Alfsee
Der Alfsee (offizielle Bezeichnung: Hochwasserrückhaltebecken Alfhausen-Rieste) ist ein 2,2 km² großer Stausee im Norden des Landkreises Osnabrück in Niedersachsen (Deutschland).
Alfsee | |||||||||||
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Koordinaten | 52° 29′ 16″ N, 7° 58′ 29″ O | ||||||||||
Daten zum Bauwerk | |||||||||||
Bauzeit: | 1971–1983 | ||||||||||
Höhe der Bauwerkskrone: | 44 m ü. NN | ||||||||||
Kronenlänge: | 320 m | ||||||||||
Basisbreite: | 17 m | ||||||||||
Daten zum Stausee | |||||||||||
Höhenlage (bei Stauziel) | 37 m ü. NN | ||||||||||
Wasseroberfläche | 2,2 km² (220 ha) | ||||||||||
Stauseelänge | 2,88 km | ||||||||||
Stauseebreite | 1,35 km | ||||||||||
Gesamtstauraum: | 12,7 Mio. m³ (inkl. Reservebecken: | ||||||||||
Einzugsgebiet | 660 km²[1] | ||||||||||
Besonderheiten: |
Reichhaltige Vogelwelt | ||||||||||
Er dient als Hochwasserrückhaltebecken für das Einzugsgebiet der Hase und als Naherholungsgebiet.
Geografie
Der Alfsee befindet sich im nördlichen Bramgau im Osnabrücker Land. Er liegt rund 25 km nördlich Osnabrücks bzw. 8 km nördlich Bramsches südöstlich der Ankumer Höhe. Etwa 95 Prozent seiner Fläche gehören zur westlich gelegenen Gemeinde Alfhausen, nach welcher der Stausee benannt ist. Der Rest, eine Bucht im Osten des Sees, gehört zur im Osten befindlichen Gemeinde Rieste.
Seenwelt
Vier Seen
Die Wasseroberfläche des Alfsees (Hauptbecken) umfasst 2,2 km², die Uferlänge ca. sieben Kilometer. Seine maximale Länge beträgt 2,88 km in Nord-Süd-Richtung. In West-Ost-Richtung ist er im Süden bis 330 m und im Norden bis 1.350 m breit. Das im Normalfall (Dauerstau) gespeicherte Wasservolumen beträgt rund 3,1 Mio. m³ bei einer Wassertiefe zwischen 1,50 und 1,75 m. Der Stauraum beim höchsten Stauziel umfasst 12,7 Mio. m³ bei einer Wassertiefe von 7 m. Dieses Stauvolumen wurde durch den Bau eines rund 9 Meter hohen Ringdeiches realisiert, welcher das komplette Becken umgibt.
Unmittelbar südlich, wo der künstlich angelegte Wasser-Zuleiter von der Hase in die Alfsee-Seenwelt einmündet, ist dem eigentlichen Stausee ein kleines Absetzbecken vorgelagert, von dem das Wasser über eine etwa 330 m lange Überlaufschwelle in den See einfließt. Der Höhenunterschied der Wasseroberfläche zum Hauptbecken beträgt im Normalfall (Dauerstau) rund 2 m.
Unmittelbar nordöstlich ist dem Alfsee ein Reservebecken nachgelagert, das in Nord-Süd-Richtung maximal 700 m lang und in West-Ost-Richtung bis zu 425 m breit ist. Es fasst ein maximales Stauvolumen von 8,1 Mio. m³ und ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Abgesehen von einem kleineren, flachen See in der Mitte liegt das Becken im Normalfall trocken und ist zum Teil bewaldet. Es ist ebenfalls komplett eingedeicht. Ein rund einen Kilometer langer und 5 Meter breiter Durchleiter kann 30 m³/s vom Auslass des Hauptbeckens zum Auslass des Reservebeckens abführen.
Direkt östlich grenzt an den Alfsee der kleine Dubbelausee, der in West-Ost-Richtung maximal 400 m und in Nord-Süd-Richtung bis 360 m lang ist und auf 37 m ü. NN liegt. Er entstand beim Abbau von Sand als Material für die Deiche und dient nicht der Hochwasserrückhaltung, sondern wird touristisch genutzt.
Zu- und Abfluss
Der Alfsee stellt ein Hochwasserrückhaltebecken im „Nebenschluss“ dar. Das bedeutet, dass der ursprüngliche Flusslauf der Hase weiterbesteht und ein Teil des Wassers den See östlich umfließt. Nördlich der Stadt Bramsche zweigt an einem als Wehr ausgeführten Verteilerbauwerk ein künstlich angelegter, eingedeichter Zuleiter von der Hase ab, der Wasser aus Richtung Süden auf etwa 4,5 km Länge in die Seenwelt des Alfsees führt.
Vom Auslass des Reservebeckens fließt das Wasser durch einen ebenfalls künstlichen, rund 2,5 km langen Ableiter in Richtung Norden, ehe es wieder in die Hase mündet. Unmittelbar hinter dem Auslassbauwerk mündet die Ueffelner Aue in den Ableiter.
Höchste Füllmengen
Eine volle Ausnutzung der Aufnahmekapazität des Alfsees und des Reservebeckens von zusammen 20,8 Mio m³ wurde bislang noch nicht benötigt.
Die höchsten Füllstände waren:[2]
- 18,2 Mio. m³ in 1998 nach Orkan Xylia
- 11,7 Mio. m³ in 2010 nach Tief Cathleen
- 11,1 Mio. m³ in 2008
Geschichte und touristische Angebote
Planungsphase
Mit dem „Generalplan für die Wasserregulierung im Hasegebiet“ vom 17. Januar 1964 wurde erstmals von einem Hochwasserrückhaltebecken im Bereich der Gemeinden Alfhausen und Rieste gesprochen.[3] Dieses sollte die ständige Gefahr von Überflutungen am Unterlauf der Hase bannen und so die Landwirtschaft fördern. Schon bei kleineren bis mittleren Hochwassern trat die Hase über die Ufer und überschwemmte weite Flächen.
Bauphase
Für den Bau wurde eigens eine Abteilung „Haseregulierung“ im Osnabrücker Wasserwirtschaftsamt eingerichtet. Sie überwachte und plante den Bau des Alfsees mit einem Büro in der Alfhausener Bauerschaft Heeke. Die Bauarbeiten für den Alfsee begannen 1970[4] mit Rodungs- und Deichbauarbeiten auf der zukünftigen Seefläche. Die vorgesehenen Flächen wurden ganzjährig teilweise sogar im Schichtbetrieb für den Bau hergerichtet. 1976 wurde die Riester Straße auf den Trenndeich verlegt, um für den See und das Reservebecken Platz zu machen.[5]
Die 330 m lange Überlaufschwelle, der Einlauf des Alfsees, wurde 1974 mit einem 10 ha großen Absetzbecken gebaut. Hier sollen sich Sand und Schwemmpartikel absetzen, die die Wasserqualität des Sees verschlechtern würden. Auch das Auslassbauwerk wurde 1974 errichtet. Im Sommer 1980 wurde das Verteilerbauwerk in Sögeln fertiggestellt, hier wurde die Trennung der Tiefen Hase vom Zuleiter errichtet. 1981 wurde der Ringdeich fertiggestellt, der Sand wurde aus dem Dubbelausee entnommen. Den Baumaßnahmen fiel das bei Thiene gelegene Naturschutzgebiet Pastors Pool mit seinen seltenen Pflanzenarten zum Opfer.
Nach Fertigstellung
Der erste Probestau war für den Herbst 1981 geplant, wurde jedoch durch ein starkes Unwetter mit Hochwasser notwendigerweise schon im Frühjahr vollzogen. Um die Einflüsse auf die Umwelt und Grundwasser zu testen, wurde im Januar 1982 der erste offizielle Probestau vollzogen. Bei einer Stauhöhe von vier Metern zeigten sich kaum Beeinflussungen auf das Grundwasser in der näheren Region.
Dem Hochwasser der Hase waren die Orte in der Region über Generationen ausgesetzt. Erst mit der endgültigen Fertigstellung des Alfsees hörten Anfang der 1980er Jahre die regelmäßigen Überschwemmungen generell auf.
Am 28. Oktober 1998 bei einem der größten Hochwässer seit 1946 wurden Haupt- und Reservebecken mit 18 Millionen Kubikmetern Hasewasser geflutet und der Unterlauf der Hase vor starken Überschwemmungen geschützt.
Ab 1976 wurde auf dem Gebiet des Dorfs Rieste am Ostufer ein Ferienpark errichtet. Dort befinden sich heute unter anderem Ferienhäuser, mehrere Campingplätze und das Ringhotel Alfsee Piazza. Neben den Campingplätzen liegt der Dubbelausee mit drei Wasserskianlagen und einem Strandbad. In der Nähe gibt es eine Kartbahn, das Kinderautoland, die „Bullermeck“-Spielscheune, das „Erlebnisland Irrgarten Alfsee“ und verschiedene Restaurants. Der Alfsee ist auch bei Anglern beliebt, vor allem wegen des Schleienvorkommens.
Das Staubecken wurde anfangs für Wassersportzwecke genutzt; ein Bootshafen mit Bootsverleih und eine Segelschule eingerichtet. Es bot somit die Möglichkeit zum Segeln, Surfen und Tretbootfahren. Mittlerweile wurde der Stausee größtenteils zum Vogelschutzgebiet erklärt, daher sind diese Flächen für den Wassersport gesperrt.
Die im Jahr 2000 eingeweihte Jugendherberge Alfsee-Rieste liegt in Nähe der Erholungsanlagen und verfügt über 172 Betten. Im Jahr 2016 gab es hier über 25.200 Übernachtungen.
In der Nähe des Ferienparks wurde 1998 der Archehof Arche Alfsee errichtet. Die Einrichtung gehört zu einem von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) unterstützten Netzwerk von Einrichtungen, durch die vom Aussterben bedrohte alte Haustierrassen geschützt werden sollen. Seit 2014 darf sich der Archehof aufgrund des Haustierparkcharakters und der großen Menge an verschiedenen gefährdeten Nutztierrassen „Archepark“ nennen. Die Arche Alfsee beherbergt u. a. Poitou-Esel, Wollschweine, Skudden, Diepholzer Gänse, Lakenfelder Hühner und Vorwerkhühner.[6]
In der alten Segelschule am Deich wurde am 5. März 2020 das Naturschutz- und Bildungszentrum Alfsee eröffnet.[7] In der Nacht zum 1. Oktober 2020 wurde das kaum ein halbes Jahr alte Naturschutz- und Bildungszentrum durch ein Großbrand, welcher aus einer Brandstiftung entstand, zerstört. Die Feuerwehren aus Alfhausen, Rieste, Bramsche, Ankum und Wallenhorst konnten trotz größter Mühen das Gebäude nicht retten. Der Wiederaufbau wurde schon kurz nach dem Feuer aufgenommen.
Verkehrsanbindung
Der Alfsee, der sich südöstlich von Alfhausen wenige hundert Meter östlich der B 68 befindet, kann von dieser Bundesstraße und von der Anschlussstelle Neuenkirchen-Vörden der etwas östlich vorbeiführenden A 1 erreicht werden. Der im Stundentakt von Bremen (über Delmenhorst) und Osnabrück aus bediente Bahnhof Rieste ist nur etwa 1.800 m vom Alfsee entfernt.
Bilder
- Open-Air-Kino
- Wasserskianlage des Dubbelausees (Winter)
- Ehemaliger Bootshafen
- Überlauf
- Panoramabild des Alfsees
- Blick vom Staudamm auf den Alfsee
- Ferien- und Erholungspark östlich des Alfsees
Einzelnachweise
- https://www.nlwkn.niedersachsen.de/download/58244/Alfsee.pdf 14. Seebericht Alfsee des Nlwkn (pdf)
- https://www.pegelonline.nlwkn.niedersachsen.de/Karte Angaben zu den Extremwerten des Alfsees
- Christof Haverkamp: Regulierung der Hase, in Die Erschließung des Emslandes im 20. Jahrhundert als Beispiel staatlicher regionaler Wirtschaftsförderung. S. 164
- Der Alfsee – Planung und Wirklichkeit, in Alfhausen eine Chronik in Bildern. Selbstverlag der Gemeinde Alfhausen. Zweite Auflage 2011. S. 168
- Der Alfsee – Planung und Wirklichkeit, in Alfhausen eine Chronik in Bildern. Selbstverlag der Gemeinde Alfhausen. Zweite Auflage 2011. S. 169
- Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH): Arche-Park Nr. 13: Arche-Alfsee
- Ilona Ebenthal: NBZ Alfsee in Rieste öffnet erstmals für die Öffentlichkeit. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 6. März 2020.
Weblinks
- Hochwasser-Rückhaltebecken Alfhausen-Rieste, auf nlwkn.niedersachsen.de
- Alfsee, Niedersachsen, auf talsperren.net
- Gewässersteckbrief Alfsee, auf anglermap.de
- Dorfentwicklungsplan Alfseeregion. PW Ingenieurplanung GmbH. 28. September 2016