Alte Schlossmühle Modau
Die Alte Schlossmühle (auch: „Schlossmühle“) in Nieder-Modau im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg liegt in unmittelbarer Nähe der Neuen Schlossmühle aufwärts der Modau. Die Mühlen lagen vor der Eingemeindung von Modau am 1. Januar 1977 zu Ober-Ramstadt[2] in zwei unabhängigen Gemeinden und sind auch heute noch voneinander unabhängig (bis auf den Bachlauf der Modau).
Alte Schlossmühle | ||
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Alte Schlossmühle in Nieder-Modau, 1881 neu erbaut | ||
Lage und Geschichte | ||
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Koordinaten | 49° 48′ 24″ N, 8° 44′ 18″ O | |
Standort | Deutschland | |
Gewässer | Modau | |
Stillgelegt | 1986[1] | |
Zustand | Stillgelegt und unter Denkmalschutz | |
Technik | ||
Nutzung | Getreidemühle | |
Mahlwerk | Mahlgang | |
Antrieb | 1× Wasserrad, später 1× Wasserturbine | |
Wasserrad | oberschlächtig |
Geschichte
1486 werden erstmals zwei Mühlen genannt: "[…] zwo Mhulen zu Nidder-Modaw, welche uff unser Eyenthumb erbaut sind […]."[3] Hans Thielmann und Hans Sehberg sind die Pächter. 1549 werden im Lagerbuch des Hans Eberhardt von Wallbrunn dessen Besitzungen benannt, u. a.: „vier Schilling vom Gertigen, neben der Muhl über die Bach gelegen, bei der alten Burg.“ 1617 ist Kaspar Hoffmann Bäcker und Müller auf der Mühle.[4] 1629 heißt es in einer Beschreibung des Amtes Lichtenberg: „Zu Niedermodau eine Mahlmühle mit zwei Gängen, gehört dem Bereiter Matthes Lang zu Darmstadt, zinst an Hessen.“[5] Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wird die Schlossmühle zerstört. 1684 wird dann Heinrich Bernhard genannt, der sie offenbar als Mahl- und Schneidemühle wieder aufgebaut hat.[6] Die zweite Mühle war zu dieser Zeit bereits untergegangen. Ab 1787 wird die Schlossmühle „Bernhards Mühle“ genannt.[7] 1788 Johann Georg Frankenberger, 1790 Nikolaus Frankenberger. 1809 wird die Mühle durch Konsistorialrat Krämer aus Reinheim versteigert.
1825 ist Wilhelm Klinger (* 1759, † 1827) der Besitzer der Mühle. Dadurch resultiert die Namensänderung in „Klingersche Mühle“. 1828 brannte die Mühle ab und war im darauffolgenden Jahr wieder aufgebaut.[8]
1841 kommt es zum gerichtlichen Streit zwischen Johannes Klinger (Alte Schloßmühle) und Heinrich Matthes (Neue Schloßmühle), letzterer beantragte die Einrichtung eines Mühlenwehrs. Verhandelt wird die Auseinandersetzung vor dem Appellationsgericht in Darmstadt. Bedingt durch diese Streitigkeit wurde 1870 ein Eichpfahl zwischen der Alten und der Neuen Schlossmühle angebracht. Der Prozess zog sich allerdings noch bis ins Jahr 1875.[8]
Im Jahre 1850 wird in der Alten Schlossmühle eine Dampfmaschine für den Antrieb der Mühle genutzt. Johannes Klinger bringt über dem Bogen des Tores sein Familienwappen an.[8] 1869 werden im Hessischen Wohnplatzverzeichnis 15 Bewohner in der Mühle gezählt.[9]
1872 ändert sich der Name der Alten Schlossmühle durch die Eheschließung der Christiane Klinger (* 1854, † 1901) mit dem Mühlenbesitzer Friedrich Wilhelm Bauer (* 1845, † 1916), von der Schmalmühle in Fränkisch-Crumbach, in „Bauersmühle“.[10] In der Nacht zum 4. August 1881 zerstörte ein Brand einen großen Teil der Mühle.[11] 1986 wurde die Mühle von der Familie Bauer stillgelegt und 1993 verkauft.
1997 wechselte die Alte Schlossmühle erneut an den Besitzer eines Parkettverlegebetriebes. Das Mühlenanwesen steht heute unter Denkmalschutz.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Wilhelm Müller (Bearb.): Hessisches Ortsnamenbuch. Teil 1 – Starkenburg. Herausgegeben von der Historischen Kommission für den Volksstaat Hessen, Darmstadt 1937, (DNB 366995820), S. 508.
- Siegfried RCT Enders: Landkreis Darmstadt-Dieburg. In: Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland – Kulturdenkmäler in Hessen, Braunschweig/Wiesbaden 1988, (DNB 880994282), S. 387.
- Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt, Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, S. 133–136, 140.
Weblinks
- Alte Schloßmühle, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 24. August 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 14. Mai 2019.
Einzelnachweise
- Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Hrsg.: Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt. Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, S. 140.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II Nr. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318 ff., § 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, E 10 Nr. 525.
- Datensammlung Heinz Reitz.
- Rudolf Kunz. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 12. Jhrg. Heft 3, 1965.
- Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, E 10 Nr. 2531.
- Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Hrsg.: Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt. Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, S. 133, 134.
- Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Hrsg.: Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt. Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, S. 135.
- 1872 Versteigerung der Mobilien. In: Dieburger Kreisblatt, Nr. 39/1872.
- Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Hrsg.: Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt. Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, S. 136.
- Mühlenbrand. In: Odenwälder Bote vom 6. August 1881