Joseph Wicky
Joseph Wicky (* 15. Juli 1788 in Freiburg; † 31. Dezember 1856 daselbst) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben
Wicky war katholisch und entstammt einer Luzerner Familie, die seit 1753 das Freiburger Bürgerrecht besass. Seine Eltern waren Jacques-Xavier Wicky (1757–?), Vermessungskommissar (1784) und Notar (1786), und Marie-Catherine geb. Guillod. Jacques-Xavier spielte eine wichtige Rolle in der Helvetischen Republik: Er war Mitglied (1798–1803) und Präsident (1800–1803) der Verwaltungskammer des Kantons Freiburg, welche die örtlichen Güter der Zentralregierung verwaltete. Zudem war er Mitglied des kantonalen Gerichts. Unter der Mediation war er als Einnehmer tätig (1803–1814). Joseph Wickys Neffe Jean-Edouard (1832–1884) war Gründer und erster Direktor der Kunstdüngerfabrik, in der er mit dem Arzt Félix Castella zusammenarbeitete, der der Sohn von André Castella, eines radikalen Staatsrats des Regimes von 1848 war.
Der junge Joseph Wicky durchlief eine Militärkarriere im Dienst des Napoleonischen Reiches und beteiligte sich an den Feldzügen in Preussen (1806), Polen (1806–1807) und Österreich (1809). In der Schlacht bei Wagram (1809) wurde er durch einen Kopfschuss verletzt. Anschliessend diente er in Portugal und Spanien (1810–1812) und entging so dem Russlandfeldzug. In der Schlacht von Almeida (1811) wurde er durch eine Kugel in den Oberschenkel und einen Lanzenstoss in die Wange verletzt. Als kühner Draufgänger in der französischen Kavallerie bezwang er bei der Belagerung von Burgos mit zwölf Mann einen Artilleriezug. Er nahm an der Völkerschlacht bei Leipzig teil (1813) und erhielt die Ehrenlegion. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz war er Hauptmann-Instruktor der Freiburger Kavallerie (1817–1831) und dann Chef dieser Truppe. 1832 wurde er zum kantonalen Oberstleutnant ernannt. 1837 wurde er in den eidgenössischen Generalstab berufen, und man vertraute ihm mehrere wichtige Kommandos an.
Im November 1847 betrat er als Mitglied der provisorischen Regierung und Kriegsdirektor das politische Parkett. Am 8. März 1848 wurde er mit 56 von 62 Stimmen an siebter Stelle in den Staatsrat gewählt. Seine Kollegen setzten ihn an die Spitze der Kriegsdirektion, die er von 1848 bis 1855 leitete. Er brachte das Gesetz vom 16. Januar 1848 über die Organisation der Freiburger Miliz durch. Wicky war nicht nur Kriegsdirektor, sondern auch Chefkommandant aller freiburgischen Truppen im Rang eines Obersts. Er spielte eine grosse Rolle bei der Unterdrückung der Aufstände von Nicolas Carrard. Nachdem er am 27. November 1855 mit schlechtem Ergebnis wiedergewählt worden war (im fünften Wahlgang mit 34 von 65 Stimmen), zog er sich aus dem Staatsrat zurück. Ein Jahr später, am 31. Dezember 1856, starb er im Alter von 68 Jahren.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.