Alfred Vonderweid
Alfred Vonderweid (* 10. Oktober 1804 in Freiburg; † 30. März 1881 ebenda) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Biografie
Vonderweid war katholisch und stammte aus einer Familie der privilegierten Bürgerschaft. Seine Eltern waren Jacques-Philippe, Grossrat (1816–1831), Mitglied des Geheimen Gerichts (1828–1831) und Seckelmeister (1836–1845), und Joséphine geb. d’Andlau. Er heiratete Julia-Valentine de Couessin de Bois-Riou, aus französischem Adel.
Vonderweid studierte Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau und München. 1840 war er Sekretär des Polizeirats, von 1841 bis 1845 Schreiber am Kantonsgericht und von 1846 bis 1847 Staatskanzler. Als Gegner des Radikalismus gehörte er zum Komitee der Volksversammlung von Posieux 1852. Er sass 1854 bis 1872 im Nationalrat und 1856 bis 1871 als Abgeordneter des Sensebezirks im Grossen Rat.
Politische Karriere
Bei der allgemeinen Staatsratswahl vom 27. November 1855 wählten die Radikalen sieben der ihren, doch Georges Clément und Joseph Wicky lehnten ihr Mandat ab. Da die Radikalen Unterstützung für ihre Eisenbahnpolitik benötigten, wählte der Grosse Rat am 28. November die Liberal-Konservativen von der Weid (im zweiten Wahlgang mit 36 von 63 Stimmen) und François-Xavier Bondallaz.
Vonderweid leitete die neu geschaffene Kultusdirektion. Mit der Annahme des Dekrets vom 17. November 1856 gelang es ihm, die Konflikte mit der katholischen Kirche zu beenden, da dieser Erlass den mit den kirchlichen Behörden vereinbarten Modus Vivendi genehmigte. Damit konnte der vom radikalen Regime vertriebene Bischof Marilley zurückkehren. «Bischof gegen Eisenbahn» werden manche gesagt haben. Vonderweid profitierte vom Regimewechsel, um die Kultusdirektion (1856–1857) zu verlassen und die Polizei- und Kriegsdirektion zu übernehmen (1857–1865). Von 1841 bis 1845 im eidgenössischen Generalstab, wurde er 1861 Oberst der Artillerie. Unter ihm wurden das Gesetz vom 18. Dezember 1858 über die militärische Organisation und das Gesetz vom 3. Juni 1863 über die Subventionen für Schützenvereine verabschiedet. 1864 kandidierte er ohne Erfolg als Bundesrat.[1]
Als Staatsrat engagierte sich Vonderweid für die Schaffung der Eisenbahnstrecke Bern–Freiburg–Lausanne. Er unterstützte die Bemühungen von Julien Schaller, Rodolphe Weck-Bussy und Louis de Weck-Reynold, indem er erfolgreich Missionen in Paris und London unternahm, um Kapital zu finden. Von 1859 bis 1872 sass er im Verwaltungsrat der Eisenbahngesellschaft Lausanne–Fribourg–Berne.
Nach seinem Rücktritt aus dem Staatsrat war er Direktor der Westbahngesellschaft (1865–1872) und Mitglied von deren Betriebskomitee (1865–1871 und 1872–1874). Viel Zeit widmete er seinen militärischen Aktivitäten und zudem war er Sekretär des Freiburgischen Landwirtschaftlichen Vereins.
Als typischer Vertreter des liberalen Flügels der Liberal-Konservativen stand er in Opposition zu den Radikalen, bekämpfte aber auch die ultrakonservativen und ultramontanen Tendenzen in seiner eigenen Partei. Er befürwortete insbesondere den Entwurf für die Revision der Bundesverfassung von 1872, den die Konservativen bekämpften.
Im Jahr 1881 präsidierte er das Organisationskomitee für das eidgenössische Schützenfest in Freiburg, als er im Alter von 77 Jahren starb.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.
Weblinks
- Jean-Pierre Dorand und CN: Weid, Alfred von der. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- Urs Altermatt: Jean-Jacques Challet-Venel. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Das Bundesratslexikon. NZZ Libro, Zürich 2019, ISBN 978-3-03810-218-2, S. 113.