der Basler Stückfärberei nach einer Alternative zum traditionellen Färben von Stoffen. Gesplitterte und verfärbte Holzzylinder, um die die Stoffe gewickelt wurden, gefährdeten die Textilien. Entwickelt wurde ein Schleuderprozess für GFK, der bis dato hauptsächlich im Automobil-, Flugzeug- und Schiffbau eingesetzt wurde. Aufgrund der Korrosions- und Chemikalienbeständigkeit eignete sich das Material optimal für die gestellten Anforderungen. Schnell wurde erkannt, dass die Vorteile auch bei weiteren Anwendungen nützlich sein könnten, wie den Transport für Wasser. So entstand das Patent für geschleuderte GFK-Rohrsysteme.[4] 1957 wurde daraufhin das Unternehmen Hobas in Basel gegründet, 1977 erwarb die Wietersdorfer Gruppe die Lizenz für die Rohrproduktion in Österreich und war ab dem Jahr 1984 zu 50 % an Hobas beteiligt. Seit 2011 ist Hobas im vollständigen Besitz der Wietersdorfer Gruppe.[1]
2016 verkündeten Wietersdorfer (Inhaber der Hobas Gruppe) und Amiantit Europe die Absicht eines Zusammenschluss ihrer europäischen Aktivitäten. Amiblu wurde 2017 gegründet und vertreibt auch die Hobas Produkttechnologie; die beiden Aktionäre halten jeweils 50 % an der neu gegründeten Amiblu-Gruppe.[1][5]
Hobas Schleuderprozess und chemische Zusammensetzung
Die Produkte bestehen im Wesentlichen aus ungesättigten Polyesterharzen (UP), geschnittenen Glasfasern (GF) und mineralischen Verstärkungsstoffen.[6] In einer rotierenden Matrize wird das Rohr von außen nach innen aufgebaut. Nachdem das gesamte Material in die Matrize eingebracht wurde, wird die Rotationsgeschwindigkeit erhöht, wodurch die Rohstoffe mit einer Beschleunigung von bis zu 75 g (75-fache Erdbeschleunigung) gegen die Matrizenwand gepresst, entgast, verdichtet und ausgehärtet werden. Dieser Prozess ermöglicht es, die Wanddicke bei hoher Längsdruckfestigkeit durchgehend gleichmäßig zu gestalten. Die dreidimensionale chemische Verbindung des Harzes verhindert eine Verformung (Duroplast).[7]
Umweltbewusstsein
Im Rahmen einer Umweltstudie, die Hobas in Zusammenarbeit mit der GSTT (German Society for Trenchless Technology) im Mai 2011 veröffentlicht hat, wurden die CO2-Emissionen bei der Verlegung im offenen Graben mit denen, die bei Vortrieb entstehen, verglichen. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass für das Czajka-I-Projekt die grabenlose Verlegung von Abwasserrohren eine klimaverträglichere Lösung darstellt als eine offene Verlegung. Dank der Wahl einer grabenlosen Technologie konnten insgesamt 376.734 Tonnen CO2 oder die jährlichen CO2-Emission von 104.430 Autos eingespart werden. Miteinbezogen wurden die Emissionen von Produktion, Transport, Verlegung (Vortrieb bzw. offene Verlegung) sowie Verkehr (Umleitungen, Staus).[8]
Literatur
- Peter Grombach, Klaus Haberer, Gerhard Merkl, Ernst U. Trueb: Handbuch der Wasserversorgungstechnik. Oldenbourg Industrieverlag, 1999, ISBN 978-3-8356-6394-7.
- GWE EXTRA 2008 – Das Jubiläumsheft von GWF Wasser/Abwasser und GWF Gas/Erdgas zum 75-jährigen Jubiläum des Oldenbourg Verlags.
- Karl Pahl: Wasserwirtschaft – Die Bedeutung der Wasserwirtschaft gestern, heute, morgen. Steffen Verlag, 2005, ISBN 3-937669-53-1.
- Victor Vladimirov: "Vergleich der CO2-Emissionen bei grabenloser und offener Verlegung von Vortriebsrohren De 3000 für das Projekt Czajka, Warschau, Polen", in: GSTT – German Society for Trenchless Technology E.V.: "Informationen – Ökologie und Ökonomie", 1. Auflage, Books on Demand GmbH, 2012, ISBN 978-3-8448-2075-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Über uns. In: Hobas. Abgerufen am 20. Mai 2019.
- Amiblu ist der weltweit größte Anbieter von GFK-Rohrsystemen und -Lösungen. In: Amiblu. Abgerufen am 5. August 2021 (deutsch).
- Amiblu Anwendungen. In: Amiblu. Abgerufen am 5. August 2021 (deutsch).
- hobas.com, abgerufen am 29. November 2011.
- Plastic News Europe: Hobas, Amiantit complete European merger, 15. September 2017 (englisch)
- hobas.com, abgerufen am 29. November 2011.
- hobas.com, abgerufen am 29. November 2011.
- Vladimirov, V (2011): Vergleich der CO2-Emissionen bei grabenloser und offener Verlegung von Vortriebsrohren De 3000 für das Projekt Czajka, Warschau, Polen, in: GSTT – German Society for Trenchless Technology E.V.: Informationen – Ökologie und Ökonomie, 1. Auflage, Norderstedt.